Dark Village - Niemand ist ohne Schuld
Drummer einer Band gerade runtergezählt: A-one, a-two, a-one, two, three, four and – brüllen!
„Hell is other people“, sagte Charlene. „Get used to it.“
„Hm?“, machte Vilde.
„I’ve read that somewhere. Hell is other people. Being around other people, always. Hearing them, seeing them … Always. Nie du alone.“
„Yeah“, sagte Vilde.
„It’ll get better“, sagte Charlene. „You know, in time. It really will.“
„How do you know?“
„I know, honey. Take my word for it. Time works, time can heal most things. It might not be perfect, but it’ll be good enough. It’s just that … until then, hell is going to be other people. You’re gonna get sick and tired of them.“
Vilde zuckte die Schultern. „Ich hab die anderen schon lange satt.“ Sie lachte trocken.
Charlene sah auf die Uhr.
„Was ist?“, fragte Vilde.
„Yngve.“ Charlene lächelte entschuldigend. „Got to get back to him soon.“
„Ja.“ Vilde schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
„Well, we don’t have …“
„It’s o.k.“, unterbrach Vilde. „Danke fürs Gespräch.“ Es klang wie eine hohle Phrase.
Charlene stand auf und legte Vilde die Hand auf den Unterarm. „I’ve got time …“
„Nee, schon in Ordnung. I’m good.“
Vilde räumte schnell den Tisch ab, als wollte sie einen neuen Weltrekord aufstellen. Sie nahm ihren und Charlenes Abfall und warf alles in den Mülleimer. Am Ausgang blieb sie mit den Händen tief in den Hosentaschen vergraben stehen und wartete. Den schlanken Hals gebeugt, den Blick gesenkt.
Das bist du nicht , dachte Charlene. Du bist alles andere als „good“ .
4
„Ich bin noch mit Nora verabredet“, log Vilde. „Wir treffen uns hier im Zentrum.“
Charlene nickte, sagte Okay und umarmte sie, dann verabschiedeten sie sich und gingen in unterschiedliche Richtungen davon. Hinter der nächsten Straßenecke blieb Vilde stehen. Sie rang nach Luft und presste sich mit dem Rücken an die Backsteinwand.
Es war doch alles für den Arsch! Alles. Trine war weg und Charlene war so wunderbar. Und sie selbst war traurig und voll Schmerz und war verliebt und verzweifelt und verdammt.
Nichts war mehr normal! Nichts funktionierte mehr, alles, was früher wie geschmiert lief, war total kompliziert geworden.
Immer war sie von ihren Gedanken abgelenkt. Sie konnte sich nicht einfach mit Charlene unterhalten, nein, sie musste gleichzeitig daran denken, ob Charlene sie mochte. Also auf diese Art. Und sie überlegte, ob sie etwas dazu sagen sollte oder nicht, ob sie irgendwelche Andeutungen machen sollte, wie sie gerade aussah, wenn sie sich bewegte und wenn sie still saß, wenn sie lächelte. War sie hübsch genug? War sie eine, die Charlene vielleicht auf diese Art mögen konnte? Und wenn Charlene nun überhaupt nicht an dieser Art interessiert war?
Am aller-, allermeisten aber musste sie daran denken, wie bescheuert, ja, krank und gefühlskalt es war, ein paar Tage nach Trines Tod Lust auf eine andere zu haben. Und Trine war ja nicht einfach nur gestorben, sie war ermordet worden! Kaputtgemacht, von einem anderen Menschen zerstört!
Shit! Sie rammte die Ellenbogen gegen die Ziegelwand. Shit, shit, shit!
Sie stieß sich von der Wand ab und lief los. Die nächsten paar Stunden streifte sie ziellos durch die Stadt. Das Zentrum war nicht gerade groß, und irgendwann merkte sie, dass sie den gleichen Weg im Kreis ging.
Einmal rief ihre Mutter an und fragte, ob sie zum Essen zu Hause sei. Vilde sagte, sie würde später kommen, sie sei mit Nora unterwegs.
„Okay, dann wärm dir das Essen später auf.“
„Ist gut“, sagte Vilde. „Tschüss.“ Sie drückte das Gespräch weg.
Das bedeutete, dass sie und Charlene heute Abend allein zu Hause waren … Natürlich war ihr kleiner Bruder auch da, aber der musste ja zeitig ins Bett.
Stopp. Denk nicht mal dran!
Sie kickte einen Stein vor sich her. Mit einem hellen Pling traf er einen Laternenpfahl. Was tat sie da eigentlich? Was ging nur in ihrem Kopf vor? Sie konnte doch nicht nach Hause, um Charlene anzubaggern. Wollte sie das wirklich? Wollte sie Charlene wirklich küssen, wollte sie mit ihr schlafen? Im Wohnzimmer vielleicht? Auf dem Teppich vor dem Fernseher? Sie und Charlene und die Erinnerung an Trine? Wollte sie das?
Nein. Sie wollte nicht daran denken. Das ging einfach nicht. Aber sie schlug den Weg nach Hause ein und sie ging zügig. Als wollte sie es hinter sich bringen. Nach ein paar Minuten meinte sie, Nora zu
Weitere Kostenlose Bücher