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Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Titel: Dark Village 02 - Dreht euch nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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und war kurz davor, den Geist aufzugeben. Trym blickte auf seine Hände. Das war alles so unwirklich. Er hatte ein Pflaster um den kleinen Finger. Noch dazu ein Donald-Duck-Pflaster.
    „Verpiss dich“, sagte Tommy.
    Sie waren zu viele. Er hatte keine Chance. Wenn er jetzt weg ging, konnte ihm keiner einen Vorwurf machen. Einer gegen zwölf, und sie waren bewaffnet! Nur ein Idiot würde bleiben. Außerdem war er eine Niete im Kämpfen. Was hatte Nick ge sagt? Du könntest dich noch nicht mal aus ’ner Papiertüte her ausboxen …
    Aber er würde nicht abhauen. Er würde bei Greg bleiben. Bis sie auch ihn zusammenschlugen.
    Vor ein paar Tagen hätte er das nicht gemacht. Aber jetzt …
    „Verpiss dich“, sagte Tommy.
    Gestern hatte Trine ihm eine Abfuhr erteilt. Sie hatte die Sache im letzten Moment abgebrochen. Er war darüber fast ein bisschen erleichtert gewesen. So hatten sie sich auf sicheres Terrain zurückziehen können. Aber da war noch etwas anderes gewesen, in ihrer Stimme, ihrer Haltung, dem fehlenden Lä cheln und in den Küssen, die plötzlich kurz und trocken waren. Sie hatte ihn ausgeblendet. Mittendrin. Sie hätten um ein Haar miteinander geschlafen, aber urplötzlich hatte sich alles verän dert, als wäre sie verschwunden. Sie hatte sich in seinen Armen in Luft aufgelöst. Er hatte es tief in sich gespürt. Und er hatte es an ihrem Gesicht gesehen.
    Sie hatte nichts gesagt, aber er war sich sicher, dass es aus war, vorbei, never again . Und was blieb ihm dann? Nichts. Nichts anderes als er selbst.
    Und wenn er hier stehen wollte – weil es wichtig für ihn war, ja, dann konnte ihn niemand davon abbringen! Der Einzige, der sich zwischen Greg und zwölf Idioten mit Messern und Baseballschlägern stellte.
    „Verpiss dich“, wiederholte Tommy.
    „Keine Chance“, flüsterte Trym.
    „Ich mach dich fertig“, sagte Tommy. „Und hinterher nehm ich mir deine Kleine vor. Das Flittchen, mit dem du zusammen bist.“
    „Versuch’s doch“, flüsterte Trym. „Versuch’s doch.“

5
    „Wirklich nicht?“, fragte Vilde.
    „Was?“
    „Bist du echt nicht mit Trym zusammen?“
    „Nein, nein.“ Trine wurde rot.
    „Ich dach…“
    „Ich weiß“, fiel Trine ihr ins Wort.
    Sie blieben stehen und schauten zum Springbrunnen hinüber.
    „Ich muss es Nora erzählen“, sagte Vilde.
    „Was?“
    „Das mit uns.“
    „Oh … Nora?“
    „Ja. Es ist kompliziert. Aber ich muss es ihr sagen.“
    „Aber …“
    „So ist das eben! Sie muss wissen, was passiert ist.“
    „Na gut“, sagte Trine.
    Vilde sah sie überrascht an. „Na gut?!?“
    „Mhm.“ Trine nickte.
    „Einfach so? Auf einmal ist das okay?“
    „Nein, aber …“
    „Du brauchst nur ordentlich mit ‘nem Typen rumzuknut schen und schon bist du happy, oder wie?“
    „Vilde …“
    „Wie kann dir das egal sein?“
    „Das ist mir nicht …“
    „Wenn das so absolut kein Thema für dich ist, wieso hast du das nicht früher gesagt?!?“ Vilde machte auf dem Absatz kehrt und marschierte denselben Weg zurück, den sie gekommen waren.
    „Warte!“, rief Trine ihr nach. „Vilde, warte!“ Sie konnte sie nicht gehen lassen! „Vilde! Ich lieb dich doch!“
    Vilde blieb so plötzlich stehen, als wäre sie gegen eine un sichtbare Wand gerannt. Die Welt blieb ebenfalls stehen. Um sie herum war es mit einem Mal still – ganz still, sogar die Vögel hielten den Schnabel.
    „Ich lieb dich doch“, flüsterte Trine leiser.
    Vilde drehte sich um. „Du liebst mich?“
    „Ja. Ich liebe dich.“
    „Auf die Art, wie … wie du Nora liebst?“
    „Nein“, sagte Trine.
    Vilde ging zu ihr. Sie sah ihr in die Augen.
    „Wie dann, Trine?“
    „Auf die andere Art“, sagte Trine.
    „Auf die andere Art?“
    „Ja.“ Trine legte ihre Finger auf Vildes Bauch, sie schienen sich durch das dünne T-Shirt zu brennen. „Auf diese Art.“ Sie ließ ihre Hand höher gleiten, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Vilde sanft auf den Mund. „Und auf diese Art.“
    „Wenn jetzt jemand kommt“, flüsterte Vilde.
    „Ist mir egal“, antwortete Trine. Sie küsste Vilde noch einmal. „Ich liebe dich, Vilde. Begreifst du das? Ich liebe dich so sehr!“
    Und da fiel Vilde plötzlich das Lied ein, das Charlene beim Frühstück gesungen hatte. Sie hatte es schon öfter gehört. Es hatte sich in ihren Kopf eingebrannt, und sie hatte das Gefühl, dass es haargenau auf diesen Moment in ihrem Leben passte, dass es etwas bedeutete, auch wenn sie nicht erklären

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