Darken 2 - Für immer und ewig (German Edition)
nicht weiter darüber nach und stürmte nach vorne. Ich schlug zu, schmeckte Blut auf meinen Lippen, spürte es in meinem Gesicht. Dann, mitten auf dem Schlachtfeld, wurde es plötzlich still, kein Geräusch, keine Bewegung. Und dann standest du vor mir, golden, die langen Haaren zu einem Zopf gebunden, mit verdeckten Augen. Das blaue, edelsteinbesetzte Wappen über deinem Herzen leuchtete. Es schien, als wenn du mir tief in die Augen sehen würdest. Dann öffnetest du die Lippen: Tod oder Verdammnis, ich hatte dich gewarnt , sagtest du und holtest im gleichen Moment mit deinem Schwert aus. Du trafst meinen ungedeckten Körper an der linken Seite. Ich spürte brennenden Schmerz, brüllte, und nur mein metallenes Schwerthalfter verhinderte, dass sich mein Körper in zwei Hälften teilte. Mein Blick verschwand hinter einer Wand aus Blut und Tränen. Mit der rechten Hand stieß ich zu, direkt in das blaue mit Edelsteinen besetzte Wappen, direkt in dein Herz, das ich dahinter vermutete, direkt in dich hinein. Als du mir entgegen kipptest, rutschte die goldene Maske von deinem Gesicht. Ich sah das erste Mal deine Augen, deine wunderschönen hellblauen Augen, die Energie darin, das Licht, den Sternenglanz in ihnen. Mein Herz verkrampfte sich, hörte auf zu schlagen und ich sah nur noch deine sterbenden Augen und hörte, wie über deine mit Blut benetzten Lippen das Wort Verdammnis strömte. Dann lächeltest du und die Sonne ging unter.
Es war still. Ich verlor das Bewusstsein. Aluinn musste mich irgendwann gefunden haben und nähte meine Wunden. Du erinnerst dich? Ich erzählte dir, dass sich bei dieser Gelegenheit sein Blut mit meinem verbunden haben muss. Im Anschluss konnte ich in Erfahrung bringen, dass du die Tochter eines keltischen Kriegsherrn der La-Tène Kultur warst. Die La-Tène waren die bedeutendste Kultur in Europa. Sie plünderten 390 v. Chr. Rom, trafen auf Alexander den Großen, töteten 281 v. Chr. Ptolemaios, den makedonischen König, eroberten Makedonien und gründeten als Höhepunkt ihrer Expansion Galatien, das im heutigen Zentralanatolien liegt. Eine große Rolle spielte die Kopfjagd für die Kelten. Die Krieger schlugen ihren Gegnern die Köpfe ab, um sie auf Pfählen aufzuspießen und zur Schau zu stellen. Sie waren ein brutales Volk, sie hatten keine militärische Disziplin, jeder kämpfte für sich und seinen eigenen Reichtum. Sie befanden sich im ständigen Teufelskreis zwischen Raub- und Vergeltungszügen und dabei gingen sie selbst mit ihren eigenen Leuten nicht zimperlich um. In Europa war damals alles in Bewegung. Die Römer begannen die Kelten zu unterwerfen, die Germanen kamen aus dem Norden, die Daker, also wir, aus dem Osten. Um etwa 18 v. Chr. waren die Kelten bis an die Donau zurückgedrängt worden. Etwas mehr als 100 Jahre später wurden sie dann endgültig durch ihre Feinde unterworfen und gingen unter.
E inige konnten sich nach Irland oder in die nördlichsten Regionen von Britannien retten. Du musst, meinen Recherchen zufolge, aus dem Süden gekommen sein. Du hast den östlichen Teil der Alpen umrundet, um über das heutige Tschechien nach Polen zu gelangen, dem damals einzigen noch freien Weg zwischen den Germanen, den Markomannen und uns, um deine Armee in Sicherheit zu bringen.
Nach deinem Tod blieb ich versteckt in Bratislava. Irgendwann bildete ich nach zahllosen Kämpfen unter verschiedenen Herren meine eigene Armee und kämpfte weiter ohne Führer und ohne Ziel, nur des Kämpfens und Schlachtens wegen. Ich fand keinen Frieden, forderte den Tod immer wieder heraus, weil ich sterben wollte und nicht konnte, ich war durch deinen Tod unsterblich geworden. Meine Männer, die mir treu dienten, begannen sich vor mir zu fürchten, weil ich immer wieder aufstand, egal wie schwer die Wunden waren. Sie alterten und starben, ich aber blieb jung und kämpfte weiter.“
Darken schwieg , Sirona rührte sich nicht in seinen Armen. „Kannst du dich noch an deine Mutter oder an deinen Vater erinnern?“
„ An meine Mutter nicht mehr, sie starb lange vor meinem 10. Geburtstag, mein Vater wurde von einer Verräterin getötet, die ihn mit ihrem Leib verführte, um ihm dann einen Dolch in den Rücken zu stoßen.“
Sirona wartete einen Moment. „War sie eine Verräterin oder hat dein Vater sie vergewaltigt und sie hat sich nur gewehrt?“
Darken überlegte . „In meinem Volk wurden die Frauen nicht so sehr geachtet, dass man über Vergewaltigung lange nachdachte. Vielleicht hatte er
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