DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
seinen Becher. Dann wird er wieder ernst. »Was geschieht mit den Franzosen, gnädiger Herr de Waroch? Liegen wir wieder im Krieg mit ihnen?«
»Es sieht nicht gut aus«, antwortet die Bestie. »Die Hälfte des Rats der Herzogin hat sie im Stich gelassen. Marschall Rieux hat sich mit Graf d’Albret zusammengetan und sie halten Nantes gegen sie. Die Franzosen haben dies als Vorwand benutzt, um in unser Herzogtum einzumarschieren.« Er dreht sich zu mir um. »Haben sie irgendwelche anderen Städte als Ancenis eingenommen?«
»Nicht soweit ich gehört habe. Und d’Albret hat seinen Plan keineswegs aufgegeben, die Herzogin zu zwingen, ihn zu heiraten.« Ich wende mich wieder an Bette und Guion. »Sie ist nur mit knapper Not einer Falle entkommen, die der Graf ihr gestellt hat, was sie zum großen Teil dem gnädigen Herrn de Waroch zu verdanken hat. So ist er zu seinen Verletzungen gekommen.«
Der Bauer und seine Frau prosten ihm zu, woraufhin er verlegen den Kopf einzieht.
Eine Sorgenfalte erscheint auf dem Gesicht des Bauern. »Das ist also jetzt unsere einzige Alternative? Von den Franzosen regiert zu werden oder von Graf d’Albret?«
Bette schaudert. »Ich denke, dann lieber von den Franzosen«, sagt sie und leert ihren Becher. Interessant, dass sich die dunklen Geschichten über d’Albret so weit herumgesprochen haben.
»Wir werden mehr wissen, sobald wir Rennes erreichen«, erwidere ich. »Die Herzogin ist mit ihren Ratgebern dort und sie schmieden zweifellos gerade jetzt einen Plan.«
»Und ich«, meldet die Bestie sich zu Wort, »ich werde die braven Bewohner der Bretagne für ihre Sache gewinnen. Sobald ich wieder richtig reiten kann«, fügt er mit einem Brummen hinzu.
Der junge Anton, dessen Gesicht von Gedanken an Tapferkeit glüht, hebt sein Messer. »Ich werde für die Herzogin kämpfen«, erklärt er.
Ich kann mir nur mit Mühe einen Seufzer verkneifen. Die Bestie braucht nicht einmal zu fragen – die Bauern versprechen jetzt schon, ihm zu folgen.
»Es könnte durchaus dazu kommen, Junge, und wenn ja, wird die Herzogin dankbar für deine Unterstützung sein. Auch für deine«, sagt er zu Jacques.
Beide Jungen drehen sich zu ihrer Mutter um, die hin- und hergerissen ist zwischen Stolz darauf, dass sie bereit sind zu kämpfen, und Entsetzen, dass sie schon alt genug dafür sind. Der Bauer wirft einen Blick auf das Gesicht seiner Frau und sagt: »Genug von diesem grimmigen Gerede, hm? Gewiss hat ein Mann wie Ihr eine Geschichte, mit der er uns unterhalten kann?«
Wir verbringen den Rest des Abendessens damit, Geschichten zu erzählen. De Waroch kann lebhaft über viele Feldzüge und Scharmützel berichten und bringt Antons und Jacques’ Augen damit zum Leuchten. Es ist leicht zu erkennen, dass sie sich selbst in seiner Rolle sehen.
Als alle Schüsseln leer sind und alle gesättigt, ist es Zeit für die letzte Runde abendlicher Pflichten vor dem Zubettgehen. Yannic ist am Tisch eingeschlafen, also legen wir ihn einfach auf die Bank, damit er dort die Nacht verbringt. Er regt sich nicht einmal, als Teller und Tongeschirr klappern.
Ich muss zugeben, dass es mir widerstrebt, diesen Abend zu beenden. Ich habe feinere Mahlzeiten zu mir genommen, habe in weitaus eleganterer Umgebung gespeist und bin von erheblich witzigeren Gefährten unterhalten worden. Und doch spüre ich hier eine simple Wärme und ein Glück, die berauschender sind als der stärkste Wein, den ich je getrunken habe. Vor zwei Jahren hätte ich über dieses einfache Leben gespottet. Jetzt beneide ich die Bauern darum.
»Ich werde die Jungs übernehmen«, sagt Bette. »Geht Ihr und kümmert Euch um Euren Mann und seine Verletzungen.«
Ich will protestieren, dass er nicht mein Mann ist, aber stattdessen danke ich ihr und gehe ein letztes Mal Rindenmulchwickel zubereiten, während Anton und Jacques dem Ritter zurück zu seinem Platz am Feuer helfen.
Als die Umschläge fertig sind, sind alle die Treppe hinauf und in ihre Betten gegangen. Einer der Jungen murmelt seinem Bruder eine letzte spöttische Bemerkung zu, der ein Uff folgt, als die gekränkte Partei ihm etwas hinterherwirft.
»Tut das noch einmal«, sagt die Bestie.
Ich schaue verwirrt auf. »Was?«
»Lächeln. Ich habe Euch noch nie zuvor lächeln sehen.«
»Ihr seid dumm. Natürlich lächele ich.« Ich fühle mich unbehaglich unter seinem Blick, also drehe ich mich um und beginne, den Verband von seinem Bein abzunehmen.
»Wie lange wart Ihr in d’Albrets Haushalt
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