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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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Daumen auf. „Ja?“
    „Hallo, ich bin’s.“
    Benedicte.
    „Ah! Hallo.“ Noras erster Gedanke war, dass sie das Poster verstecken musste. Sie verdrehte die Augen. Ging es noch däm licher?
    „Hast du schon gehört?“, plapperte Benedicte drauflos.
    „Was denn?“, fragte Nora.
    „Du weißt es noch nicht“, sagte Benedicte.
    „Was?“
    „Das über Nick.“
    „Und?“
    „Er ist Pflegekind.“
    „Pflegekind?“ Nora runzelte die Stirn.
    Das passte überhaupt nicht. Pflegekind. Nick war überhaupt kein Kind.
    Behutsam strich Nora über das Poster. Er sah jedenfalls nicht aus wie ein Kind.
    „Er wohnt bei den Leuten in dem alten Haus am Stor-Hau gen. In dem grünen.“
    „Bjørkstad“, sagte Nora automatisch.
    „Ja, genau. Bei Bjørkstads. Da wohnt er. Die hatten früher schon mal Pflegekinder.“
    „Er wohnt bei den Bjørkstads?“
    „Ja. Ja. Und …“
    „Woher weißt du das?“
    „Jemand hat ihn gesehen.“
    „Welcher Jemand?“
    „Welcher Jemand? Irgendjemand, Mensch.“ Benedicte war genervt. „Ich sag doch – alle reden drüber.“
    „Dass er ein Pflegekind ist?“
    „Ja, und noch mehr. Dass er bei seiner letzten Pflegefamilie rausgeflogen ist, weil er was angestellt hat. Er ist irgendwo ein gebrochen oder so.“
    „Also, ich weiß nicht“, sagte Nora.
    „Du weißt nicht?“ Benedicte klang völlig perplex. „Was willst du denn wissen ?“
    „Er kam mir … er ist irgendwie nicht …“, murmelte Nora vor sich hin. Dann räusperte sie sich. „Auf mich wirkte er total in Ordnung.“
    „Er kann doch auch in Ordnung sein, obwohl er Pflegekind ist“, sagte Benedicte.
    „Ja. Aber dass er irgendwo eingebrochen sein soll und so. Das kommt mir unwahrscheinlich vor.“
    „Davon hast du echt keine Ahnung.“
    „Nein, nein, aber …“
    „Es gibt einen Haufen Gerüchte. Total abgefahren. Alle reden drüber.“
    „Aha.“
    „Wenn du ab und zu mal deinen Hintern vor die Tür bewegen würdest, hättest du auch was mitbekommen! Irgendwer hat sogar gehört, dass er einen Mann umgebracht haben soll!“
    „Also ehrlich, Benedicte.“
    „Ja, ich weiß.“
    „Er hat bestimmt niemanden umgebracht“, sagte Nora.
    „Ich weiß ja, ich weiß. Das war nur ein Beispiel. Was die Leute sich erzählen.“
    „Und was erzählen die sonst noch?“
    „Dass er ein Mädchen vergewaltigt hat.“
    „Was?“
    Nora spürte Wut in sich aufsteigen. Sie überfiel sie genauso  plötzlich wie am Morgen. „So einen Scheiß hör ich mir nicht an!“
    „Ich glaube es ja auch nicht“, sagte Benedicte. „Bestimmt hat er das nicht getan. Aber es ist irgendwie spannend. Endlich pas siert mal was.“
    „Es ist total gemein, dass so viel Mist über ihn getratscht wird. Keiner kennt ihn richtig.“
    „Ja, ja“, erwiderte Benedicte. Sie klang vollkommen desinte ressiert.
    Nora wurde laut. „Es ist total gemein! Total!“
    „Mann …“ Benedicte stöhnte. „Ist mir egal.“
    „Dir kann doch nicht immer alles egal sein.“
    „Kann es wohl.“
    „Kann es nicht.“
    „Und wer bestimmt das? Du etwa?“
    „Es ist …“ Nora schwieg. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte. Es hatte ja sowieso keinen Zweck.
    „Was?“, fragte Benedicte.
    Nora hörte, dass sie grinste. „Es ist einfach, weil du so bist .“
    „Ja?“
    „Stell dir doch mal vor“, sagte Nora, „alle wären ein bisschen positiver und würden Rücksicht aufeinander nehmen. Stell dir das mal vor.“
    Benedicte lachte kurz auf. „Du, ich muss jetzt auflegen. See you. “ Klick . Und weg war sie.
    Nora musste über sich selbst den Kopf schütteln. Manchmal laberte sie wirklich rum. Wenn alle ein bisschen positiver wären und Rücksicht aufeinander nehmen würden. Das würde sie die nächsten vierzig Jahre aufs Butterbrot geschmiert kriegen.
    Sie klappte ihr Telefon zu und legte es auf den Schreibtisch. Weg mit Benedicte und allem, was sie erzählt hatte. Das war alles nur Quatsch, richtiger Mist.
    Nora seufzte tief. Sie fühlte sich innerlich völlig erschöpft. Ihre Muskeln und ihr Bauch taten weh. Es fühlte sich an, als wäre sie stundenlang Achterbahn gefahren.
    Es war ein anstrengender Tag gewesen, und obwohl sie weder was Besonderes getan noch gesagt hatte, war alles auf einmal passiert. Alles! Ihre Welt hatte sich verändert.
    Sie war verliebt.
    Jedenfalls nahm sie das an. Oder, nein. Sie wusste es, sie war sich hundertprozentig sicher. Noch nie war sie so verliebt gewe sen. Es war unglaublich schön – und total

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