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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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verbracht. Bis sich die Mutter mit Alkohol, Tabletten und Männern zugrunde gerichtet hatte und der social service bemerkte, dass die Kinder norwegische Pässe und keine Verwandten in den USA hatten. Die Botschaft wurde informiert und die Mühlen der Bürokratie begannen zu mahlen. Drei Monate später waren Nick und Katie wieder in Norwegen, erst bei einer vorläufigen Pflegefamilie, dann bei einer, wo sie dauerhaft bleiben sollten.
    Und so war es ja auch irgendwie , dachte Nick. Nicht für mich, aber für Katie. Es war ihre allerletzte Pflegefamilie .
    Er stand auf und ging ins Bad, wo er sich das Gesicht wusch und die Haare zurückkämmte. Er hatte schon geduscht, nach dem Sportunterricht, darum wechselte er nur sein T-Shirt, zog das graue Jackett drüber und lief die Treppe hinunter. „Ich bin weg!“, rief er und warf die Haustür hinter sich zu.
    Er sah, dass Eline am Fenster stand und ihm lächelnd zuwinkte. Er winkte zurück. Sie war endlich gesund. Eine Weile hatte es wirklich schlecht um sie gestanden, aber mit einem Mal war es ihr plötzlich viel, viel besser gegangen. Sie hatten nach Wolffs Untersuchung – dem man ja, wie sich herausgestellt hatte, nicht mal ansatzweise glauben konnte – keinen anderen Arzt mehr gerufen. Genau genommen wussten sie also immer noch nicht, was ihr eigentlich gefehlt hatte. Werner und Sigrid sagten, sie würden einen Termin bei einem Spezialisten in einer Klinik machen. Nick fragte sich, worauf der Spezialist wohl spezialisiert war.
    Schnell ging er die Schotterstraße entlang. Es war eine ganze Ecke bis ins Zentrum und er würde zu spät kommen. Er zog das Handy aus der Tasche und schrieb im Gehen eine SMS: Komme 10 min später. Sorry.
    Es war Viertel vor sechs und immer noch hell und warm, aber Nick wusste, dass es gegen halb neun, wenn die Sonne langsam unterging, kühl werden würde. Er überlegte, was er mit Nora unternehmen sollte. Sie könnten ins Kino gehen, aber er hatte so wenig Geld – es war wirklich Zeit, dass er sich einen Job besorgte –, und es kam überhaupt nicht in die Tüte, dass Nora ihn einlud. Halbe-halbe, das ging gerade noch, aber mehr war nicht drin.
    Sein Handy kündigte eine neue Nachricht an. Sie war von Nora. Ein Smiley und O.k., ich freu mich! Nick steckte das Telefon ein und legte einen Schritt zu.

3
    Es ging schneller als erwartet. Er sah auf die Uhr an seinem Handy. Nur fünf Minuten zu spät. An der Kreuzung bog er rechts ab und da sah er Nora schon. Sie wartete am 7 Eleven in der Nähe der Schule.
    „Hallo!“, rief sie.
    Schnell ging er auf sie zu und küsste sie leicht auf den Mund, dann trat er einen Schritt zurück und betrachtete sie.
    Der Rock, der ihr bis kurz über die Knie reichte, stand ihr sehr gut. Ihre Beine waren schön braun. Er sah sie ein paar Sekunden länger an als gewöhnlich und sie lachte. Er wandte den Blick ab und sie hakte sich bei ihm ein.
    Nora schlug vor, in den Park bei der alten Mühle zu gehen.
    „Ja, das klingt gut“, sagte Nick und war erleichtert, dass sie nichts vorschlug, was Geld kostete.
    Die Mühle war eigentlich ein altes Fabrikgebäude aus dem vorigen Jahrhundert. Vor zehn Jahren war das Gebäude renoviert worden und seitdem Dypdals schickste Büroadresse. Drum herum war ein schöner, großer Park mit Bänken und verschlungenen Wegen, Blumen und zurechtgestutzten Bäumen. An den Wochenenden wimmelte es hier von Liebespaaren. Aber heute war Dienstag, und als sie zum Park kamen, standen nur vier oder fünf Autos auf dem Firmenparkplatz. Im Park war es still.
    Sie gingen schweigend eng umschlungen spazieren. Nora hielt ihn ein bisschen fester als sonst, fand er.
    Aber Nick hatte Probleme, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Katie und die Fußballkarten und alles, was in den letzten vierundzwanzig Stunden wieder hochgekommen war, spukten ihm noch im Kopf herum.
    Natürlich war es immer irgendwie da gewesen. Es war nichts Neues, dass er daran dachte. Aber die Gedanken waren plötzlich so mächtig geworden. Er durchlebte die ganze Sache wieder aufs Neue, und es fühlte sich genauso real an wie damals, als es passierte. Er bekam die Erinnerungen nicht unter Kontrolle, sie griffen ihn einfach an und übernahmen die Führung.
    Ob es an den Karten lag, die er im Secondhandladen gefunden hatte? Oder hatte etwas anderes die Vergangenheit wieder so lebendig werden lassen?
    Er hatte das unbestimmte, aber doch klare Gefühl, dass da noch was anderes sein musste als die Fußballkarten. Vielleicht

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