Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Titel: Dark Village 02 - Dreht euch nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
Vom Netzwerk:
betäubt mitten im Gang und konnte einfach nicht begreifen, was sie da gesehen hatte.
    Vilde.
    Viksveen.
    Ein langer, tiefer, feuchter Kuss. Vilde, die sich an Viksveens Hupen drückte.
    Nora schüttelte den Kopf, als könnte das helfen, das Bild zu löschen und stattdessen ein schöneres, glücklicheres heraufzu beschwören.
    „Krass“, flüsterte sie.
    Vilde. Und diese Ziege! Zusammen.
    Wie verrückt musste die Welt eigentlich noch werden, bevor die Dinge wieder ins Lot kamen?

15
    „Wer isst denn nicht mit?“, fragte Vilde.
    Sie schaute in die Küche. Der Tisch war für drei gedeckt, ob wohl alle vier zu Hause waren: ihre Mutter, ihr Bruder Yngve, das Au-pair-Mädchen Charlene und sie.
    „Ich“, sagte ihre Mutter und goss Wasser ein. Dann füllte sie die Glaskaraffe auf und stellte sie auf den Tisch. „Ich treffe mich mit ein paar Kollegen.“
    „Ach.“ Vildes Laune sank. Schon wieder, Mama?
    „Wir gehen essen“, sagte ihre Mutter. „Geselliges Beisammen sein vor dem Seminar morgen.“
    An diesem Wochenende veranstaltete der Pharmakonzern, für den ihre Mutter arbeitete, ein Seminar in einem der großen Konferenzhotels, für die Dypdal bekannt war. Die Unterneh mensleitung kam aus Oslo und alle Vertreter aus dem ganzen Land nahmen daran teil.
    „Kommt Benedictes Vater auch?“, fragte Vilde.
    „Zum Seminar? Ja, natürlich.“
    „Ich meinte heute Abend, zum Essen.“
    „Mm, ja.“ Ihre Mutter tat so desinteressiert, dass es geradezu lächerlich war. „Es sind eine Menge Leute eingeladen. Er ist wohl auch dabei, denke ich. Übrigens, es wird spät.“
    Und hinterher geht ihr aufs Hotelzimmer , dachte Vilde. Damit ihr bumsen könnt, bevor er zu seiner Frau ins Bett kriecht und sie auch bumst.
    „Hey, Wild.“
    Charlene tauchte hinter Vilde auf, lächelte und berührte sie leicht am Unterarm, bevor sie sich an den Tisch setzte.
    Vilde folgte ihr mit dem Blick. Charlene war süß. Zweiund zwanzig und groß und schlank und blond. Sie hatte perfekte Brüste, eine unglaublich schmale Taille, runde Hüften und lange Beine. Sie sah aus wie eine von diesen typischen hohlen Hollywoodschönheiten. Nur dass die Ähnlichkeit sich aufs Äu ßerliche beschränkte, denn Charlene hatte außer ihrem perfek ten Aussehen auch sonst jede Menge zu bieten: Sie war super schlau, gewissenhaft, fleißig und nett. Sie hatte Humor und vor nichts Angst.
    Wenn sie merkte, dass ein Typ sie anglotzte, wackelte sie manchmal extra ein bisschen mit dem Busen und sagte dann spöttisch: „Dude, everything’s big in Texas.“ Und mit einem fre chen Augenzwinkern: „You’re not from Texas, are you?“
    Charlene hatte definitiv ganz vorn in der Schlange gestanden, als die guten Sachen verteilt wurden.
    „Komm.“
    „Hm?“ Vilde blinzelte.
    Ihre Mutter wuselte an ihr vorbei. Ihr kleiner Bruder Yngve hatte sich auf seinen Stammplatz am Fenster gesetzt.
    „Essen ist fertig“, sagte ihre Mutter und stellte einen Topf mit dampfenden Kartoffeln auf den Tisch.
    „Ja“, sagte Vilde.
    Sie nahm gegenüber von Charlene Platz. Ihre Füße berührten sich unter dem Tisch. Charlene blickte auf und lächelte. Keine von ihnen zog die Füße zurück.

16
    Sie aßen alle drei zusammen. Benedicte und ihre Mutter und ihr Vater.
    Ihre Mutter hatte offenbar keine Pillen eingeworfen. Sie wirkte nervös. Es fiel ihr schwer, sich ganz natürlich zu verhal ten, und sie zitterte so sehr, dass das Besteck klirrend gegen den Teller schlug, aber immerhin gab sie sich Mühe.
    Ihr Vater war wie immer: Witzig und charmant, er tat alles, damit die Stimmung entspannt und harmonisch war. Vielleicht übertrieb er ein bisschen, denn nach einer Weile wurde es krampfig. Außerdem aß er nur wenig. Er traf sich später noch mit Kollegen im Restaurant.
    Benedicte wollte nicht daran denken, wer sich hinter Kollegen wahrscheinlich verbarg und was passieren würde. Sie fand es jedenfalls gut, dass sie zusammen waren. Sie verdrängte alle ne gativen Gedanken und versuchte, den Abend zu genießen. Eine Zeit lang ging das auch. Bis sie wieder oben auf ihrem Zimmer war. Da löste sich alles auf und fiel von ihr ab – die selbstsichere Miene, das freche Funkeln in den Augen, die Körperhaltung mit den vorgereckten Brüsten und den schwingenden Hüften.
    Sie sank in sich zusammen; ihre Schultern fielen nach vorn. Sie ließ den Kopf auf den Brustkorb sinken.
    Aber sie hatte es geschafft! Sie hatte sich vor aller Augen durch den Tag gekämpft. Wie in einem beschissenen

Weitere Kostenlose Bücher