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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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gezwungen hatte, indem sie log und einen Köder benutzte, von dem sie wusste, dass ich ihn unwiderstehlich finden würde.
    Ich mache einen Schritt auf sie zu, die Hände zu Fäusten geballt, damit ich sie nicht schlage. »Von großem Wert? Von großem Wert? Für wen? Und um welchen Preis? Ihr habt mir versprochen, dass ich ihn töten könnte. Mir versprochen, dass Mortain ihn mit seinem Mal gezeichnet und auf mich gewartet habe – nicht auf irgendeine der Töchter des Todes, sondern auf mich – dass ich dorthin zurückkehre und ihn töte. Ihr habt mich belogen.«
    Sie legt den Kopf schräg und mustert mich. »Etwas so Nebensächliches wie ein Mangel an Mortains Erlaubnis würde die Sybella, die ich kenne, nicht aufhalten. Vielleicht sind am Ende deine Bande an d’Albret stärker als deine Bande an Mortain. Du hast ihn schließlich viel länger gekannt und ihm gedient.«
    Ihre Worte verschlagen mir den Atem, und ich bin so schockiert über diese unverfrorenen Unterstellungen, dass mir nichts zu sagen einfällt und ich sie angaffe wie ein Fisch.
    Sie wirft mir einen geringschätzigen Blick zu. »Richte dich präsentabel her, damit du der Herzogin Bericht erstatten kannst«, sagt sie, dann rafft sie ihre Röcke und rauscht aus dem Raum.
    Als ich in dem leeren Raum stehe, hallen die Worte der Äbtissin in meinem Kopf wider und lassen sich darin nieder wie ein Nest Maden in einem verfaulenden Leichnam. Ich fühle mich klein und besudelt, als sollte ich nicht in diesem Raum sein, in diesem Palast, in dieser Stadt. Ich beginne, mir die Arme zu reiben, dann halte ich inne, denn meine Haut fühlt sich wund an, als hätten ihre Anschuldigungen sie verätzt.
    Dann, gelobt seien Gott und all Seine Heiligen, kommt der Zorn wie ein süßer, heißer Rausch, der den Schmerz, den ich empfinde, wegbrennt. Ich habe getan, was man mir aufgetragen hat, und ich hätte getan, wovon man mir versprochen hat, dass ich es tun sollte. Ich habe viel riskiert und mich in meine schlimmsten Albträume zurückgewagt, und das alles, weil ich der Äbtissin geglaubt habe – geglaubt, dass ihr Dienst an Mortain, obwohl sie mich nicht mochte, dafür sorgen würde, dass sie aufrichtig zu mir sein würde, dass sie mich als ein nützliches Werkzeug ansehen würde, wenn schon als nichts anderes. Aber offensichtlich bin ich übertölpelt worden und habe zugelassen, dass ich eine Schachfigur in einem bösen Spiel wurde.
    Schlimmer noch, ich konnte das eine, was das alles gerechtfertigt hätte – d’Albret zu töten – nicht tun.
    Der Zorn brennt heiß in mir, so mächtig, dass ich zittere. Ich schaue mich in dem Gemach um, auf der verzweifelten Suche nach etwas, das ich zerbrechen, das ich werfen, das ich zerstören kann, gerade so, wie die Äbtissin mich zerstört hat. Aber da ist nichts. Kein Spiegel oder Kristall. Nur die Kerzen, die ein Feuer entzünden würden, sollte ich sie werfen, und obwohl ich zornig bin, bin ich es nicht genug, um die Burg niederzubrennen, in der wir alle uns befinden.
    Was immerhin ein gutes Zeichen ist, schätze ich.
    Stattdessen gehe ich zum Bett, greife mir eine Handvoll von den dicken, burgunderfarbenen Damastvorhängen, zerknautsche sie in der Faust, stopfe mir den zusammengeknüllten Stoff in den Mund und schreie. Die Erleichterung, als all der Zorn meinen Körper verlässt, ist so süß, dass ich es wieder tue und wieder. Erst dann lasse ich den zerknautschten, faltigen Stoff aus meiner Hand fallen und wende mich, ein wenig ruhiger geworden, wieder dem Raum zu.
    Ich werde diesen Ort verlassen, werde den Dienst an Mortain quittieren. Ich werde die Herzogin über d’Albrets Pläne informieren. Sobald ich ihnen alles erzählt habe, was ich über seine Absicht weiß, ihre Verteidigungslinien zu infiltrieren, ist meine Pflicht erfüllt. Und meine Pflicht gegen Mortain? Man sehe sich nur an, wohin mein Dienst an Ihm mich geführt hat.
    Ermutigt von dieser Entscheidung, greife ich an den Rücken meines Gewandes und beginne es aufzuschnüren, überglücklich, seiner schmuddeligen Schäbigkeit zu entkommen. Nackt gehe ich zu dem Badezuber und stelle mit Freude fest, dass das Wasser mit Lavendel und Rosmarin parfümiert ist. Die Herzogin ist zumindest nicht knauserig mit ihrer Gastfreundschaft. Langsam und mit einem tiefen Seufzer der Zufriedenheit lasse ich mich in das Wasser hinab.
    Die schweren Vorhänge sind zugezogen gegen die kalten Winterwinde, und der Raum wird nur erhellt durch das Feuer, das im Kamin brennt, und eine

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