Dark Village - Das Böse vergisst nie
auch noch, dass sie sich alle vier was ausdachten, um Nick fertigzumachen. Sie wollte, dass Vilde, Trine und Nora ihr halfen, sich zu rächen …
Was wird er bloß von mir denken, wenn ich bei so was mitmache?
, schoss es Nora durch den Kopf.
Was wird er von mir denken?
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Synnøve Viksveen joggte in einigem Abstand an ihnen vorbei, ohne sie zu bemerken. Sie atmete schwer. Ihr Mund stand offen und die Lippen waren zu einer fast viereckigen Öffnung verzogen. Ihre riesigen Brüste hüpften im Takt unter dem T-Shirt.
Vilde und Trine hatten sich vom Weg unter die Bäume gerollt.
„Shit. Dass der BH das überhaupt aushält“, flüsterte Vilde.
Trine kicherte. Dann war die Lehrerin verschwunden. Sie hörten sie noch eine Weile, aber die Gefahr war vorbei. Sie krochen wieder unter den Bäumen hervor, rappelten sich auf und klopften sich die Klamotten ab.
Trine war schwindelig vor lauter Erleichterung. Wenn Synnøve Viksveen nur fünf Minuten früher aufgetaucht wäre, hätten sie vielleicht gar nichts gehört, wären sie zu beschäftigt gewesen … Sie waren wirklich total durchgeknallt! Trine schauderte, obwohl es so warm war. Um ein Haar wären sie entdeckt worden! Von Synnøve Viksveen! Mensch, hatten sie ein Glück gehabt!
„Das war knapp.“ Vilde lachte, aber ihr Lachen wirkte nervös und hektisch. Wie ein Maschinengewehr.
„Ja.“ Trine nickte. „Und sie kommt auf dem Heimweg bestimmt wieder hier vorbei.“
„Ja.“
„Sollen wir nicht lieber abhauen?“, fragte Trine.
Sie sagte nicht: „Sollen wir woanders hingehen?“ Was gleichbedeutend gewesen wäre mit: „Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben, nur an einem sicheren Ort.“ Nein, sie sagte: „Sollen wir nicht lieber abhauen?“ Und das bedeutete: „Wir gehen jetzt nach Hause. Ende der Vorstellung.“
Vilde hörte es an ihrem Tonfall. Trine wollte hier weg, und das so schnell wie möglich. Verständlicherweise. Schließlich wären sie beinahe von ihrer Lehrerin erwischt worden …
Vilde senkte den Kopf. „Klar, wir hauen ab.“
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Benedicte lief einfach weiter.
Natürlich hätte sie auch nach Hause gehen können. So schlimm war ihre Mutter jetzt auch nicht. Sie hätte in ihrem Zimmer bleiben und einfach ignorieren können, dass ihre Mutter durchs Wohnzimmer peste wie ein Kaninchen auf Speed oder dass bei ihr vor den Sieben-Uhr-Nachrichten die Lichter ausgingen, weil sie die Pillen mit Wein runtergespült hatte.
Aber Benedicte hatte keine Lust, nach Hause zu gehen. Sie musste erst noch etwas in ihrem Kopf klarkriegen. Ihre Gedanken drehten sich unaufhörlich im Kreis. Die Lösung ihres Problems schien nicht greifbar, entglitt ihr immer wieder.
Es war warm. Auf ihrer Nase bildete sich Schweiß und die Sonnenbrille rutschte. Sie schob sie mit dem kleinen Finger am Steg nach oben.
Hier und da sah sie Leute, die sie kannte. Schnell grüßte sie und hetzte weiter.
Sie bemerkte die irritierten Blicke, spürte sie im Rücken, aber sie zwang sich, sie zu ignorieren. Noch mehr negative Vibes konnte sie nicht aushalten.
Reiß dich zusammen,
dachte sie.
Bring Ordnung in deinen Schädel!
Sie konnte die Stimmen in ihrem Kopf kaum ertragen. Und, was fühlst du jetzt?
Nichts Besonderes.
Pah.
Jedenfalls habe ich kein schlechtes Gewissen. Ich bin okay.
Du hast da eine ziemlich fette Lüge in die Welt gesetzt.
Na und? Er hat es nicht anders verdient.
Du kennst ihn doch gar nicht. Woher weißt du, dass er es verdient hat? Vielleicht bist du in Wirklichkeit die Schlimmere von euch beiden? Schlampe de luxe?
So what?!? Es liegt in der Familie. Außerdem reden die Leute über ihn. Viele wissen, dass er Pflegekind ist, weil er jede Menge Mist gebaut hat, und dass er bei einem Einbruch dabei war und bei Überfällen und lauter Gewalttaten und solchen Sachen. Darum finde ich, dass er es verdient hat.
Aber du WEISST es nicht.
Was heißt schon
wissen.
Du hast, ehrlich gesagt, keine Ahnung, was er gemacht hat und was nicht.
Er hat sich mir gegenüber wie der letzte Arsch benommen.
Weil er nicht mit dir schlafen wollte?
Ja, stell dir vor.
Ach ja, was denn?
Der ist doch garantiert schwul. Die meisten, die so gut aussehen, sind schwul. Tja, aber was kann ich dafür?
Du willst dich also an den Schwulen rächen?
Natürlich nicht.
Aber an Nick?
Er war so scheiße zu mir.
Weil er dich nicht wollte.
Ach, halt’s Maul!
Benedicte kickte einen faustgroßen Stein über die Straße, sodass er geradewegs in Knöchelhöhe auf eine alte Frau
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