DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Ehefrau …« Der Schnaps trifft auf sein rohes Fleisch, und er bäumt sich auf dem Tisch auf und brüllt vor Schmerz, bevor er endlich ohnmächtig wird.
Siebzehn
S CHOCKIERT STARRE ICH AUF den bewusstlosen Riesen vor mir. Seine Schwester war d’Albrets Ehefrau? Wie kann das sein? In welches verrückte, verworrene Netz haben uns die Götter verwoben?
Ich betrachte das klobige, zerschundene Gesicht und suche nach Spuren von Alyse, d’Albrets sechster Ehefrau. Sie hat davon gesprochen, einen Bruder zu haben, aber es ist schwer vorstellbar, dass diese beiden demselben Schoß entsprungen sind.
In dem Wissen, dass ich nicht in der Lage sein werde zu schlafen, während die Eröffnung des Ritters mich plagt wie Stechfliegen im Hochsommer, sage ich dem Gnom, dass ich die erste Wache übernehmen werde.
Er erhebt keine Einwände, rollt sich neben dem verglimmenden Feuer zusammen und schläft mit einer Mühelosigkeit ein, um die ich ihn beneide. Erst dann, als niemand es sehen kann, erlaube ich mir, an Alyse zu denken.
Ihr Haar war von dem rötlichen Blond eines Fuchswelpen, und ihr Gesicht war bedeckt von Sommersprossen, von denen meine Brüder behaupteten, es seien die Pocken, die ich aber lediglich für unschön hielt. Sie brachte ständig Blumen ins Haus, nicht nur aus unserem Garten, sondern auch von den Wiesen. Selbst knospende Zweige von den Obstbäumen in unserem Obstgarten, was die Diener denken ließ, sie sei dumm.
Noch zauberhafter war es, dass sie Lächeln und Gelächter mit sich brachte. Es war, als sei die Sonne endlich hinter den Wolken in unserem Haushalt hervorgekommen, zumindest am Anfang. Meine älteren Brüder haben sie mit grausamem Entzücken gequält und geneckt. Und Julian, nun, ich denke, er hat ihr meine Zuneigung verübelt, denn jede Minute, die ich mit ihr verbrachte, war eine, die ich nicht mit ihm verbrachte. Und trotz alldem war sie freundlich zu mir bis zum Ende.
Dieses Ungetüm ist ihr Bruder … nun, offensichtlich haben die Götter einen Scherz auf meine Kosten gemacht.
Oder … der Gedanke kommt mir langsam … vielleicht geben sie mir eine Chance, die Waage der Gerechtigkeit auszugleichen. Denn wenn ich in der Lage bin, diesen Mann aus d’Albrets Kerker zu befreien und ihn sicher nach Rennes zu bringen, werde ich einen kleinen Teil der Schuld an seiner Familie zurückgezahlt haben.
Verzweifelt darauf bedacht, mich von der Wahrheit abzulenken, die ich gerade erfahren habe, entferne ich mich von dem schlafenden Ritter und hebe die schmutzige, beiseitegeworfene Kleidung und die dreckigen Lumpen auf. Wir werden diese Dinge vergraben müssen. Oder vielleicht werde ich den Gnom ausschicken, sie zu verbrennen. Wenn er das Feuer nur weit genug entfernt entzünden kann, könnte es sogar d’Albrets Suche von uns ablenken.
Als ich mich gesäubert habe, nehme ich einen Wetzstein aus einem der Bündel und trete aus dem Haus. Der Regen hat aufgehört, was es einfacher machen wird, auf näher kommende Pferde zu lauschen. Ich nehme eins meiner Messer und ziehe den Stein über seine Klinge. Das schwache, kratzende Geräusch ist für meine blanken Nerven beruhigend wie ein Schlaflied. Immer wieder kehrt mein Verstand zu dem einen zurück, an das ich nicht denken will. Wahrhaftig, die Götter haben sich diesmal selbst übertroffen, denn es gibt nur wenige Leute auf dieser Welt, denen ich mehr schuldig bin als Alyse. Es gibt wenige Leute, denen meine Familie schrecklicheres Unrecht zugefügt hat.
Ist es möglich, dass mir die Chance gegeben wurde, dieses Unrecht zu sühnen?
Nicht dass es eine Rolle spielt, denn de Waroch lebend und gesund nach Rennes zu bringen, ohne dass d’Albrets Späher uns finden, wird um nichts leichter dadurch, dass der Mann Alyses Bruder ist.
Es ist jedoch umso entscheidender, dass ich es tue, denn es hängt mehr als vielleicht die Zukunft des Herzogtums daran – auch meine einzige kleine Chance auf Wiedergutmachung.
Als mir draußen die Arbeiten ausgehen, ist es Zeit, in die Küche zurückzukehren. Es gibt viel zu tun – neue Umschläge müssen vorbereitet werden, Bandagen geschnitten, das Feuer geschürt. Diese Arbeiten ändern kein Jota an der neuen Schüchternheit, die ich gegenüber dem Ritter empfinde. Wird er auf seine Schwester zu sprechen kommen, wenn er erwacht? Und wenn ja, wie kann ich verhindern, dass all die Fragen, die ich habe, einfach heraussprudeln?
Sobald ich wieder im Haus bin, sehe ich, dass die Bestie die Augen geöffnet hat. Der Mann starrt
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