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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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Lottozahlen stand unmittelbar bevor.
    Wir müssen gut aufpassen. Der Sohn von Solfrid, die aus dem Coop, hatte neulich sechs Richtige …
Ihre Mutter hatte die Brille auf der Nasenspitze und sah abwechselnd über oder durch die Gläser, je nachdem, ob sie auf den Bildschirm oder auf ihren Lottozettel guckte.
    Alles war wie immer. Nur, dass Trine sich nicht wie immer fühlte.
    Ihre Mutter schnalzte leise mit der Zunge, während sie ihren Lottozettel überprüfte.
    Trine warf ihr einen genervten Blick zu. Ihre Mutter tippte stets die gleichen Zahlen. Sie konnte sie auswendig. Warum saß sie da und glotzte auf ihren Zettel?
    Ihr Vater nahm das kleine Hörgerät aus dem Ohr und fingerte daran herum. Er klopfte mit dem Zeigefinger dagegen.
    „Brauchst du ein neues?“, fragte ihre Mutter.
    „Nein, nein.“ Ihr Vater drehte und wendete den kleinen hautfarbenen Stöpsel. „Es geht schon.“
    „Es ist besser, ein neues zu kaufen, als sich mit dem alten abzuquälen“, sagte ihre Mutter.
    „Es funktioniert.“
    „Sicher?“
    „Ja, ja.“
    „Macht es dir in der Schule keine Schwierigkeiten?“
    „Nein, nein.“
    Genau wie immer. Ihr Vater konnte nie einfach nur
Ja
oder
Nein
sagen, es war immer
Ja, ja und Nein, nein.
Und ihre Mutter fragte jeden zweiten Tag nach dem Hörgerät, obwohl sie genau wusste, was er antworten würde.
    Schon tausendmal hatte Trine dieses Gespräch mit angehört.
Dass sie es nie leid sind! Dass sie nie über was anderes reden!
    Trine fühlte sich schwindelig, fiebrig. Ihre Haut brannte. Ihr Kopf war leer, da war nichts außer Watte und Nebel. Und sie wusste genau, warum. Vilde, Vilde, Vilde. Sie schluckte trocken. Es war, als würde der Taco in ihrem Hals größer und größer.
    Ich bin zu Hause. Alles ist wie vorher. Ich schaffe das. Ich muss einfach nur hier sitzen. Niemand kann es mir ansehen. Ich schaffe das.
    „Drei Richtige“, sagte ihre Mutter.
    „Was?“, fragte ihr Vater.
    „Drei Richtige.“
    „Drei? Ja, ja. Dafür kriegen wir aber nichts, oder?“
    „Nein.“ Ihre Mutter legte den Lottoschein zurück in den blauen Ordner, in dem sie ihre Spielerkarte und die Quittungen aufbewahrte. Sie nahm die Brille ab, legte sie auf den Tisch und lächelte Trine an. „Hab ich erzählt, dass Solfrid, die vom Coop, also, dass ihr Sohn neulich sechs Richtige hatte?“
    „Ja.“
    „Das war nicht der Hauptgewinn. Natürlich nicht. Um die richtig großen Summen zu gewinnen, braucht man mindestens sechs Richtige plus Zusatzzahl. Aber er war nah dran.“
    „Ja.“ Trine legte den halb gegessenen Taco auf den Teller. Sie konnte nicht mehr. Es war brüllend heiß im Wohnzimmer. Sie rutschte auf dem Ledersofa rum, dass es knarzte. „Ist es nicht total warm hier?“
    „Nein, findest du?“, fragte ihre Mutter.
    „Es ist sauwarm.“
    „Ja, ja“, sagte ihr Vater.
    „Wir können das Fenster aufmachen“, schlug ihre Mutter vor.
    „Nein!“ Trine kämpfte sich vom Sofa hoch. Ihr Kopf glühte. Sie dachte, sie würde stürzen, mit dem Gesicht auf den Tisch knallen. Sie musste sich abstützen. Ihr Rücken war klatschnass, sie schwitzte.
    „Mist“, murmelte sie.
    „Was ist denn?“, fragte ihr Vater und schaute sie besorgt an.
    „Aber du hast ja fast nichts gegessen“, sagte ihre Mutter.
    „Ich gehe.“ Trines Stimme klang breiig.
    „Wohin denn?“, fragte ihre Mutter.
    Trine antwortete nicht. Sie zwängte sich stolpernd zwischen Sofa und Tisch durch.
    „Gehst du noch mal weg?“, fragte ihr Vater.
    „Weiß nicht.“
    „Nimm deinen Schlüssel mit“, sagte ihre Mutter. „Falls es später wird.“
    „Ich sagte, dass ich gar nicht weiß, ob ich noch weggehe!“
    „Nein, nein“, murmelte ihr Vater.
    „Dann gib Bescheid, falls du gehst“, sagte ihre Mutter.
    „Echt, Leute!“ Trine fuhr herum. „Scheißt doch einfach drauf und lasst mich in Frieden!“ Sie stampfte mit dem Fuß auf, dass ihre Ferse schmerzte. „Eure Neugier nervt mich so was von an!“ Sie hatte keine Ahnung, wo das herkam. Das war noch nie vorgekommen. Sie war fünfzehneinhalb und hatte noch nie so mit ihren Eltern gesprochen.
    Sie drehte sich um, taumelte in den Flur und rannte die Treppe hoch und in ihr Zimmer.
    „Hoppla.“ Ihre Eltern sahen sich an.
    Trine knallte ihre Zimmertür so fest zu, dass die Wände wackelten.
    „In dem Körper steckt eine Menge Kraft“, sagte ihr Vater.
    „Sie ist verliebt“, sagte ihre Mutter.
    „Tja, tja“, machte ihr Vater. „Aber in wen? Ich hab sie noch nie mit irgendeinem

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