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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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eigentlich?“, fragte sie.
    „Dass sie heute nicht kommen würde.“
    „Nöö. Ich meine …“ Sie schluckte. Egal, was sie sagte – es war ja doch daneben. Sie konnte nichts Kluges von sich geben. Sie war vollauf mit sich selbst beschäftigt. Vielleicht wie sonst auch, aber heute ganz besonders.
    „Ich meine“, wiederholte sie, „warum sollte sie ausgerechnet mir Bescheid sagen?“
    „Tja, gute Frage“, antwortete Trine.
    Diese Stichelei war völlig überflüssig. Seit wann bist du eigent lich so perfekt , hätte Benedicte am liebsten gefragt. Und: Was weißt du schon über mich? Aber sie hatte nicht die Kraft dazu. Außerdem war Trine einfach ungeduldig, wie immer. Trine war Trine. Sie wollte, dass alles schnell ging. Kapitän der Fußball mannschaft: Los jetzt, setzt euren Arsch in Bewegung! Das war Trine, wie sie leibt und lebt.
    „Na gut, dann rufe ich bei ihr zu Hause an“, sagte Nora.
    „Ja.“ Benedicte wandte sich ab. Plötzlich hätte sie am liebsten losgeheult. Warum war sie heute nur so zimperlich? Sie ärgerte sich über sich selbst. Eigentlich war sie ziemlich – cool. Wenn sie sonst auf ihr rumgehackt hatten, hatte sie ja auch immer so getan, als machte es ihr nichts aus.
    Shit , dachte sie. Wenn sie auf mir rumhacken, tue ich so, als würde es mir nichts ausmachen.
    „Ja, hallo“, sagte Nora. „Ist Vilde da?“
    „Du“, sagte Trine. Sie stand plötzlich hinter Benedicte und berührte sie vorsichtig am Arm. „Ist irgendwas?“
    „Nein, nein.“ Benedicte drehte sich um und lächelte schnell. Das war Trines Art, sich für das Tja, gute Frage zu entschuldi gen, das wusste sie.
    „Sicher?“
    „Na klar.“ Benedicte klang aber nicht besonders überzeu gend.
    „Du kannst mir ruhig sagen, wenn was ist“, wiederholte Trine.
    „Ja.“ Benedicte lächelte. „Logisch. Aber es ist nichts. Ganz si cher. Alles okay.“
    „Tja.“ Trine zog die Hand zurück.
    Plötzlich war es peinlich, so dicht beieinanderzustehen. Wie in diesen billigen Zeitschriften: Sie beide ganz privat, in einem intimen Moment. Sprich dich aus. Erleichtere dein Herz . Aber so was sollte doch nicht peinlich sein! Sie waren schon ihr ganzes Leben lang beste Freundinnen. Und früher war ihnen nichts peinlich gewesen! Sie hatten keine Geheimnisse voreinander gehabt. Zumindest keine bedeutsamen.
    „Na, dann“, sagte Trine und entfernte sich einen Schritt.
    Seit wann hatten sie eigentlich Geheimnisse voreinander?
    Trine überlegte, aber sie kam nicht drauf. Sie konnte es nicht an einem speziellen Augenblick oder einer Situation oder einer Aussage festmachen.
    Alles hatte sich irgendwie verändert.
    „Sie ist schon weg.“ Nora klappte das Handy zu. „Ihr Au-pair war am Telefon. Vilde ist vor einer ganzen Weile los.“
    „Wie jetzt?“, fragte Trine verwundert. Sie war froh, dass sich etwas tat. Sie musste diese nervöse Nähe loswerden, die zwi schen ihr und Benedicte entstanden war. „Einfach so?“
    „Mmm.“ Nora nickte.
    „Hat sie Norwegisch gesprochen?“, fragte Trine. Das Au-pair-Mädchen sprach total schlecht Norwegisch. „Vielleicht hast du sie missverstanden?“
    „Englisch und Norwegisch. Vilde ist schon weg.“
    „Tss“, machte Benedicte. „Was ist denn mit der los?“

3
    Vilde zuckte die Schultern. „Na und?“, fragte sie.
    „Na und?“, wiederholte Trine aufgebracht. „Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Na und? Wir haben auf dich gewartet.“
    „Du hättest ruhig Bescheid sagen können.“
    „Ich war früh dran. No big deal. “
    „Aber warum denn?“, fragte Trine. „Hättest du nicht warten können?“
    „Ich war wach, und ich hatte Lust, schon mal zu gehen. Das ist alles.“
    „Du hättest anrufen können.“
    „Ich habe kein Guthaben mehr zum Telefonieren.“
    „Dann eben eine SMS schicken.“
    „Mein Handy ist gestern verreckt“, sagte Vilde. „Ich habe nichts mehr drauf. Ich wollte es heute laden.“
    „Die Leute gucken schon“, sagte Benedicte.
    Sie blickte sich um. Es ging eigentlich nicht um die Leute. Es ging um Nick.
    „Hört jetzt auf zu streiten“, zischte Benedicte. Sie klang viel schärfer als gewollt.
    Aber ihr war schwindelig und sie fühlte sich kraftlos. So war es sonst nicht.
    Ihr war nicht klar, warum dieser Typ anders war als all die an deren. Aber er beobachtete sie, er schaute zu ihnen rüber – sah sie an! – und das war das Einzige, was zählte: Er hatte Interesse!
    Genau wie am Vortag standen sie mitten auf dem Schulhof, ziemlich dicht

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