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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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schrecklich.
    Denn gab es auch nur einen einzigen Grund dafür, dass Nick ausgerechnet auf sie stehen sollte? Auf sie – Nora? Anstatt auf Benedicte oder eins der anderen hübschen Mädchen?
    Wie es sich wohl anfühlte, ihn Hand in Hand mit einem an deren Mädchen über den Schulhof gehen oder ihn auf einer Party mit einer anderen knutschen zu sehen?
    Nora legte sich aufs Bett und bohrte das Gesicht ins Kissen. Sie hatte entsetzliche Angst. Und sie war glücklich. Irgendwie.

1 0
    Die Zigarette war stark. Der Rauch brannte im Hals und zog ihm den Magen zusammen. Er hustete und nahm noch einen Zug.
    Im Haus wurde nicht geraucht. Drinnen stank es, aber nicht nach Rauch. Etwas anderes, Unangenehmes schien sich in den Wänden festgesetzt zu haben. Es verursachte Übelkeit bei ihm.
    Pflegekinder aufzunehmen, war einträglich. Sie bekamen ein paar Tausend Kronen im Monat dafür, dass sie sich um ihn kümmerten. Dabei brauchten sie sich eigentlich gar nicht um ihn zu kümmern. Sie mussten ihm nur zu essen geben und ein Bett, in dem er schlafen konnte. Ein billiges Hotel. Genauso roch es auch. Wie ein billiges Hotel im schlechtesten Teil der Stadt.
    Es reicht .
    Er hatte sich selbst satt. Und diese innere Stimme, die nur hässliche Sachen flüsterte, war er auch leid. Nie sagte sie was Schönes oder Hilfreiches.
    Es stinkt, weil du hier bist , dachte er. Was du auch anfasst, wird zu Scheiße. Alles in deiner Nähe. Weil du so bist. Immer machst du alles kaputt. Du traust dich nicht, an irgendwas zu glauben. Du bist ein feiges Arschloch .
    Das dachte er nicht zum ersten Mal. Tausendfach hatte er das gedacht. Es war seine Jetzt-muss-ich-mich-zusammenreißen-Ansprache. Nerviger Kram. Er nahm einen tiefen Zug und drückte die Zigarette an der Steintreppe aus.
    Neue Stadt. Neue Familie. Das alte Scheiß-Ich .
    Er grinste angestrengt. Die WM in Selbstmitleid gewann er jedenfalls problemlos.
    Viele Jahre hatte er keine Beschreibung gefunden, die auf ihn selbst passte. Pflegekind klang so vorsichtig und so anständig, das krachte nicht. Abschaum, das war schon besser, aber auch nicht hart genug.
    Erst als er nach Amerika kam, hatte er den perfekten Aus druck gehört: fucking white trash . Ganz genau.
    Das saß. Fucking white trash. White fucking trash. Fuck you, white trash!
    „Es ist besser, wenn du jetzt kommst“, sagte eine Stimme hin ter ihm.
    Er steckte die Kippe in die Zigarettenschachtel und drehte sich langsam um, damit er sie nicht erschreckte. „Was ist denn?“, fragte er.
    Sie hieß Eline, war sieben Jahre alt und ging in die zweite Klasse. Das helle Haar reichte ihr bis zur Rückenmitte. Sie war dünn und klein und wäre gut und gerne als Fünfjährige durch gegangen. Ihre blauen Augen waren groß und sie sog dauernd nervös an ihren Lippen. Ansonsten war ihr Gesicht ausdrucks los. Leer.
    Er wusste nicht, ob sie auch ein Pflegekind war oder das ei gene des Ehepaars. Sie sah keinem von beiden ähnlich, aber er hatte keine Lust, danach zu fragen. Irgendwie hatte er das Ge fühl, dass es besser war, nicht zu viel zu wissen.
    „Es gibt Abendbrot“, sagte sie. „Du musst kommen.“
    „Ich habe keinen Hunger“, entgegnete er.
    „Aber du musst.“ Sie starrte ihn an. Sie hielt die Hände vor dem Bauch und bewegte unruhig die Finger. Ihre Beine zitter ten ein bisschen. „Du musst Abendbrot essen.“
    „Ich habe keinen Hunger. Das ist schon in Ordnung.“ Er streckte die Hand aus, um ihr auf die Schulter zu klopfen.
    „Nein.“ Sie wich ihm aus. „Es gibt Essen. Alle müssen essen. Am besten, du kommst.“
    „Wieso ist es am besten?“, fragte er verwundert. „Wie meinst du das?“
    „Hier im Haus sind wir pünktlich“, sagte sie.
    Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Hier im Haus sind wir pünktlich.
    Das waren nicht ihre Worte, so viel war klar. Sie wiederholte nur, was sie aufgeschnappt hatte. Von den Eltern. Oder den Pflegeeltern.
    Jetzt hätte er doch gerne gewusst, ob sie ihr leibliches Kind war. Aber sie drehte sich um und ging zurück ins Haus. Im Flur blieb sie stehen und wartete darauf, dass er ihr auch wirklich folgte. Am besten, du kommst .
    „Ja.“ Er steckte die Zigarettenschachtel in die Jackentasche. „Okay.“
    Die Tapete im Flur war einmal grün geblümt gewesen. Inzwi schen war sie grau und schluckte das Licht der Deckenlampe.
    Nick hatte das Gefühl, eine Höhle zu betreten. Tief im Berg, dunkel und unerbittlich. Wie in Herr der Ringe . Unwillkürlich zog er die Schultern

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