Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
Vom Netzwerk:
doch mal unser Denkmal im Redstone Park an.»
    Loki wandte den Blick nicht von Sledge. «Am selben Tag ist noch etwas passiert.»
    «Was?»
    «Ich habe die Daemon-Taskforce vernichtet.»
    Sledge schien verlegen. «Ich weiß nicht, ob das wirklich gebracht hat, was Sie dachten.»
    Loki wandte sich ab und machte eine Bewegung mit der behandschuhten Hand. Die Hecktür des Anhängers ging auf, und eine Rampe klappte auf den Schotter herab. Aus dem Anhänger kam ein dumpfes Röhren, und gleich darauf rollten mehrere mit bräunlichem Blut verschmierte, zerdellte und von Kugeln zernarbte Razorbacks die Rampe herab.
    Sledge verstand den Wink und überbrüllte den Motorenlärm. «Wir haben keine zum Ausschlachten, also müssen wir die Teile herstellen. Wir geben Ihnen Bescheid, wenn sie fertig sind.»
    «Ich sehe hier nirgends eine Möglichkeit, etwas zu essen.»
    «Wir sind noch keine vollausgestattete Community, aber draußen am Highway gibt’s ein paar Diner.»
    «Nicht gerade ein Holon, hm?»
    «Wir arbeiten dran.»
    Loki musterte Sledge von oben bis unten und stapfte dann die Anhängerrampe hinauf. Er bestieg seine Ducati Streetfighter und donnerte hinaus.
    Arschloch.
    Er gab Gas und folgte der County Road südwärts, Richtung Interstate. Loki bemerkte den Park, den Sledge gemeint haben musste. Der war zwar nur ein kleiner Dorfanger mit einem ringförmigen Plattenweg, einem Fahnenmast und einer Statue, aber Loki hielt verblüfft an. Es war die Statue eines Mannes – aber umlodert von Flammen. Und keinen steinernen Flammen – nein, zuckenden orangeroten Flammen, sechs Meter hoch.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Loki klarwurde, dass es D-Raum-Flammen sein mussten. Mit einer Handbewegung schaltete er seine HUD -Kontaktlinsen ab, und prompt verschwand das Lodern, und da war nur noch die Statue, kalt und leblos. Loki schaltete sein HUD wieder an, und die Flammen erschienen wieder. Er fuhr aufs Gras und schob sein Motorrad zum Fuß der Statue.
    «Roy Merritt» war in den Sockel eingemeißelt. Loki blickte auf und sah Merritt auf einem Knie, den einen Arm auf dem Bein, den anderen am Boden abgestützt, als wollte er sich gerade nach einem üblen Schlag wieder aufrappeln.
    Loki beugte sich in den Schatten der Statue, um in das mächtige Gesicht emporzublicken. Es war entschlossen, das Kinn vorgeschoben – was wohl den unbedingten Willen ausdrücken sollte, nicht aufzugeben. Es war gar kein schlechtes Abbild des Mannes, dem er begegnet war – und der nach seinem Tod Überlebensgröße angenommen hatte. Die Kinnpartie war
buchstäblich
aus Stein gemeißelt, aber da waren auch Roys Römernase, sein kurzes Haar und natürlich seine Brandnarben. Als texturiertes Muster zogen sie sich den muskulösen Hals und die sehnigen Unterarme hinab. Merritt war in taktischer Ausrüstung dargestellt – aktionsbereit.
    Massiver Granit. Loki begriff mit Erstaunen, dass das hier eins der ersten öffentlichen Monumente dieser neuen Darknet-Community war. Er hatte den Merritt-Kult mit jedem Monat weiter um sich greifen sehen. Er hatte gedacht, die Beerdigung wäre wohl der Höhepunkt der Heldenverehrung, aber er sah immer wieder Graffiti in der realen Welt, und immer neue Fraktionen des Merritt-Ordens wurden gegründet.
    Roy Merritt war Lokis Feind gewesen, aber im Gegensatz zum Major ein würdiger Gegner – einfallsreich, mutig, aufrecht. Es versetzte Loki einen Stich, daran zu denken, wie Merritt vor seinen Augen gestorben war. Sie nannten ihn den Brennenden Mann, weil er die Todesfalle des Sobol’schen Anwesens überlebt hatte – und zwar komplett auf Video dokumentiert. Aufnahmen, die seither so ziemlich jeder im Darknet gesehen hatte. Merritt war unbesiegbar erschienen.
    Aber er war für diese Welt zu idealistisch gewesen. Kein Wunder, dass ihn die eigenen Leute hinterrücks erschossen hatten.
    Loki fragte sich, wie es wohl sein musste, weltweit so bewundert und verehrt zu werden. Er ging einmal um die Statue herum und blickte wieder in das mächtige steinerne Gesicht, das D-Raum-Flammen umloderten wie die Flammen ewiger Verdammnis. Wie seltsam für einen heiligen Helden, in einer Art Höllenfeuer zu schmoren. Vielleicht war er ja gerade deshalb so ein mächtiges Symbol.
    Im Sockel bemerkte Loki jetzt auch noch ein D-Raum-Videodisplay, direkt unter dem eingemeißelten Namen. In der realen Welt war es natürlich nicht sichtbar, wohl aber für Darknet-Agenten. Es zeigte nur ein Foto von Merritt, offenbar als frischgebackener

Weitere Kostenlose Bücher