Dark Village 02 - Dreht euch nicht um
sein, wie sie wollte! Sie konnte bis in alle Ewigkeit Fotos von sich selbst machen, wenn es ihr passte!
Er dagegen – Wolfman – tat etwas, das sowohl widerlich als auch verboten war. Dafür konnte er in den Knast wandern!
Und auf wessen Seite wären die Leute wohl, wenn sie an die Öffentlichkeit ginge und auspackte? Wenn sie ihn anzeigte? Wenn sie sagte, dass der ekelhafte, hässliche Mann sie dazu ge bracht hatte, Nacktfotos von sich zu knipsen, und sie sexuell hatte ausnutzen wollen? Denn das würde er mit Sicherheit ver suchen. Früher oder später würde er ihr drohen: Zieh dich aus und schlaf mit mir, sonst …
Angenommen, die Fotos würden in der Schule auftauchen, was wäre denn schlimm daran? Es waren schöne, sexy Bilder. Die Jungs würden noch mehr auf sie abfahren als bisher!
Ich bin es, die IHN in der Hand hat. Er kann mir nichts anha ben – solange ich darauf pfeife, ob die Leute die Fotos zu sehen kriegen, bin ich unverwundbar! Aber ER macht lauter verbotene Sachen!
Benedicte war schrecklich aufgeregt, sie musste sich hinset zen. Sie zitterte, als hätte sie zehn Tassen superstarken Kaffee getrunken. Konnte es wirklich so einfach sein? War die Lösung so simpel?
Sie dachte alles noch einmal durch und kam zu dem Ergeb nis: Ja, es war so einfach. Wenn es ihr egal war, ob die ganze Schule mit den Fotos tapeziert wurde, hatte Wolfman keine Ge walt über sie. Im Gegenteil, sie hatte die Macht über ihn.
Sie konnte sie jedenfalls bekommen, falls sie ihre Karten rich tig ausspielte.
Sie konnte alles, was er sagte, mit ihrem MP3-Player auf nehmen, ohne dass er es merkte. Sie konnte mit dem Handy heimlich Fotos von ihm machen. Und falls sie mit ihm schlief, konnte er dafür ins Gefängnis kommen. Er war erwachsen und sie war erst fünfzehn!
Ich muss nur dafür sorgen, Beweise zu haben! Ich muss E-Mails, Mitschnitte, Fotos aufbewahren.
Die einzelnen Puzzleteile fügten sich sauber ineinander. Be nedicte wusste, dass es machbar war. Sie konnte das hinkriegen! Sie hatten sich schon einmal getroffen, draußen vor dem Kino.
Es sind immer Leute da, sodass wir uns sehen können, ohne dass du befürchten musst, es könnte gefährlich werden , hatte er in der Mail geschrieben. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.
Und er hatte recht. Sie glaubte nicht, dass er gefährlich war, nicht wirklich. Sie hatte ihn erkannt. Er wohnte in Dypdal und sie hatte nie irgendwas Schlechtes über ihn gehört. Er warf nicht gerade mit zerstückelten Mädchenleichen um sich! Benedicte unterdrückte ein Kichern.
Er war älter als sie, natürlich, aber er sah ziemlich gut aus, und wenn sie das Ding schon durchziehen wollte, hatte doch sein Alter auch was Gutes? Was zum Teufel sollte sie mit einem unbeholfenen Schuljungen, der keine Ahnung hatte, was er tat?
Nein, dann schon lieber mit einem, der älter war, einem mit Erfahrung. Einem, der mehr als genug Geld hatte … Und der nach meiner Pfeife tanzt! Mit dem ich machen kann, was ich will! Und je mehr ich ihn ausnutze, je öfter ich mit ihm schlafe, desto mehr habe ich ihn in der Hand!
Benedicte lachte in sich hinein. Plötzlich sah die Welt viel heller aus. Wie wenig doch manchmal dazu nötig war.
17
Nach dem Fußballtraining checkte Trine ihr Handy. Sie hatte eine SMS von Trym erhalten. CU2morrow , stand da.
Trine las die Mitteilung drei Mal, dann drückte sie sie weg und packte das Handy in die Sporttasche. Trym hatte ihr noch nie gesimst. Und diese SMS war keine, die er hätte schicken müssen. Es war nichts Wichtiges. Kein: Hey, wir dürfen nicht vergessen, Trine wegen der Party Bescheid zu sagen!
Das konnte nur eins bedeuten … oder? Dass er mit ihr flir tete, dass er interessiert war? Ja, vielleicht. Sie war sich nicht sicher. Sollte sie ihm antworten? Und wenn ja, was?
Sie dachte darüber nach, während sie nach Hause radelte. Es war, als würde sie über eine schwierige Matheaufgabe grübeln oder über eine verzwickte Frage bei einem Test. Es war eine Pflichtübung. Sie brauchte eine Lösung – auch wenn sie sich eigentlich nicht viel daraus machte.
Trine wünschte, er hätte die SMS nicht geschickt, dann müsste sie jetzt nicht nach einer Antwort suchen.
Aber süß war er, das schon.
Sie dachte nicht an Vilde. Oder doch, eigentlich tat sie es. Sie dachte: Ich muss aufhören, an Vilde zu denken. Und damit dachte sie ja an Vilde.
Trine hatte nichts gehört, nachdem Vilde sich mit Viksveen getroffen hatte. Vilde hatte nichts gesagt, und sie hatte auch
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