Dark Village 02 - Dreht euch nicht um
Gefühl.“
„Hat sie was über … die Viksveen gesagt?“
„Nein.“
„Hat sie überhaupt was über irgendwen gesagt?!?“
„Nein. Aber wie sie gefragt hat … Ob wir uns außerhalb der Schule getroffen hätten! Allein schon, dass sie überhaupt da nach gefragt hat, ausgerechnet heute!“
„Und du hattest das Gefühl, dass sie gemeint hat, bei der Viksveen?“
„Herrgott, ich weiß es nicht!“
Sie funkelte ihn wütend an. Nick schnaubte und wandte sich ab. Er ging ein paar Schritte im Kreis und kam zu Vilde zurück.
„Du.“ Er hob eine Hand. Ruhig jetzt, gaaanz ruhig. „Was Nora gesagt hat, kann alles Mögliche bedeuten oder auch gar nichts. Bist du sicher, dass da nicht noch mehr war?“
„Nein, da war nicht mehr, da nicht.“ Vilde nahm einen tiefen Zug, die Zigarettenglut flammte auf und fraß sich knisternd in den Tabak. Sie blies den Rauch langsam aus, dünn und grau durch die Nase, dann schnippte sie die Kippe auf den Asphalt und trat sie aus. „Wir waren schon mal da“, sagte sie tonlos. „Deswegen mache ich mir ja Gedanken. Wir alle vier, Nora und ich und Benedicte und Trine, wir waren schon mal bei der Viksveen. Wir hatten uns im Wald versteckt und wollten sie ausspionieren. Nora weiß also, wo das Haus ist, sie weiß, wie man dahin kommt, und sie weiß, wo man sich verstecken muss, um alles beobachten zu können, ohne entdeckt zu werden.“
„Scheiße.“
„Und einen Tag nach … danach scheint es so, als hätte sie uns zusammen gesehen.“
„Scheiße!“
„Kannst du laut sagen.“ Vilde zog eine Grimasse.
7
Es klingelte zum Schulschluss.
Nora ließ sich Zeit. Sie bückte sich und packte langsam ihre Sachen in den Rucksack. Sie hatte keine Lust, sich zu beeilen, keine Lust, zu denken. Körper und Kopf protestierten laut bei jeder Bewegung und jedem noch so kleinen Gedanken.
Ich gehe nach Hause und lege mich ins Bett. Dort bleibe ich die ganze restliche Woche, mein ganzes restliches Leben. Bis ich Moos ansetze, bis ich verwelke und verfaule und verschwinde.
„Alles klar bei dir?“ Benedictes nackte Beine ragten vor ihr auf und erst ziemlich weit oben kam der Saum ihres Minirocks zum Vorschein. Nora konnte sehen, dass sie einen rosa Slip trug. Sie steckte ihren Notizblock in den Rucksack und richtete sich auf.
„Ja, wieso?“
„Du“, sagte Benedicte. „Wenn du was hast …“
„Lass“, sagte Nora. „Fang nicht schon wieder damit an.“
„Aber ich …“
„Hör auf!“ Nora erhob sich so abrupt, dass der Stuhl nach hinten kippte.
„ Mann. “ Benedicte verdrehte die Augen. „Ich versuch doch nur, nett zu sein, okay?“
Nora wurde rot. Sie stellte den Stuhl wieder hin. „Gehen wir zusammen?“, fragte sie.
„Na klar. Dann beeil dich mal.“
„Ja, ja.“ Nora hängte sich den Rucksack um.
Sie waren die Letzten in der Klasse.
„Worauf wartest du?“, seufzte Benedicte.
Nora ließ ihren Blick durch den Flur schweifen. Nichts als nackte Wände. Grau, distanziert und hart.
Ich bin allein , dachte sie. So verdammt allein!
Sie zwang ihre Beine zum Gehen und brummelte etwas vor sich hin.
„Was?“, fragte Benedicte.
Nora versuchte, sich zusammenzureißen. Sie räusperte sich. „Bist du heute Morgen früher losgegangen?“
„Nee, wieso?“
„Wir haben an der Haltestelle gewartet, Vilde und ich.“
„Ich war spät dran“, sagte Benedicte.
„Ah.“
„Ja.“
„Du und Trine, oder was?“
„Nein. Keine Ahnung, was mit Trine war.“
„Ah.“
„Ja.“
„Ist sie jetzt mit Trym zusammen?“, fragte Nora.
Benedicte verzog den Mund. „Trine?“
„Sie haben rumgemacht“, sagte Nora.
Als sie das Gebäude verließen, sah Nora Nicks Kopf im Ge wimmel auf dem Schulhof. Und Vilde ging nur ein paar Meter hinter ihm …
Und auf einmal verspürte Nora eine brennende Lust, Benedicte zu erzählen, dass Vilde ihr den Freund wegnahm … auch auf die Gefahr hin, dass ihre Freundschaft zerbrach, denn Be nedicte hasste Nick. Bestimmt würde sie stinksauer sein, dass Nora was mit ihm angefangen hatte … Nora stöhnte innerlich. Sie musste einfach mit jemandem darüber reden! Sie drehte sich zu Benedicte um.
Ich war mit Nick zusammen, brüllte es in ihrem Kopf. Auf einmal lief alles wie in Zeitlupe ab und ihr sprang jedes noch so kleine Detail ins Auge. Sie merkte, wie die Worte auf dem Weg nach draußen waren.
ICH WAR MIT NICK ZUSAMMEN!
Benedictes Kopf nickte leicht bei jedem Schritt, ihre langen blonden Haare wehten im Wind, ein paar dünne
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