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DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Gesellschaft. Die Menschen waren immer schon eine einzige Enttäuschung gewesen.
    Aber ihre Arbeitskraft brauchte er. Darum war er ja nach Garnia gekommen. Mit einem Wink seiner behandschuhten Hand zog er einige der Hersteller und Mechaniker von ihren Priorität-zwei- oder Priorität-drei-Jobs ab, um sie an seinen Priorität-eins-Job zu setzen: die Reparatur der Schwertarme von drei Razorbacks und die Ersetzung eines fehlenden Klingenpaars, das er in Oklahoma im Rücken eines Söldner-Colonels hatte stecken lassen – eines Ghanaers. Der Typ hatte in einem Holiday Inn gewohnt und offensichtlich auf irgendetwas gewartet. Im Land waren Operationskräfte unterwegs, und das hieß, dass das Netzwerk bedroht war. Es kümmerte Loki nicht, dass diese Fraktion hier eine Pioniersiedlung des einundzwanzigsten Jahrhunderts errichtete. Er nahm die Rechte einer Infrastruktur-Verteidigungsfraktion in Anspruch – die Rechte eines Kriegsherrn, alles zu requirieren, was das Allgemeinwohl erforderte. Das brauchte er nicht auf die nette Tour zu machen.
    Loki parkte sein Gespann auf einem Schotterparkplatz hinter der Tankstelle. Bei einer unbeschilderten Ansammlung von Container-Mikrofabriken sah er mehrere Darknet-Agenten stehen und großäugig bestaunen, was man alles aus dem Darknet herausquetschen konnte. Es war, als hätte der Tourbus eines Rockstars angehalten. Er öffnete die Fahrertür und landete mit einem lässigen Sprung auf dem einen Meter tiefer gelegenen Boden, wobei seine stahlgenagelten Stiefel auf dem Schotter klirrten. Er trug schwarze Jeans, ein Rennshirt mit Nummer und darunter wie immer die Haptikweste, die ihn in stetem Kontakt mit der vernetzten Welt hielt. Außerdem hatte er seine schimmernden elektronischen Kontaktlinsen eingesetzt, mit denen er in den D-Raum blicken konnte, ohne eine HUD -Brille tragen zu müssen – zehntausend Darknet-Credits. Die Anschaffung hatte sich gelohnt. Er freute sich schon auf den Tag, da man in der Lage sein würde, Sensoren zu implantieren. Die neuen tätowierten Leiterbahnen hatten auch interessant ausgesehen, ermöglichten aber nicht die umfassende Hautwahrnehmung, die eine Haptik-Weste bot.
    Loki setzte eine Rennkappe auf und ging seinen Anhänger entlang. Er spürte die Botschaften seines Stalls von Razorbacks. Sie waren wie unruhige Kampfrösser, und er hielt ständig Kontakt mit ihnen. Sie waren seine Vertrauten. Er empfand fast schon Zärtlichkeit seinen treuen mechanischen Gefährten gegenüber.
    Er hätte neue Razorbacks abrufen und diese hier in den allgemeinen Pool zurückschicken können, aber die Maschinen waren ihm ans Herz gewachsen. Es war eine Form von Animismus, die er nicht leicht mit seiner logischen Seite vereinbaren konnte. Er hatte die Quellcodes dieser Maschinen studiert und wusste, es waren nur Automaten. Aber der Mensch in ihm wollte, dass sie mehr wären, und ließ ihn zwischen den Zeilen ihres Quellcodes lesen.
    Loki «fühlte» schon aus einiger Entfernung einen Level-18-Hersteller namens Sledge, Anführer der Advitam-Fraktion, auf sich zukommen. Außerdem hatte er regen Nachrichtenverkehr über die Ankunft seines Trucks registriert. Er war hier
der
Gesprächsstoff.
    «Tag, Loki. Ist ja ein Mordskriegsgerät, das Sie da haben.»
    Loki blickte kaum auf. «Hinten drin sind beschädigte Razorbacks.»
    «Ja, wir haben die Nachricht gekriegt. Gut, dass Sie da sind. Hier in der Gegend treiben sich Gangs rum, die Siedlungen niederbrennen und Darknet-Mitglieder zusammenschlagen.»
    Loki starrte den Typen nur an. Er war jung – Mitte zwanzig etwa. «Warum in aller Welt wollt ihr hier eine Darknet-Community gründen?»
    Sledge zuckte die Achseln. «Bin hier aufgewachsen. Freu mich drauf, wieder in der Nähe von meinen Leuten zu leben. Hab vorher in Indianapolis gearbeitet. Ist bei den meisten anderen auch so.»
    Loki schaute sich nur um und musterte wieder die emsige Aktivität, die in diesem Ort herrschte.
    «Sie sind hinter dem Major her, stimmt’s?»
    Loki wandte sich Sledge zu und verengte die perlmuttschimmernden Augen. «Ist er hier durchgekommen?»
    Sledge lachte nur auf und schüttelte den Kopf. «Nein. Wenn wir den verdammten Scheißkerl gesehen hätten, hätten wir einen Flashmob mobilisiert, um ihn in Fetzen zu reißen. Ich frag nur, weil ich doch weiß, dass Sie dabei waren, als es passiert ist.»
    «Als was passiert ist?»
    «Als der Major Roy Merritt getötet hat.» Sledge zeigte über die Straße. «Wenn Sie dazu kommen, schauen Sie sich

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