Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
Vom Netzwerk:
holperte eine Viertelmeile über die Schwellen, dann hatte er sein Ziel erreicht: die Einfahrt des Eugene-Tunnels. Er blieb stehen und starrte in die schwarze Öffnung. Pechschwarz, selbst für ihn.
    Eisenbahntunnel. Enthusiasten hatten sie weltweit gewissenhaft verzeichnet – GPS -Koordinaten, Verlaufsrichtung, Länge, Höhe und Breite. Das öffentliche Internet kannte diese Unterweltorte längst in allen Details. Was hieß, dass auch der Daemon sie kannte. Was sie wiederum zu geeigneten Orten machte, um Welten miteinander zu verbinden. Von der Symbolik her war das ungemein passend, und Sobol hatte ein Gespür für Archetypen gehabt. Bei Sobol waren Tore kritische Punkte, wo sich das Schicksal entschied. Das Tor, das Loki suchte, war da keine Ausnahme.
    Loki hatte Dimensionswechsel-Rituale studiert, seit er die seltsame Botschaft erhalten hatte. Natürlich kannte er Dimensionsreisen aus einem Dutzend Games, wo Spieler zwischen verschiedenen Dimensionen und Universen hin und her wanderten. Aber jetzt, wo das Neue darin bestand, unbegrenzt viele D-Raum-Layers auf die Realität zu projizieren, hatten Dimensionstore plötzlich eine Bedeutung für die reale Welt. Künstliche Intelligenzen aus digitalen Dimensionen tauchten auf und erlangten manchmal die drahtlose Kontrolle über reale Elektronik. Eine Botschaft von so einem Wesen hatte Loki an diesen trostlosen Ort geführt – die Botschaft eines alten Feindes.
    Loki schaltete den Infrarotscheinwerfer seines Motorrads ein, und sein Helm ging automatisch auf FLIR -Modus. Jetzt konnte er das Tunnelinnere bis zum Fluchtpunkt sehen. Fünfhundertzweiundfünfzig Meter Tunnelmauerwerk aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.
    Doch nicht weit vom Eingang versperrte ein Obdachlosenschlafplatz den Weg. Drei Männer hockten dort auf Schlafsäcken und Pappkartons im Dunkeln – und schauten allesamt her, um auszumachen, was da mit grollendem Motor und ohne Licht in ihr Versteck eindrang.
    Loki dachte, dass die Wirtschaftslage wohl wirklich beschissen sein musste, wenn es schon so weit von größeren Städten entfernt Penner gab. In letzter Zeit sah er überall welche. Ganze Familien. Weiße, Latinos, Schwarze, Asiaten – anscheinend traf die gegenwärtige Finanzkrise alle. Prostituierte gab es jetzt auch überall. Diese Typen da sahen aus wie von hier – weiße Meth-Schizos zwischen Anfang zwanzig und Ende dreißig.
    Wenn dem so war, dann war das Motorrad, auf dem Loki saß, in ihren Augen sein Gewicht in Gold wert. Und hier im Tunneleingang, als Silhouette vor der Nacht draußen, war er wahrscheinlich für jemanden, dessen Augen auf das Dunkel eingestellt waren, ein leichtes Ziel. Und prompt hob einer der Männer – tätowierte Kopfhaut, Piercings und Kinnbart – etwas, das wie eine Pistole aussah. Der Mann betätigte langsam den Schlitten, um durchzuladen, und flüsterte den anderen etwas zu.
    Loki nickte.
Ganz schlechte Idee.
    Er drehte das Gas auf, um seine Waffen voll aufzuladen, und wartete ab, was der Glatzkopf als Nächstes tun würde. Der Mann hielt die Pistole immer noch schussbereit nach oben gerichtet und starrte ins Dunkel. Loki hob eine behandschuhte Hand und richtete einen Hochfrequenz-Schallwerfer in der Handfläche auf die Mitte der Gruppe. Dann sagte er leise, was tausendfach verstärkt als Donnerstimme inmitten der Gruppe erschallte: « PISTOLE WEGWERFEN , ODER DU STIRBST !»
    Alle fuhren erschrocken auseinander, und den mit der Pistole packte Panik. Er zielte jetzt auf die Tunnelöffnung.
    ZONG ! Ein greller Lichtstrahl schoss aus Lokis Zeigefinger, und ein ohrenbetäubender Knall wie von einer Peitsche erschütterte den Tunnel.
    Der Mann mit der Pistole fiel tot um; sein Haar und seine Kleidung qualmten im Dunkeln. Die anderen Typen wankten umher, von dem jähen künstlichen Blitz geblendet.
    Loki brüllte: «Will noch jemand sterben?»
    Die Männer warfen sich bäuchlings hin, die Arme über dem Kopf. Einer rief: «Nicht schießen, Mann! Nicht schießen!»
    So ein laserinduzierter Plasmakanal war eine Wahnsinnswaffe. Mit einem relativ schwachen Laser von einer bestimmten Wellenlänge wurde Luftsauerstoff in Plasma verwandelt – ein Plasma von extrem geringem elektrischem Widerstand. Im Grunde war das ein virtueller Leitungsdraht, der jemandem einen tödlichen Stromschlag verpassen konnte. Der Donnerknall kam von dem jähen Druckunterschied in der Luft. Es war ein menschengemachter Blitzschlag. Loki konnte Blitze aus seinen Händen schleudern – die

Weitere Kostenlose Bücher