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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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Kopfbewegung sah. Sie wusste ja, wie das Gesicht aussah, sie kannte die schmalen Lippen und das dünne, verbitterte und an klagende Lächeln.
    Sie hatte es oft gesehen.
    Jetzt machte die Gestalt einen Schritt auf sie zu und trat in das blassblaue Mondlicht. Sie wirkte kalt, als wäre ihre Haut mit Eis überzogen.
    „ So hübsch bist du nicht“, sagte ihre Mutter. „Ich habe es ge sehen, als du schliefst. So hübsch bist du gar nicht.“ Sie drehte sich um, öffnete die Tür und ging.
    Benedicte blieb aufrecht sitzen und zog sich die Decke bis zum Hals. Sie war weich und roch gut und frisch. Benedicte hatte das Bett neu bezogen, bevor sie sich schlafen gelegt hatte. Sie hatte die Bettwäsche selbst gewaschen, hatte sie aus der Maschine geholt, auf der Wäschespinne im Garten aufgehängt, später wieder abgenommen und das Bett neu bezogen.
    Noch nicht einmal das .
    Sie schloss die Augen. Der Geruch ihrer Mutter hing immer noch im Raum. Schwer und schwül und leicht säuerlich, wie in einem Zimmer, in dem lauter alte Sachen stehen. Sie verschloss die Poren ihrer Haut vor dem Geruch der Mutter.
    Nicht einmal das. Die einfachsten Dinge. Du tust nie etwas für mich .
    Benedicte legte sich wieder hin. Sie überlegte, ob ihre Mutter vielleicht recht haben könnte, aber das spielte keine Rolle. Nie mand würde sie sehen, wenn sie schlief. Und sie wusste, dass sie hübsch sein konnte, wenn sie wach war und genug Zeit hatte. Das hatten ihr schon viele gesagt – zugegeben, nur Jungs –, aber sie wusste, dass die anderen Mädchen derselben Meinung waren, dass sie guckten und flüsterten und manche neidisch waren.
    Ich bin hübsch, wenn ich mit den anderen zusammen bin. Ich bin hübsch, wenn sie mich anschauen. Ich bin hübsch, wenn es drauf ankommt .
    Daran dachte sie. Und der Gedanke gefiel ihr.
    Sie legte die Hände um die Knie, kauerte sich unter der Decke zusammen und schlief ein. Sie trieb durch die Dunkelheit, hin ein in eine angenehme Leere.
    Und als sie aufwachte, war sie beinahe sicher, dass alles nur ein Traum gewesen war. Ein Albtraum.
    Denn so konnte eine Mutter nicht sein.

2
    Sie wohnten nah beieinander und hatten es nicht weit zur Schule. Normalerweise trafen sie sich an der alten Bushaltestelle und gingen von dort aus gemeinsam. Nora kam fast immer als Erste, Benedicte als Letzte. Vilde und Trine wechselten sich mit dem zweiten und dritten Platz ab.
    Aber an diesem Tag erschien Vilde nicht.
    „Wo ist Vilde?“, fragte Benedicte.
    „Weiß nicht.“ Nora zuckte die Achseln.
    „Ich ruf sie an“, sagte Trine. Sie holte ihr Handy raus und wählte Vildes Nummer.
    Sie warteten.
    Benedicte betrachtete Trine und fand, dass sie hübsch war, selbst wenn sie einfach nur ein T-Shirt und eine Trainingsjacke trug.
    Solche Klamotten würden mir im Leben nicht stehen , dachte sie. Jedenfalls würde ich ungeschminkt schrecklich aussehen .
    Sofort ärgerte sie sich über den Gedanken, weil sie sich immer mit anderen verglich und weil sie – zumindest in ihren Augen – immer den Kürzeren zog.
    Nicht schon wieder. Schluss jetzt.
    „Hm“, machte Trine. „Sie geht nicht ans Telefon.“
    „Ruf mal bei ihr zu Hause an“, schlug Nora vor.
    „Hat sie irgendwas gesagt?“, fragte Trine.
    Nora schüttelte den Kopf. „Zu mir nicht.“
    Benedicte war nicht bei der Sache. Sie trat auf der Stelle, es kribbelte in ihrem ganzen Körper. Sie zog an ihrem engen Top und strich sich über den Bauch. Sie fühlte sich gestresst, war nervös. Sie wollte in die Schule und Nick wiedersehen.
    Sie wollte, dass er mit ihr redete, irgendwas sagte, und sei es nur ein Hallo. Es würde schon reichen, wenn er es nett sagte. Wenn es interessiert rüberkam, so als gefiele sie ihm. Haupt sache, er sah sie lange genug an. Hauptsache, er vertrieb diesen einen Satz, der ihr noch immer im Kopf rumspukte.
    So hübsch bist du nicht .
    Nick könnte alles wiedergutmachen, da war sie sich sicher.
    Nora und Trine guckten sie an. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Benedicte kapierte, dass sie eine Antwort von ihr erwarte ten. Sie zuckte zusammen. „Was?“
    Trine verdrehte die Augen.
    „Hat Vilde irgendwas zu dir gesagt?“, fragte Nora.
    „Zu mir?“ Benedictes Gedanken rasten. Sie hatte das Gefühl, eine anständige Antwort parat haben zu müssen, wissen zu müssen, wo Vilde war. Ein einziges Mal nur Bescheid wissen. Aber stattdessen lieferte sie den anderen nur einen weiteren Grund, sie für eine schwachsinnige Barbie zu halten.
    „Wozu denn

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