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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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Ächzen und gemurmelten Flüchen schaffen wir eine lange Tafel in die Küche und legen zwei alte Decken darauf, die wir gefunden haben. Die Anstrengung hat jedwede verbliebene Kälte aus meinen Knochen vertrieben. »Lasst uns nachsehen gehen, ob wir ihn hier hereinschaffen können«, sage ich mit einem resignierten Seufzer, denn es wird genauso einfach sein wie der Versuch, einen fetten Ochsen zu tragen.
    Draußen hat der Regen nicht nur den gröbsten Dreck von dem Kranken weggewaschen, sondern ihn aus seinem Schlaf geweckt. Als der Wärter und ich über die Seitenbretter des Wagens hinweg auf ihn hinabspähen, blinzelt er zu uns empor, Wassertropfen auf seinen dichten Wimpern. Als er mich sieht, tritt Verwirrung in seine Augen, und plötzlich erhebt sich mein Ärger erneut in mir, ein weißglühender Zorn, dass er mich meiner Beute beraubt hat – dem Einzigen, das alles aufgewogen hätte, was ich während der vergangenen sechs Monate ertragen habe. Ich beuge mich vor und halte mein Gesicht dicht an seins. »Ich wurde auf persönlichen Befehl der Herzogin ausgeschickt, Euch zu helfen, und wie belohnt Ihr mir meine Mühe? Indem Ihr all meine sorgfältig geschmiedeten Pläne ruiniert.«
    Seine Augen weiten sich vor Überraschung. »Von jetzt an und bis ich Euch sicher nach Rennes geschafft habe, werdet Ihr genau das tun, was ich sage, und nichts anderes, verstanden? Oder aber ich werde Euch hierlassen, damit Ihr im Regen verreckt.«
    »Was habe ich ruiniert?« Seine Stimme ist rau, wie ein Haufen Steine, die einen Hügel hinunterrollen.
    »Pläne, an denen ich sechs lange Monate gearbeitet habe. Warum? Warum habt Ihr das getan?«, frage ich.
    »Was getan?«
    Ich strecke den Finger aus und berühre mein schmerzendes Kinn. »Mich mitgenommen.«
    Er schüttelt den Kopf, als versuche er, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. »Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist eine beharrliche, peinigende Stimme, die Gift und Lügen gespien hat.«
    »Das war ich«, entgegne ich knapp.
    »Ihr?« Er wirkt gründlich verwirrt, als könne er diese Stimme nicht mit dem in Einklang bringen, was er vor sich sieht.
    »Ja, Ihr großer Tölpel. Es war die einzige Möglichkeit, wie ich Euch dazu bringen konnte, Euch die Treppe hinaufzubewegen und dann hinein in den Karren.«
    »Ihr habt versucht, Kampfeslust in mir zu entfesseln? Habt Ihr Stroh im Kopf?«
    »Niemand hatte eine bessere Idee, was die Frage betraf, wie wir Euch aus dem Kerker schaffen könnten. Ich habe lediglich die Werkzeuge benutzt, die ich parat hatte.«
    »Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass Ihr nur einen Hieb aufs Kinn bekommen habt.« Er blinzelt wieder zu mir empor, als versuche er, etwas zu verstehen, das ihm im Kopf herumgeht. »Außerdem habt Ihr den Eindruck gemacht, als hättet Ihr Angst«, murmelt er.
    Ich starre ihn an. »Wer hat jetzt Stroh im Kopf? Ich hatte eine Mission – Angst hat da keine Rolle gespielt.« Aber das ist eine Lüge. Ich hatte schreckliche Angst, und ich hasse es, dass er es gesehen hat.

Sechzehn
    B LEICH WIE EIN L EICHNAM und schwer atmend hievt sich der Ritter auf den langen Tisch, dann hilft ihm der Wärter, sich niederzulegen. Er schließt die Augen, und es ist klar, dass selbst diese kleine Anstrengung ihn viel gekostet hat. Merde. Es ist nur gut, dass ich nicht nach Nantes zurückkehre, denn dieser Mann wird jede Unze meiner dürftigen Heilkünste benötigen – und ein wenig vom Glück der Heiligen selbst –, um es bis nach Rennes zu schaffen. Wenn er unterwegs stirbt, dann werde ich wirklich und wahrhaftig nichts für all meine Arbeit und meine Opfer bekommen haben. Ich greife mir einen Eimer von einem Haken an der Wand und drücke ihn dem Wärter in die Hände. »Hier. Wir werden Wasser brauchen, um ihn ganz zu waschen. Und holt die beiden Bündel herein, die noch im Wagen liegen.«
    Ohne meine Befehle infrage zu stellen, nimmt er den Eimer entgegen und geht wieder nach draußen in den Regen. Ich nehme eine Zündschachtel aus einem der Bündel, die ich mit hereingebracht habe, und gehe zum Kamin, um ein Feuer zu entzünden. Die Wolken am Himmel werden höchstwahrscheinlich auch Rauch verbergen, der es schafft, über die Baumwipfel hinüberzusteigen. Trotzdem, ich mache nur ein kleines Feuer, gerade genug, um etwas Wasser für die Umschläge zu erhitzen, die ich für die Wunden des Ritters machen muss.
    Als der Wärter zurückkommt, legt er die zwei Bündel neben die anderen, dann macht er sich daran, Wasser aus dem Eimer in

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