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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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hoch.
    Hätte er ein Schwert gehabt, hätte er es mit beiden Händen vor sich gehalten.
    Sie wartete auf ihn. Winzig klein und dünn – und seltsam durchscheinend.
    Eine Elbin , dachte Nick.
    Er blieb vor ihr stehen und lächelte, so gut er konnte.
    Als sie nach seiner Hand griff, zuckte er zusammen. Sie hielt ihn fest und er ließ es geschehen.
    „Okay“, sagte er wieder und nickte zur Küchentür. „Sollen wir dann mal was essen?“
    „Ich glaube, du bist anders“, flüsterte sie mit ihrer zarten, vor sichtigen Stimme. „Ich glaube, du bist lieb.“

1 1
    An diesem Abend begann eine der vier Freundinnen, Tagebuch zu führen.
    Es war ein Buch im DIN-A5-Format mit schwarzem festem Deckel und linierten Seiten.
    Liebes Tagebuch , schrieb sie.
    Das war komisch, irgendwie kindisch. Als ob sie ein Tee niemädchen wäre, das eine heimliche Schwärmerei und einen Kuss gestehen wollte. Dabei war das, was sie zu erzählen hatte, viel, viel ernster. Sie radierte die zwei Worte wieder aus und notierte stattdessen das Datum und den Wochentag. Dann be trachtete sie die Linien und runzelte die Stirn. Sie war immer noch nicht zufrieden. Sie wurde unsicher. Wenn jemand das Buch fand und darin las …
    Vielleicht war es verkehrt, das Datum aufzuschreiben. Es ver riet womöglich zu viel. Vielleicht konnte man anhand des Da tums ja Dinge herausfinden, von denen sie noch nicht wusste, dass man sie herausfinden konnte. Alles war so konkret, wenn erst mal ein Datum drüber stand.
    Wieder radierte sie alles aus, wischte über die Seite und strich sie glatt. Sie setzte nur den Tag rechts oben auf das Papier. So war es am besten.
    Mittwoch.
    Das klang schon besser.
    Heute habe ich im Radio ein Lied gehört , schrieb sie. Ich stand in der Küche. Es war ein Satz, der mir aus der Seele sprach: Take a knife and cut this pain from my heart.
    Wenn ich das bloß könnte! Wenn es so einfach wäre! Wenn ich einfach alles Schreckliche wegschneiden könnte. Wie ein Krebsge schwür wächst es in mir. Etwas Fieses und Ekelhaftes und frisst mich langsam auf.
    Ich wünschte, jemand würde mir helfen.
    Ich wünschte, jemand würde ein Messer nehmen und mich auf schneiden .

19 Tage vor dem Mor d
    Sorry, Momma, I’m grown
I must travel alone
And go follow the footsteps I’m making my own
Only way that I know how to escape
From this 8 Mile Road
    8 Mile, Eminem

1
    Sie lief.
    Sie wusste, dass sie dem Nebel nicht entkommen konnte, der sie umgab, und auch nicht diesem heftigen, beklemmenden Gefühl und der Angst, die in ihrem Kopf waberte. Der Angst, dass irgendwas hinter ihr her war, dass es sie einholen würde, egal, wie schnell sie war.
    Es war gefährlich. Unaussprechlich. Es durfte niemals ge schehen – nie wieder. Sie wollte schreien.
    Hilfe. Lieber Gott, hilf mir. Bitte .
    Außer einem Wummern hörte sie nichts. Fühlte sie nichts.
    Bumm, bumm, bumm .
    Ihr Herz war stumm, schließlich war sie tot. Irgendwie. Sie war tot, sie war tot, sie war tot.
    Bumm, bumm, bumm .
    Es kam näher. Sie wusste, dass es keinen Ausweg gab. Sie war am Ende.
    Bitte .
    Sie wurde langsamer und blieb stehen.
    Es war ja doch zwecklos. Nie im Leben würde sie entkommen. Langsam drehte sie sich um, sie wollte ihm entgegensehen.
    Bitte, bitte, bitte .
    Aber sie wusste, dass es nicht helfen würde. Es half nie.
    Irgendwas streckte sich aus dem Nebel und es berührte sie. Sie spürte, wie es über ihre Haut glitt, aber sie konnte nicht sehen, was es war. Es fühlte sich schleimig und eklig an. Sie stellte es sich rot und grün vor, und sie merkte, wie es sich ausbreitete, wie es jeden Millimeter ihrer Haut verklebte – und es atmete und wollte in sie rein, es wollte sie besitzen.
    „Nein!“
    Benedicte schrak hoch. Sie hörte ihren Atem, schwer und stoßweise, und versuchte, ihn unter Kontrolle zu bekommen, ihren Körper zu beruhigen, aber die Angst ließ sie nicht los. Sie hatte das heftige Gefühl, dass die Gefahr noch nicht vorüber war.
    Da sah sie den Schatten an der Tür.
    Mondlicht drang durch einen Spalt zwischen den Gardinen, es fiel auf ihr Bett, auf Benedictes Gesicht, darum war es schwer, etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Sie rieb sich die Augen, blinzelte und langsam bekam der Schatten Konturen.
    Es war ein Mensch. Eine kleine, angespannte, harte Gestalt. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und warf spöttisch den Kopf in den Nacken. Vielleicht dachte Benedicte das Wort „spöttisch“ auch bloß, weil sie es immer dachte, wenn sie diese

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