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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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Ermittlungsleiter zeigte auf seinen Kaffeebecher. „Sie kommen aus der Nummer nicht mehr raus. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Spucken Sie es doch einfach aus.“
    „Ich habe Nein gesagt.“
    „Sie wollen nicht darüber reden.“ Der Ermittlungsleiter schüttelte den Kopf und lächelte leicht. Es sah aus, als hätte er Spaß an der Sache. „Vor den Mädchen brüsten Sie sich damit, aber mir wollen Sie nichts erzählen. Mann oder Maus, Wolff ?“
    „Wie bitte?“
    „Mann oder Maus?“
    „Was soll das heißen?“
    „Sind Sie ein Mann oder eine Maus?“
    „Ich habe keine Lust …“
    „Mir kommen Sie wie eine Maus vor. Ein kleines, ängstliches Mäuschen. Gibt vor den Mädchen an, aber wenn es ernst wird, zieht es den Schwanz ein.“
    „Ich habe gesagt …“
    „Nein, das haben Sie nicht. Sie haben nicht das Geringste gesagt. Sie haben einfach nur einen Satz wiederholt.“
    „Und wenn schon? Ich habe das Wichtigste gesagt, das, was alle wissen wollten.“
    „Wäre es für Sie vielleicht einfacher, wenn ein Anwalt zugegen wäre?“
    „Nein! Ich brauche keinen Anwalt. Ich will keinen Anwalt.“
    „Früher oder später kriegen Sie ohnehin einen Anwalt, ob Sie das wollen oder nicht.“
    „Ich will es einfach nur hinter mich bringen.“
    „Ja“, sagte der Ermittlungsleiter und zielte mit der Tasse auf Wolff. „Sie wollen es hinter sich bringen. Sehr amüsant. Ich frage mich nur, warum wollen Sie es so dringend hinter sich bringen?“
    „Warum?“ Wolff schüttelte den Kopf. „Herr im Himmel, Sie fragen warum? Ich werde wegen Mordes verdächtigt. Ich habe alles verloren. Verstehen Sie? Alles. Und Sie fragen, warum ich es hinter mich bringen will?“
    „Ja, genau das tue ich.“ Der Ermittlungsleiter lächelte. „Vielleicht bin ich alt und ein bisschen schwer von Begriff, aber das hier geht mir ehrlich gesagt alles ein bisschen zu schnell.“
    „Ein bisschen zu schnell?“ Wolff starrte mit geröteten Augen über den Tisch. Er wirkte noch immer apathisch, aber langsam bahnte sich eine schwere, hoffnungslose Wut ihren Weg durch die Fassade.
    „Verdammt!“ Er hob die Arme. „Sie fragen und fragen. Was soll denn das? Ich habe doch gesagt, dass ich es war. Ich habe sie umgebracht.“
    Er schlug auf den Tisch. „Hören Sie? Ich habe sie umgebracht. Das habe ich schon hundert Mal gesagt. Ich meine, ehrlich, was soll ich sonst noch sagen? Was wollt ihr denn noch von mir?“

3
    Er weinte. Er bemerkte es erst, als er nichts mehr sah. Seine Augen waren voller Tränen und die Welt verschwand hinter einem Schleier. Er blinzelte und wischte sich mit dem Rücken des rechten Zeigefingers über die Augen. Seine Wangen waren nass. Auch dort wischte er die Tränen weg.
    Wow. Das war heftig. Er hustete, um den Hals frei zu kriegen. Plötzlich erschien ihm der kleine Laden heiß und stickig. Das T-Shirt klebte an seinem Rücken. Mit der freien Hand fasste er nach dem Aufschlag seines grauen verschlissenen Jacketts und fächelte sich Luft zu.
    Da kam Leben in den dicken Mann hinter dem Tresen. Bestimmt versuchten die Leute häufig, Sachen unter der Jacke zu verstecken. Er schaute von seiner Zeitung auf, die vor ihm auf dem Tresen ausgebreitet lag.
    „Kann ich dir irgendwie helfen?“
    „Nein, nein“, sagte Nick. „Ich guck mich nur mal um.“
    „Die Preise stehen drauf “, sagte der Mann. „In Büchern und Zeitschriften mit Bleistift auf der ersten Seite.“
    „Okay“, sagte Nick. „Danke.“
    Seine Hand hing kraft los herunter.
    „Was hast du denn da?“, fragte der Mann.
    „Karten.“ Nick hob die Hand. Seine Finger waren taub, und er hatte Angst, dass ihm die Karten runterfallen würden. Es waren mindestens fünfunddreißig oder vierzig. „So alte Sammelkarten.“
    „Ah.“ Der Mann schien enttäuscht, dass Nick weder ein Dieb war noch etwas Teures kaufen wollte, sondern bloß alte Fußballkarten anguckte. „Für zwanzig kannst du sie haben.“
    Nick antwortete nicht.
    Der Mann wandte sich wieder seiner Zeitung zu.
    Nick betrachtete die Karten und blätterte sie mit dem Daumen durch. Es waren genau die gleichen Karten, die er früher gesammelt hatte. Ein paar Glitzerkarten waren auch dabei, sie hatten einen silbern schimmernden Rand. Die Karten waren in gutem Zustand. Ihr Besitzer hatte sie anständig behandelt. Sie waren fast wie neu. Vielleicht hatten sie in einem Sammelalbum gesteckt.
    Nnnn … nnnn.
    Irgendwo in seinem Inneren entstand der Laut. Dann erreichte er den Kopf, verdrängte alles

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