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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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Reihe von Bienenwachskerzen. Während ich dort sitze, stelle ich mir vor, dass all mein Zorn aus mir herausgezogen wird, und ich lasse ihn in das warme, parfümierte Wasser fließen, denn ich werde nicht in der Lage sein, nützliche Pläne zu schmieden, wenn mein eigener Zorn meine Sicht trübt. Ich beuge mich vor und tauche den ganzen Kopf hinein, damit ich ihn ebenfalls waschen kann. Wer weiß, welches Ungeziefer ich mir während der Reise der letzten paar Tage eingefangen habe.
    Gerade als ich den Kopf wieder hochnehme und mir die Tropfen aus den Augen reibe, klopft es leise an der Tür. »Sybella?«
    Beim Klang von Ismaes Stimme rufe ich: »Herein.«
    Die Tür wird geöffnet und wieder geschlossen, als Ismae in den Raum geeilt kommt. »Ich habe dir saubere Kleider mitgebracht«, erklärt sie und schaut bewusst nicht zu mir, die ich nackt in dem Badezuber sitze.
    Ihre vertraute Sittsamkeit muntert mich auf, und ich lehne mich zurück, lege die Arme auf die Seiten des Zubers und entblöße zur Gänze meine Brüste, nur um sie in Verlegenheit zu bringen. Sie kennt mich jedoch zu gut und verdreht lediglich die Augen. »Würde es dir gefallen, wenn ich dir das Haar wasche?«
    Ich stelle fest, dass es mir tatsächlich gefallen würde, und ich bin überrascht, wie sehr ich die liebevolle, sanfte Berührung von Freundschaft vermisst habe. Weil ich es so sehr will, zucke ich nur die Achseln. »Wenn du möchtest.« Ich denke nicht, dass ich sie getäuscht habe, denn sie greift nach einem leeren Krug von einem der Tische und tritt hinter mich.
    Wir sind beide still, als mir das warme Wasser über Kopf und Rücken rinnt. »Ich habe mir so schreckliche Sorgen um dich gemacht«, flüstert sie. »Annith hat die Krähe tagelang nach einer Nachricht über deinen Aufenthaltsort und deine Sicherheit abgesucht, aber da war nichts. Und an wie vielen Türen sie auch gelauscht hat, sie konnte kein Wort darüber in Erfahrung bringen, wohin man dich geschickt hat oder welches dein Auftrag war. Als du monatelang nicht zurückgekommen bist, haben wir begonnen, das Schlimmste zu befürchten.«
    »Und jetzt weißt du es. Ich wurde zu d’Albret geschickt.«
    Ich kann spüren, wie hinter mir ein Beben Ismaes Körper durchläuft. »Ich verstehe nicht, wie die Äbtissin das von irgendjemandem verlangen konnte.«
    Für einen Moment, einen flüchtigen, verwegenen Moment, erwäge ich, Ismae die Wahrheit zu sagen – dass es meine eigene Familie war, zu der ich zurückgeschickt wurde –, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich bereit bin, es zu riskieren, nicht einmal bei ihr.
    »Ich muss Annith schreiben. Sie wird so erleichtert sein zu hören, dass du in Sicherheit bist. Sie hat seit deinem Weggang jede Nachricht überprüft, die das Kloster erreicht hat, in der verzweifelten Hoffnung, etwas Neues über dich zu erfahren. Besser noch, sobald du ausgeruht genug bist, solltest du ihr selbst schreiben.«
    »Das werde ich«, antworte ich halbherzig, denn die schlichte Wahrheit ist, ich bin eifersüchtig auf Annith, die sicher und behaglich hinter den Mauern des Klosters lebt. Ich habe ihren besonderen Platz im Herzen des Klosters nie mehr beneidet als jetzt. »Ist sie schon ausgeschickt worden oder wartet sie immer noch vergeblich auf ihren ersten Auftrag?«
    Ismae reicht mir ein Leinenhandtuch, mit dem ich mich abtrocknen kann. »Wie hast du erraten, dass sie in all dieser Zeit niemals vorhatten, sie einen Fuß aus dem Kloster setzen zu lassen? Ich habe, kurz nachdem du nach Nantes aufgebrochen bist, eine Nachricht von ihr erhalten.« Sie tritt einen Schritt näher. »Sybella, sie beabsichtigen, sie zu der neuen Seherin des Klosters zu machen. Schwester Vereda ist krank, und sie wollen, dass Annith ihren Platz einnimmt.«
    Ist das der Grund, warum es keinen Befehl gab, d’Albret zu töten? Nicht nur ich konnte es nicht sehen, Schwester Vereda konnte es ebenfalls nicht sehen? »Zumindest wird sie sicher sein«, sage ich und denke daran, wie oft ich mich danach gesehnt habe, wieder hinter diesen dicken klösterlichen Mauern zu sein.
    »Sicher?«, fragt Ismae scharf. »Oder erstickt? Wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt, konntest du es kaum ertragen, drei Jahre hinter diesen Mauern festgehalten zu werden, geschweige denn den Rest deines Lebens.«
    Ich zucke bei der Erinnerung zusammen und kann nicht umhin, darüber zu staunen, wie hart ich gearbeitet habe, um dem Kloster zu entfliehen, als ich dort war. Ich erinnere mich an Nantes, an d’Albret, der

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