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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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seiner Berührung passt so gar nicht zu seiner Körperfülle. »Ihr braucht nicht an meinen Rippen herumzudrücken, ich kann Euch auch so sagen, dass sie gebrochen sind.«
    »Schön. Dann bleibt jetzt noch, Euer Bein zu untersuchen, und dort ist die Verletzung, die mir am meisten Sorgen bereitet.«
    Der Wärter war zu träge – oder zu bescheiden –, um dem Mann die Reitstiefel auszuziehen, daher nehme ich das kleine Messer von der Kette an meiner Taille und schneide schnell das durchweichte, dreckige Leder durch. Als ich die Hand ausstrecke, um es auseinanderzuklappen, schlägt er sie fort. Verwirrt schaue ich auf und stelle fest, dass Röte in seine Wangen gestiegen ist, und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. De Waroch, die Bestie, ist verlegen. »Pfff, es ist nichts, was ich nicht schon früher gesehen habe«, sage ich ihm. Seine Augen weiten sich vor Überraschung, aber ich strecke die Hand aus und ziehe das Leder von seinem Bein.
    Der Wärter keucht auf – vor Schreck vielleicht? –, und ich hole gepresst Atem. »So schlimm?«, fragt der Ritter.
    Der ganze Unterschenkel ist rot und geschwollen und fühlt sich heiß an. Eitriges Sekret sickert aus der Wunde und rote Streifen ziehen sich bereits sein Bein aufwärts. Als ich aufschaue, sehe ich ein schwaches Grinsen auf seinem Gesicht, und nicht zum ersten Mal frage ich mich, ob all das, was er erlitten hat, ihn den Verstand gekostet haben könnte. Ich wende den Blick wieder der Schnittwunde zu. »Es ist schlimm«, stimme ich ihm zu. »Zu Eurem Glück bin ich keine Chirurgin, also kann ich das Bein nicht amputieren, sollte ich die Neigung verspüren.«
    »Ich würde es Euch auch nicht gestatten.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Ihr in der Verfassung seid, mich aufzuhalten«, murmele ich, dann hebe ich die Hand, bevor er mit mir streiten kann. »Ich werde es nicht abschneiden, aber was ich tun muss, wird ebenfalls nicht vergnüglich sein.«
    Die Bestie mustert mich. »Wer seid Ihr, dass Ihr so viel darüber wisst, wie man solche Verletzungen versorgt? Ich bin noch nie einer Edelfrau begegnet, die Wunden behandelt wie ein Feldarzt.«
    Um mir Zeit zum Nachdenken zu verschaffen, kehre ich zum Feuer zurück und hole das heiße Gebräu aus dem schäumenden Topf. Was sage ich dem Mann, frage ich mich, während ich beginne, die Kräuter und den Rindenmulch in die Leinentücher zu löffeln, die ich vorbereitet habe. Ich bin d’Albrets Tochter, du Tölpel, und du hast gerade sichergestellt, dass er uns bis ans Ende der Welt verfolgen wird. Aber ich stelle fest, dass ich nicht bereit bin, meine wahre Identität herauszutrompeten. Im Gegenteil, ich habe den Wunsch, sie weit, weit hinter mir zu lassen, sie wie einen Leichnam zu vergraben und nie wieder davon zu sprechen. Außerdem, wenn er erfährt, wer ich bin, wird er mir niemals vertrauen, dass ich ihn in Sicherheit bringen will. Trotzdem, irgendetwas muss ich ihm sagen.
    Ich denke zurück an das erste Mal, als ich ihn gesehen habe, unten auf dem Feld mit der Herzogin und ihrer Gruppe. »Ich bin eine Freundin von Ismae.«
    »Ismae!« Er versucht, sich auf einen Ellbogen zu stützen, dann zuckt er zusammen und legt sich wieder auf dem Tisch nieder. »Woher kennt Ihr Ismae?«
    Ich kann seinen Blick auf mir spüren, abschätzend und prüfend, aber ich konzentriere mich sehr bedächtig darauf, das weiche Leinentuch um die gekochten Kräuter herum zu falten. »Wir sind im selben Kloster ausgebildet worden.«
    Es folgt ein Augenblick des Schweigens, währenddessen ich denke, dass er das Thema fallenlassen wird, aber nein. »Wenn Ihr zur Meuchelmörderin ausgebildet wurdet, warum seid Ihr dann hier und versorgt mich?«
    Außerstande, es mir zu verkneifen, verzerre ich den Mund zu einem bitteren Lächeln, während ich an seine Seite zurückkehre. »Es ist eine Frage, die ich mir selbst viele Male gestellt habe, da könnt Ihr sicher sein. Meine Befehle sahen vor, dafür zu sorgen, dass Ihr gesund nach Rennes kommt, damit Ihr der Herzogin weiter dienen könnt.« Ich schaue auf und sehe in seine Augen. »Dieser Teil meiner Anstachelung war zumindest wahr.«
    Wir starren einander für einen langen Moment an, bevor der Ritter schwach nickt – ein Nicken des Verstehens oder der Vergebung, da bin ich mir nicht sicher. »Also schön.« Er lächelt, ein durch und durch charmantes und unwiderstehliches Grinsen, das in mir den Wunsch weckt, das Lächeln zu erwidern. Stattdessen lege ich den heißen Breiumschlag auf seinen

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