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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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küssten sie sich.
    Mit feuchten Lippen. Mit schwerem Atem.
    Dennoch: Zwischen zwei anderen Freundinnen hätte es nichts bedeutet. Der Kuss war leicht, nur eine flüchtige Berüh rung, zwei Lippenpaare, die sich tastend begegneten – weich und vorsichtig. Beinahe wie Luft. Und das alles nach viel Wein!
    Eigentlich passte es überhaupt nicht zu den beiden. So etwas kam normalerweise schlicht und einfach nicht vor. So waren sie nicht. Und genau deshalb war die Sache ernst.
    Denn sie küssten sich trotzdem. Sie atmeten durch den offe nen Mund und ließen ihre Lippen vorsichtig übereinanderglei ten. Und als sie sich wieder voneinander lösten – nicht viel, nur so weit, dass der Kuss unterbrochen wurde –, entfuhr Trine ein tiefer Seufzer.
    Vilde wurde heiß. Es fühlte sich richtig an. Vielleicht hatte sie sich immer genau danach gesehnt. Vielleicht war das der Schlüssel zu dieser ständigen Unruhe, die sie in sich hatte, diese komische Mischung aus Ärger und Anziehung, aus Ungeduld und Ruhe. Trine …
    Vilde war sich sicher, dass sie es beide schon gestern gemerkt hatten, als sie vereinbart hatten, zusammen Synnøve Viksveen auszuspionieren, ohne Nora und Benedicte Bescheid zu sagen.
    Sie hatten beide dasselbe gedacht. Sie hatten sich nicht ge traut, es auszusprechen, aber es hatte zwischen ihnen gestan den. Dazu die Vorstellung, noch einmal die Lehrerin zu sehen. Die nackte Synnøve Viksveen. Eine erwachsene Frau, die sie kannten – mit großen Brüsten und einem ausladenden Hintern und bestimmt Unmengen von Haaren.
    Die Spannung hatte in der Luft gelegen. In ihren Augen. In der Eile, in der sie auseinandergegangen waren, weil solche Gedanken an einem normalen Tag auf dem Schulhof nichts zu suchen hatten.
    Und vor ein paar Stunden war die Spannung wieder da gewe sen. Nur viel, viel stärker.
    Erst im Wald in der Nähe von Viksveens Haus und später in Noras Zimmer, als sie für die Party vorgeglüht hatten.
    Sie muss das auch gefühlt haben!, dachte Vilde.

2
    „Siehst du was?“, flüsterte Vilde.
    „Hm?“ Trine rümpfte die Nase. Sie rutschte unruhig hin und her.
    Vilde stieß sie mit dem Ellenbogen an. „He! Kannst du was sehen?“
    „Es pikst!“ Trine drehte sich auf die Seite und guckte auf die Stelle im Gras, wo sie mit dem Bauch gelegen hatte. „Da ist irgendwas.“ Sie fuhr sich mit der Hand über das T-Shirt. Es regnete Tannennadeln und kleine Ästchen.
    „Mach nicht so einen Lärm“, flüsterte Vilde.
    „Aber es pikst.“
    „Also echt, jetzt entspann dich!“
    „Sie ist noch nicht zu Hause. Das Auto steht jedenfalls nicht da“, sagte Trine.
    „Vielleicht ist jemand anders in ihrem Haus, während sie in der Schule ist, könnte doch sein.“
    „Wer denn?“
    „Woher soll ich das wissen? Ihr Lover oder sonst wer. Streng doch deine Fantasie mal ein bisschen an.“
    Sie waren unter den Bäumen am Waldrand in Deckung gegangen und schauten in Richtung von Synnøve Viksveens Haus, das nur zehn Meter entfernt einsam am Ende einer Sackgasse lag. Sie waren direkt nach der Schule hergekommen.
    Es war ein warmer Tag Ende August. Im Unterholz roch es nach Moos und Gras. Um sie herum summten ein paar kleine Fliegen. Trine schlug danach, traf aber nicht. Es knackte.
    „Pssst“, machte Vilde und schaute ihre Freundin aus zusammengekniffenen Augen an. „Was ist los?“, fragte sie.
    „Nix“, sagte Trine.
    „Was ist? Ich seh dir doch an, dass was nicht stimmt.“
    „Also, normal ist das nicht gerade, was wir hier machen.“
    „Ach, hör auf.“
    „Stimmt aber“, murmelte Trine. „Das ist echt nicht normal.“
    „Wieso bist du denn überhaupt scharf drauf, normal zu sein?“
    „Bin ich gar nicht.“
    „Mama und Papa und Mittagessen und Hausaufgaben.“
    „Ja, ja.“
    „Gerade cool genug und gerade …“
    „Schon gut. Ich bin normal! Na und?“ Trine flüsterte. „Und wenn ich nun gerne normal bin? Wenn es mir gefällt?“
    Vilde antwortete nicht.
    „Es kann nicht jeder so speziell sein wie du“, sagte Trine.
    „Nee, klar.“
    „Ich bin zufrieden!“
    „Good for you.“
    „Ganz genau.“
    Stille. Vilde holte tief Luft und biss die Zähne aufeinander. Ihre hohen Wangenknochen traten deutlich hervor. „Vielleicht kriegst du sie ja noch mal nackt zu sehen.“ Ihre Stimme hatte einen harten, herausfordernden Klang.
    Ein paar Sekunden vergingen, dann sagte Trine: „Was?“
    „Darum bist du doch mitgekommen, oder? Du hast gehofft, dass die Viksveen nackt durch die Gegend

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