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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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dem Nacht tisch. Da! Sie spürte es unter den Fingerspitzen.
    „Geh dr…“
    Eilig klappte sie es auf und drückte es ans Ohr. „Ja!“
    „Nora?“
    „Ja.“
    „Hier ist Mama. Ist was? Du klingst so komisch. Bist du schon auf?“
    „Ja.“
    „Ist was?“
    „Nein.“
    „Ist Peer aufgestanden?“
    „Keine Ahnung.“
    Ihre Mutter lachte. „Sag bloß.“
    „Ich hab ihn noch nicht gesehen.“
    „Du weißt doch, dass er immer früh auf ist. Ich glaube, ich habe ihn ins Bad gehen hören, als ich losmusste.“
    „Warum fragst du dann?“
    „Hm?“
    „Warum fragst du nach Peer, wenn du genau weißt, dass er immer früh auf ist? Es ist total blöd, nach etwas zu fragen, das du weißt.“
    „Also“, sagte ihre Mutter. Nora hörte, dass sie den Motor ab stellte. „Ich bin jetzt da. Ich wünsche dir einen schönen Tag! Tschüss.“ Sie legte auf.
    Nora hatte sich im Bett aufgesetzt. Ihr Körper war ange spannt. Sie ließ das Handy auf die Decke fallen. Ihr Blick blieb am Display hängen. Sie hätte schon vor fünf Minuten den Tag beginnen sollen. Den Tag, der ihr Leben verändern würde.

2
    Peer frühstückte. Er hing mit dem Gesicht über einer Schüssel mit einer Spezialmüslimischung, die er vom Sportgymnasium bekam.
    Er sagte nichts, als Nora die Küche betrat, sondern aß schnell und mit lautem Geschlürfe und Geschmatze weiter.
    Wie ein Schwein.
    Nora versuchte, ihren Bruder nicht anzugucken.
    Sie öffnete den Kühlschrank. Ihre Mutter sorgte dafür, dass er immer gut gefüllt war, aber sie konnte nichts entdecken, wo rauf sie Appetit hatte. Zum Glück musste sie sich heute kein Butterbrot schmieren. Sie hatte genug Geld, um in der Mensa zu essen.
    Sie machte den Kühlschrank zu, ging ins Wohnzimmer und nahm eine Banane vom Obstteller auf dem großen Esstisch. Gestern war sie noch ein bisschen grün gewesen, aber heute war sie genau richtig.
    Sie setzte sich auf das Sofa und dachte wieder an Synnøve Viksveen und den unbekannten Mann. Wer er wohl war? Sie ging der Reihe nach die Lehrer ihrer Schule durch, versuchte, sie sich nackt vorzustellen, zusammen mit der Viksveen.
    Der Direktor mit der Hose um die Knie …
    Nora betrachtete die Banane, die sie in der Hand hielt. Sie hatte sie gerade geschält und war drauf und dran, sie in den Mund zu stecken. Der Direktor mit der Hose um die Knie …
    Sie stand vom Sofa auf, ging zurück in die Küche und warf die Banane in den Mülleimer unter der Spüle. Ihr Bruder aß. Mampf. Mampf. Mampf. Knurps. Knurps.
    Nora hatte Lust, irgendetwas zu tun. Irgendetwas, was sie noch nie gemacht hatte, das alle aufhorchen und bewundernd sagen ließ: Also, dass sie das gemacht hat! Hut ab!
    Irgendetwas, damit ihr Bruder aufhörte zu kauen. Aber ihr fiel nichts ein. Und außerdem hatte sie Hunger.
    Sie fühlte sich leer, aber der Gedanke an Essen war absolut unerträglich.
    Mampf, mampf, knurps. Mampf. Er hatte den Rhythmus ge ändert. Sie sah ihn an.
    Als er sich das ganze Müsli reingeschaufelt hatte, hob er die Schüssel an den Mund und trank die restliche Milch daraus laut schlürfend aus. Ein paar Tropfen landeten auf seinem Pulli.
    Nora hatte nicht übel Lust, ihn anzumeckern, ihn irgendwie zu beschimpfen. Aber sie sagte nichts.
    Er stand auf, nahm seinen Teller und stellte ihn in die Spüle. Dann ging er an Nora vorbei in den Flur, griff nach seiner Schultasche und den Trainingssachen, machte die Haustür auf, blieb kurz stehen und sagte: „Ich hau ab.“
    Nora nickte, sagte Ja, aber da war ihr Bruder schon weg.
    Sie stand in der Küche, guckte an sich hinunter, an ihren Brüsten, den Hüften, den Händen. Sie war traurig. Als hätte sie etwas verloren und würde es niemals wiederfinden können.
    Er weiß nicht, wer ich bin , dachte sie. Mama auch nicht. Sie haben keinen Schimmer, wer ich bin. Sie kapieren es nicht. Ich bin so allein!
    Sie stand neben der Küchenanrichte und explodierte lautlos.

3
    „Pimmel“, sagte Vilde immer. „Benedicte ist an allem interes siert, was einen Pimmel hat.“
    Als Benedicte dreizehn war, hatte es für sie nur ein Thema gegeben: Sie wollte einen Freund. Anfangs war es nicht wich tig gewesen, mit wem sie zusammen war. Es war auch nie viel mehr passiert, als dass sie mit den Typen auf Partys ein bisschen rumgeknutscht hatte.
    Die Jungs durften ihr nicht unters T-Shirt. So was kam nicht in die Tüte. Damals nicht.
    Benedicte war es nur darum gegangen, einen Freund zu haben.
    Es hatte ihr gefallen, dass ein Junge sie, nur sie allein,

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