Dark Village - Das Böse vergisst nie
verrückt wurde. Zu explizit durfte es allerdings auch nicht sein …
Vilde gab auf.
Morgen,
dachte sie.
Ich gehe einfach zum Fußballspiel.
Sie hatte im Internet nachgeguckt. Trine hatte ein Heimspiel. Um drei Uhr.
1 7
Keine der vier Freundinnen ahnte, dass sich die Ereignisse in den nächsten 16 Tagen überschlagen würden.
Zwei Morde würden geschehen.
Der erste würde sich wie aus dem Nichts ereignen. Der zweite würde umso dramatischer sein, da eine der vier Freundinnen ums Leben kommen würde.
Die Würfel waren gefallen …
16 Tage vor dem Mord
I have a dream
A fantasy
To help me through
Reality
I Have A Dream, ABBA
1
Am Sonntagmorgen schlief Vilde nicht so lange wie sonst. Ihr Hirn arbeitete auf Hochtouren und ließ ihr keine Ruhe. Wie würde das Wiedersehen mit Trine werden? Was würde Trine sagen? Wie würde sie sich verhalten? Würde sie so tun, als wäre nichts gewesen?
Nein, entschied Vilde. Das ist unmöglich. Niemand kann so tun, als wäre nichts passiert, wenn die ganze Welt sich verändert hat. No way.
Vilde hatte keinen Appetit, ihr Magen war nervös und rumpelte. Sie musste sich zwingen, zwei Joghurts zum Frühstück zu essen.
Ihre Mutter war weg. Sie war auf Dienstreise mit Benedictes Vater.
Ihr kleiner Bruder Yngve saß im Wohnzimmer unter seiner Decke und guckte Disney Channel und Cartoon Network. Das war jeden Samstag und Sonntag sein Standardprogramm bis elf Uhr.
Das Au-pair-Mädchen, das bei ihnen wohnte, war oben im Bad. Vilde hörte, dass sie lange das Wasser laufen ließ. Sicher putzte sie Zähne. Damit nahm sie es sehr genau. Sie hieß Charlene und war Amerikanerin. Aus Texas.
Wenn Vildes Mutter auf Dienstreise war, hatte Charlene im Haus das Sagen. Sie war Anfang zwanzig, groß, schlank und blond. Ihr Lächeln war breit und strahlend weiß. Sie war sehr gewissenhaft und intelligent und nett. Zu gut, um wahr zu sein, dachte Vilde manchmal. Cheerleader mit nobelpreisverdächtigem Charakter. Wie bei diesen Miss-Universe-Wettbewerben, wo die Schönheiten befragt wurden, was für Ambitionen sie im Leben hatten: Oh, I want to work for world peace …
Kicher, kicher. Ja, ja. Nur dass Charlene im täglichen Leben zeigte, dass sie mehr als ihr Aussehen zu bieten hatte. Sie hatte das Haus und die Einkäufe und das Kochen besser im Griff, als Vildes Mutter es jemals hinbekommen hatte – sogar vor der Scheidung, als sie noch Hausfrau gewesen war.
Das Einzige, was an Charlene störte, war ihr unterirdisches Sprachgefühl. Sie war jetzt schon bald ein halbes Jahr hier, sprach aber kaum ein Wort Norwegisch. Und wenn sie ab und zu mal was rausbrachte, hatte sie so einen breiten amerikanischen Akzent, dass es total unverständlich war.
„Hey, Wilde.“ Charlene kam in die Küche. Sie lächelte.
„Hi“, sagte Vilde, stand mit den beiden Joghurtbechern in der Hand auf und warf sie in den Mülleimer unter der Spüle.
„Has Ingvi eaten?“, fragte Charlene.
Vilde zuckte die Schultern und nahm die Zeitung mit ins Wohnzimmer. Charlene folgte ihr. Sie ging zum Sessel, in dem Yngve saß, und wuschelte ihm spielerisch durch die dicken, dunklen Haare.
„You eaten yet?“
„Nix.“
„Ingvi, you have to eat breakfast. How many times do I have to tell you, breakfast is important?“
„Du bist nicht meine Mutter“, sagte der Viertklässler, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden.
„Hey! I heard that!“
„Did you?“ Yngve grinste. „Was hab ich denn gesagt?“
„’scuse me?“
„What did I say?“
„Something … about your mother.
Meine Mutter
. And I won’t have you saying anything bad about your mother.“
„Hab ich doch gar nicht.“ Yngve drehte sich zu Vilde um, die am anderen Ende des Wohnzimmers in einem Ledersessel saß. „Oder, Vilde? Ich hab nichts Schlechtes über Mama gesagt!“
„Yes, he did.“ Vilde setzte eine ernste Miene auf.
„You know, Charlene, he said something really bad about our mother. You should punish him.“
„Vilde!“
„He needs to be punished!“
„Vildeeee!“
„Are you kidding me?“ Charlene stemmte die Hände in die Hüften und versuchte, streng auszusehen. „Wilde, I am warning you, if you are setting me up again …“
„I swear.“ Vilde hob beide Arme. „He’s a bad, bad boy.“
„You know, I’m on to you.“ Charlene fuchtelte mit dem Zeigefinger in der Luft herum und schaute Vilde mit einem blitzend weißen, wunderschönen Lächeln an. „You are kidding me, right? You just wait, Wilde, I’ll get you
Weitere Kostenlose Bücher