Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Titel: Dark Village 02 - Dreht euch nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
Vom Netzwerk:
nicht.“
    „Aber wenn zwei Leute sagen …“
    „Ich kann nicht! Was ist daran so schwer zu kapieren? ICH … KANN … NICHT! Wenn die Polizei erfährt, dass ich hier war, buchten sie mich ein. Die haben mich sowieso auf dem Radar. Verstehst du? Ich habe schon mal Mist gebaut, und wenn sie mich jetzt drankriegen, tischen sie mir den ganzen alten Scheiß wieder auf! Einer wie ich hat keine Chance!“

2
    Bestimmt krabbelten überall kleine Tiere auf ihr rum. Es fühlte sich jedenfalls so an. Nora war den überwucherten Pfad ent langgeschlichen, hatte Zweige zur Seite gebogen und war unter Spinnweben hindurchgekrochen – und jetzt lag sie auf dem Bauch am Waldrand und spähte zu Synnøve Viksveens Haus hinüber, das nur wenige Meter entfernt war.
    Es juckte ganz schrecklich. Am Bauch, am Rücken – zwischen den Schulterblättern – und am Hintern, bis in die Ritze.
    Und sie war beinahe froh, dass es juckte, denn dann musste sie nicht darüber nachdenken, dass Nick in dem Haus von Syn nøve Viksveen war …
    Und Vilde! Vilde war auch da!
    Nora wusste es. Sie hatte sie nacheinander hineingehen sehen. Ihr Gehirn hatte es registriert, aber sie war nicht in der Lage, eine Verbindung herzustellen, sie konnte sich nicht darauf kon zentrieren.
    Nicht, dass sie darüber nachdenken musste. Nicht, dass es nötig war, sich darauf zu konzentrieren. Wie sie das Wort hasste! So total emotionslos, so trocken und nüchtern und grau, als gäbe es für alles eine Erklärung, eine Lösung, wenn man nur ordentlich nachdachte und an den richtigen Stellen lächelte.
    Konzentrieren, pah! Sie brauchte sich nicht zu konzentrieren, sie brauchte überhaupt nichts zu tun, denn das schwere, dunkle Gefühl hatte sich längst in ihr festgebissen. Es füllte sie aus und zog sie runter in ein kleines schwarzes Loch und alle Welt lachte sich über sie kaputt.
    Die beiden Menschen, denen sie am meisten vertraute, die sie am allerliebsten mochte, hatten sie verraten, hintergangen, belogen.
    Ausgerechnet Vilde, die immer so getan hatte, als hasste sie die Viksveen, die davon geredet hatte, es der boshaften Lehrerin heimzuzahlen, war jetzt bei ihr zu Besuch. Außerdem hatte sie die Viksveen geküsst, in der Schule!
    Und es war tatsächlich Nick gewesen, der an dem Abend, als Nora das Tattoo durchs Fenster gesehen hatte, mit der Viksveen geschlafen hatte. Neulich, als sie alle vier ihre nackten Hintern vors Wohnzimmerfenster gehalten hatten und dann abgehauen waren. Er war mit der Viksveen im Bett gewesen, er hatte sie nackt gesehen und sie angefasst.
    Er hatte all das mit der Viksveen getan, wovon Nora geträumt hatte, dass er es mit ihr tun würde.
    Und jetzt … Vilde und Nick!
    Zu Hause bei Synnøve Viksveen!
    Nora wünschte, sie könnte einfach die Augen zumachen und im hohen Gras einschlafen. Vergessen, was sie gesehen hatte, so tun, als wäre nichts passiert, für immer, für den Rest ihres Lebens.
    Aber es ging nicht. Sie konnte nicht. Weder Willensstärke noch Sturheit hinderten sie daran, auch nicht, dass sie um ihre Liebe kämpfen wollte oder irgend so ein Hollywood-Schmalz. Es war ein höhnisches Flüstern, eine spöttische Stimme, die in ihrem Kopf herumgeisterte.
Nee-hee, du kannst hier nicht bleiben. Okay, du bist eine armselige Verliererin, aber hier im Wald liegen und heulen? Halloo?!? Kannst du nicht lieber gleich an der tiefsten Stelle in den See springen? Damit das überstanden ist? Na los, du jämmerliche … Ruhe!
    Nora rappelte sich auf. Sie schüttelte den Kopf, blinzelte die Tränen weg und starrte zum Haus. Die Vorhänge waren zuge zogen, sie konnte nichts sehen. Aber vielleicht, wenn sie näher heranging … Vielleicht war irgendwo ein schmaler Spalt?

3
    Es dauerte knapp fünf Minuten.
    Nick raste durchs Haus. Ein bisschen wie ein Wirbelwind, dachte Vilde. Sie erinnerte sich vage an einen alten Werbeslo gan: Mit einem Wisch ist alles weg!
    Sie hatte sich angezogen und war in den Flur gegangen. Sie konnte es nicht ertragen, im selben Raum mit der toten Syn nøve Viksveen zu sein. Aber der Geruch verfolgte sie trotzdem, schwer und süßlich. Der Geruch von Blut. Sie schüttelte sich. In ihren Ohren rauschte es, ein knisterndes Flimmern, wie ein falsch eingestelltes Radio. Und sie zitterte; sie musste die Zähne zusammenbeißen, damit sie nicht aufeinanderschlugen.
    Nick war fertig. Er steckte das Geschirrtuch, das er benutzt hatte, in die Jackentasche und rief ihr aus dem Wohnzimmer zu: „Bist du sicher, dass du hier im Haus

Weitere Kostenlose Bücher