DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Befehl von dem Mann mit der Ledernase lässt ihn innehalten. Er hebt den Kopf zu den Zweigen über uns. Ich folge seinem Blick und sehe ein Dutzend Bogenschützen, die dort versteckt sind und ihre Pfeile auf uns richten. Wir alle beäugen einander wachsam.
Der ledernasige Mann tritt vor. Er ist klein und drahtig und trägt einen dunklen Rock und ein Lederwams über geflickten Kniehosen. Als er aus dem Schatten tritt, sehe ich, dass er nicht so dunkelhäutig ist, wie ich es zuerst gedacht hatte – er ist bedeckt mit Schmutz. Nein, nicht Schmutz. Staub. Oder vielleicht Asche. Als er noch näher kommt, sehe ich, dass eine einzelne Eichel an einer Lederschnur um seinen Hals hängt, und dann weiß ich es. Dies ist die mysteriöse Gesellschaft der Köhler, die tief in den Wäldern leben und angeblich der Dunklen Mutter dienen.
Mit nicht mehr Geräuschen, als ein Windhauch sie macht, der durch die Blätter raschelt, tauchen die übrigen Köhler aus ihren Verstecken auf. Es sind insgesamt zwanzig, die Bogenschützen in den Bäumen mitgerechnet. Ich schaue zu der Bestie hinüber. Aus ihrer Gewalt können wir uns nicht freikämpfen.
Mit Mühe richtet de Waroch sich in seinem Sattel auf. »Wir führen nichts gegen Euch im Schild. Mit dem Schutz des heiligen Cissonius und der Gnade von Dea Matrona wünschen wir nur, die Nacht im Wald zu verbringen.« Es ist ein kühner Schachzug und ein kluger, denn obwohl die Dunkle Matrona nicht von der Kirche akzeptiert wird, kann es nicht schaden, sie und einen ihrer heiligen Brüder anzurufen.
Einer der Männer, ein dünner Bursche mit einem Kinn und einer Nase so scharf wie Klingen, spuckt in die Blätter. »Warum verbringt Ihr die Nacht nicht in einem Gasthaus wie die meisten Stadtbewohner?«
»Weil es Menschen gibt, die uns Böses wollen, wie Ihr gerade gesehen habt.« Als die Bestie spricht, rückt ein anderer der Köhler – ein junger, schlaksiger Bursche mit langen Gliedern – neben den Anführer und flüstert ihm etwas ins Ohr. Der Anführer nickt und sein Blick wird scharf. »Wer seid Ihr?«
»Ich bin Benabic de Waroch.«
Der Mann, der dem Anführer ins Ohr geflüstert hat, nickt befriedigt, und ein Gemurmel läuft durch die Reihen der Köhler – die Bestie . Seine Heldentaten haben ihn selbst unter diesen Ausgestoßenen berühmt gemacht.
»Und wer ist es, den die mächtige Bestie zu meiden wünscht?«
»Die Franzosen«, antwortet die Bestie. »Und jene, die sie unterstützen. Zumindest, bis ich genesen bin und ihnen in offenem Kampf entgegentreten kann.«
Ich halte den Atem an. Die Köhler hassen die Franzosen ebenso sehr wie die meisten Bretonen, und ich kann nur hoffen, dass ein gemeinsamer Feind uns einen wird. Einer der älteren Männer, der mit dem Holzarm, stößt einen Leichnam mit dem Fuß an. »Diese Männer sind keine Franzosen.«
»Nein, das sind sie nicht. Aber sie sind Verräter an der Herzogin und wollten uns aufhalten.« Dann grinst die Bestie ihr wildes Grinsen. »Da ist jede Menge Platz für Euch in dem Krieg gegen die Franzosen, wenn das Euer Wunsch ist. Ich würde mich geehrt fühlen, solch geschickte Kämpfer auf meiner Seite zu haben.«
Es folgt eine lange Pause. Anscheinend erhalten die Köhler solche Einladungen nicht oft.
»Was ist für uns drin?«, fragt der scharfgesichtige Mann, aber der Anführer bedeutet ihm zu schweigen.
De Waroch lächelt. »Das Vergnügen, die Franzosen zu schlagen.« Für ihn ist jeder Kampf sein eigener Zweck.
Der Anführer kratzt sich an seiner Ledernase, was die Vermutung nahelegt, dass er sie erst seit Kurzem hat. »Ihr könnt die Nacht im Wald verbringen, unter unserer Obhut. Kommt. Folgt uns.« Er macht den anderen ein Zeichen und ein halbes Dutzend von ihnen umringt uns.
Sie sind geradezu unheimlich still, während sie uns tiefer in den Wald geleiten, und die dicke Schicht verfaulender Blätter auf dem Boden dämpft den Hufschlag unserer Pferde. Der schlaksige Junge kann den Blick nicht von mir abwenden, und als ich ihn dabei ertappe, dass er mich anstarrt, errötet er bis in die Haarwurzeln.
Die Bäume sind uralt, hoch und dick und knorrig wie vom Alter gebeugte Greise. Obwohl wir noch stundenlang Tageslicht haben werden, dringt kaum Sonne durch das dichte Gewirr des Blätterwerks über uns.
Endlich erreichen wir eine große Lichtung, die von einem halben Dutzend Erdhügeln eingerahmt wird, ein jeder davon so groß wie ein kleines Haus. Rauch quillt aus Löchern in den Hügeln, die von Männern daneben
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