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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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zuflog.
    Benedicte hielt die Luft an. Der Stein ging knapp zehn Zentimeter daneben. Sie atmete auf und holte zwei oder drei Mal tief Luft, dann rückte sie ihre Sonnenbrille zurecht und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.
    Sie fühlte sich hässlich und schmutzig. Ihr Körper war verspannt und alle Muskeln taten weh. Sogar die großen Zehen schmerzten. Das Problem war nicht ihr Kopf. Nicht ihre Gedanken. Nicht das kindische Pseudointerview mit den scheißcoolen Antworten.
    Nein, das Problem war irgendwo in ihrem Bauch, das fiese Gefühl, dass sie dabei war, was wirklich Verkehrtes zu tun. Was richtig Schlimmes, für das es keine Entschuldigung gab. Etwas so Schreckliches, dass es nicht zu rechtfertigen war …
    Und es war nicht aufzuhalten. Sie hatte es gesagt:
Er hat versucht, mich zu vergewaltigen.
Das konnte sie nie, nie wieder zurücknehmen. Egal, was passierte. Sie hatte keine Wahl mehr. Das wusste sie. Auch wenn sie es tief im Inneren ein bisschen bereute. Jetzt musste sie durchhalten. Es ging nicht anders. Jetzt musste sie gewinnen. Sonst war sie erledigt.

1 3
    Synnøve Viksveen trug ihren Schlüssel an einem Band um den Hals. Kaum hatte sie das Haus betreten, schloss sie die Tür hinter sich wieder ab. Sie warf einen Blick auf die Wanduhr. In zwanzig Minuten würde er hier sein. Normalerweise war er pünktlich.
    Auf dem Weg ins Badezimmer zog sie ihre Joggingklamotten aus. Sie hakte den BH auf und schlüpfte aus dem Slip.
    Sie betrachtete sich im Spiegel. Sie lächelte. Der Anblick gefiel ihr. Und sie wusste, dass er auch vielen Männern gefiel.
    Üppig … saftig … erotisch.
Sie liebte es, ihnen zuzuhören, wenn sie über sie redeten.
    Sie hängte ein Handtuch bereit und stieg in die Dusche. Erst als das Wasser so heiß war, dass es dampfte, stellte sie sich drunter und ließ sich Schultern und Rücken massieren.
    Sie hatte höchstens zehn Minuten Zeit, sie musste noch ein paar Dinge erledigen, bevor er kam. Sie wusch sich und schäumte die Haare ein. Dann spülte sie sich gründlich ab, an manchen Stellen besonders lange, und stieg aus der Dusche. Schnell trocknete sie sich ab.
    Sie streifte den Morgenmantel über und ging ins Wohnzimmer. Es dauerte ein paar Minuten, alles vorzubereiten. Dann war sie endlich fertig. Er konnte jeden Augenblick vor der Tür stehen.
    Synnøve Viksveen öffnete eine Flasche Wein und füllte zwei hohe Gläser. Sie trank aus dem einen und drehte den langen Stiel zwischen den Fingern. Ein Blick auf die Uhr. Er war schon eine Minute zu spät. Da klingelte es. Sie lächelte und stellte das Glas ab, schaute sich sicherheitshalber noch einmal im Wohnzimmer um. Alles war, wie es sein sollte. Es war wichtig, dass er nichts merkte. Dann machte sie die Tür auf.
    Er stand auf der untersten Treppenstufe, die Hände in den Taschen vergraben.
    „Komm her“, befahl sie und krümmte den Zeigefinger.
    Er gehorchte, stieg die Treppe rauf und trat auf sie zu.
    Sie griff nach seiner Jacke, zog ihn an sich und küsste ihn auf die Lippen. Fest und mit offenem Mund. Und immer noch – obwohl er sie schon so lange kannte – zeigte sich auf seinem Gesicht sofort Begehren. Er versuchte, es zu verbergen, aber es gelang ihm nicht. Und sie wusste, dass sie ihn am Haken hatte.
    Sie lachte heiser. „Gefällt dir, was du siehst?“

1 4
    „Hattest du einen schönen Tag?“, wollte ihr Vater wissen.
    „Warst du mit den anderen unterwegs?“, fragte ihre Mutter.
    „Mit Vilde“, murmelte Trine.
    „Was sagst du?“ Ihr Vater fasste sich ans Ohr. Er war Anfang sechzig und schwerhörig. Ihre Mutter war Ende fünfzig. Sie war dreiundvierzig gewesen, als sie Trine bekommen hatte. Trine war eine Nachzüglerin. Ihr Bruder war fünfzehn Jahre älter als sie und arbeitete in Oslo.
    Beide Eltern waren Lehrer, ihre Mutter an der Grundschule, ihr Vater am Gymnasium. Sie waren unglaublich lieb, immer verständnisvoll und aufmerksam, immer interessiert. Und gerade jetzt ein bisschen zu interessiert.
    „Mit Vilde“, sagte Trine noch mal lauter.
    „Und was habt ihr gemacht?“ Ihr Vater schaute sie lächelnd an.
    „Nichts Besonderes.“ Trine zuckte mit den Schultern.
    „Wie,
nichts Besonderes?
“, hakte ihre Mutter nach.
    „Nichts“, sagte Trine.
    Wenn sie nur daran dachte, wie der Tag gewesen war, kam sie ins Schwitzen. Das alles fühlte sich hier zu Hause noch viel fremder an – mit ihren Eltern am Wohnzimmertisch, den allwöchentlichen Tacos und dem laufenden Fernseher. Die Ziehung der

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