DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
geringschätzigen Blick zu. »Da gab es nichts zu lassen . Ich habe mir den Weg freigekämpft.«
»Gegen zwölf von d’Albrets Männern?«
Er zuckt die Achseln, dann verzieht er das Gesicht, weil seine Schulter ihn schmerzt. »Es hat nicht lange gedauert, bis die Kampfeslust über mich kam.« Er lässt ein Grinsen aufblitzen, das zu zwei Teilen wölfisch und zu einem witzig ist. »Ich habe acht von ihnen getötet und es vieren erlaubt, zurückzuhumpeln und d’Albret die Katastrophe zu erklären.« Dann verblasst das Grinsen, und die Tiefe des Schmerzes und der Verzweiflung, die ich in seinem Gesicht sehe, rauben mir den Atem. »Sobald wir die Krone der Herzogin gegen die Franzosen gesichert haben, werde ich d’Albret einen weiteren Besuch abstatten und ihn zur Rechenschaft ziehen.«
Ich beschließe, dass es eine weise Entscheidung war, ihm nicht zu erzählen, dass Alyse bei dem Versuch gestorben ist, mir zu helfen.
Einundzwanzig
A M M ORGEN BEREITEN WIR uns darauf vor abzureisen. Anton und Jacques brennen darauf, die Pferde der toten Franzosen zu satteln, ihre neuen Waffen zu ergreifen und uns nach Rennes zu folgen, aber wir lehnen ihr Angebot ab. Es sind mindestens noch zwölf Stunden zu reiten bis Rennes und überall wimmelt es von d’Albrets Spähern. Wir werden alles Glück der Heiligen brauchen, um dort anzukommen. Was bedeutet, dass es zu gefährlich für sie ist, mit uns zu reisen. »Besser, ihr trefft uns in zwei Wochen in Rennes«, sagt die Bestie zu ihnen.
Also begnügen sie sich mit dem Plan, den sie beim Frühstück ausgeheckt haben. Guion, Anton und Jacques satteln die Pferde der französischen Soldaten und hieven die toten Männer auf den Rücken der Tiere. Sie nehmen einen Wappenrock, den Yannic einem Späher d’Albrets ausgezogen hat, und binden ihn einem der toten Soldaten um den Arm. »Vielleicht wird das die Franzosen zu einem Scharmützel mit d’Albrets Männern veranlassen und Euch ein wenig Zeit verschaffen«, meint Guion.
Es ist ein erfreulicher Gedanke, aber meiner Erfahrung nach sind die Götter nicht annähernd so entgegenkommend.
Dann führen Guion und die beiden Jungen ihr schauerliches Gefolge nach Süden, während die Bestie, Yannic und ich nach Norden reiten. Unser Pfad nach Rennes wird so schmal sein wie ein Nadelöhr; wir werden uns an d’Albrets Männern im Westen vorbeischlängeln und an Châteaubriant im Osten, mit all seinen Verbindungen mit der Familie Dinan und damit mit d’Albret. Ganz zu schweigen von den zusätzlichen Stolpersteinen französischer Spähtrupps zwischendrin. Aber wir haben keine Wahl. Wir müssen in Bewegung bleiben, vor allem, wenn wir nicht riskieren wollen, dass d’Albret über diese unschuldige Familie stolpert.
Nun, vielleicht jetzt nicht mehr ganz so unschuldig, nach ihrer Begegnung mit den Franzosen.
Ich fühle mich, als würde sich eine Schlinge um uns zuziehen, und das führt dazu, dass ich in meinem Sattel zappele. Da ich mein Pferd nicht erschrecken will, zwinge ich mich, still zu sitzen, eine Kunst, die ich mir während meiner langen Jahre mit d’Albret angeeignet habe.
Ich schaue zu de Waroch hinüber. Er ist immer noch bleich, und es scheint, als säße er nicht so hoch aufgerichtet im Sattel wie zuvor. Ganz gleich, wie stark ein Mann ist, er ist nur ein Mensch. Zumindest größtenteils menschlich. Es ist ein Wunder, dass er es überhaupt so lange geschafft hat, und ich kann nur hoffen, dass seine Kraft ihm erhalten bleibt, bis wir Rennes erreichen. Guion hat uns von einer kleinen Abtei der Brüder des heiligen Camulos erzählt, wo wir für die Nacht Zuflucht suchen können.
Es sei denn, d’Albret ist auf die Idee gekommen, an solchen Orten Wachen zu postieren.
Hoffentlich werden sie dort auch Arzneien haben, denn meine eigenen Heilkräuter gehen leider zur Neige. Und das Fieber der Bestie ist zwar nicht schlimmer geworden, aber auch nicht besser. Ausnahmsweise einmal ist er klug und vergeudet nichts von seiner schwindenden Energie. Oder zumindest nicht im Moment. Wer weiß, was er tun wird, wenn wir einer verirrten Ziege begegnen oder einem umherwandernden Kind?
Ich bin aufgebrochen, um sie zu holen. Die Erinnerung an seine Worte hallt noch immer in meinem Kopf wider. Es ist nicht nachvollziehbar, dass sieben simple Worte alles so dermaßen verändern, aber sie tun es. Es ist, als sei ich in einer anderen Welt als gestern aufgewacht, im Frühling statt im Winter. Es ist der Unterschied zwischen einer Welt mit Hoffnung und
Weitere Kostenlose Bücher