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DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Absolvent der FBI -Akademie in Quantico. Loki klickte auf das Bild, und eine Sequenz von Fotos und Videoclips begann, begleitet von trauriger Musik. Loki klickte auf einen STUMM -Button, weil er die Bilder lieber ohne offenkundige emotionale Manipulation konsumieren wollte.
    Es folgte eine mehrminütige Präsentation, die offenbar aus Material von kommerziellen Foto- und Video-Sites zusammengestellt war. Loki sah im Geist Hunderttausende Menschen das öffentliche Internet auf irgendwelche Informationen über ihren gefallenen Helden durchkämmen. Vielleicht hatte sogar jemand den Computer der Familie Merritt gehackt. Wo auch immer sie herkamen, es waren jedenfalls sehr persönliche und anrührende Bilder.
    Loki aktivierte den Ton wieder.
    Da war Merritt, wie er, am Rand eines Basketballfelds stehend, seiner Tochter etwas Ermutigendes zuflüsterte, unverhohlenen Stolz in den Augen. Das Trikot der Kleinen und die Anzeigetafel im Hintergrund verrieten, dass ihr Team gründlich eingemacht wurde. Fotos von ihm mit seiner Familie. Ein Zeitungsfoto von Merritt, wie er – obgleich selbst verwundet – eine verletzte Frau aus einer von Polizei umstellten Bank trug.
    Erstmals erahnte Loki die Macht des Mythos. Es war die Macht des Glaubens. Sobol hatte darum gewusst, und trotzdem hatte er sich entschieden, ein Teufel zu werden. Und hier, als gehörte es zur natürlichen Ordnung der Dinge, erstand im Netzwerk ein mythischer Held – tot, aber lebendiger denn je.
    Und das, während Loki, der vielleicht mächtigste Daemon-Agent der Welt, sich mit jedem Tag, an dem die Darknet-Population um ihn herum wuchs, kleiner und isolierter vorkam.
    Ein seltsames Spiel.

18 Unterwelt
     
    Loki saß breitbeinig auf seiner im Leerlauf blubbernden schwarzen Ducati Streetfighter. Er musterte das Dunkel um sich herum. Es gab hier keine andere Lichtquelle als die Sterne, aber das WPT -Nachtsichtgerät der vierten Generation, das in seinen Helm integriert war, lieferte ihm ein kontrastreiches Schwarz-Weiß-Bild seiner Umgebung. Er hüllte sich gern in völliges Dunkel, wenn er nachts unterwegs war. Kein Scheinwerfer. Er hatte sogar dafür gesorgt, dass er auch die Bremslichter und die Armaturenbeleuchtung seiner Maschine ausschalten konnte. Ein Rundumblick bestätigte ihm, was er schon wusste: Er war mitten im gottverdammten Nichts.
    Zu seiner Linken stand die Ruine eines kleinen Schindelhauses, die Fenster wie leere Augenhöhlen. Er befand sich an einer T-Kreuzung, der Einmündung in eine Straße, die nach beiden Seiten einen Waldrand entlangführte. Mehrere Autowracks rosteten hier im hohen Gras vor sich hin. Darunter bizarrerweise ein Porsche 944, der fern von Deutschland sein Leben gelassen hatte. Was für ein trostloser Ort.
    Sieht ihm ähnlich, mich hierher zu bestellen …
    Eugene, Missouri, konnte man kaum ein Städtchen nennen. Es war noch kleiner als Garnia und hatte weder Geschäfte noch eine Hauptstraße. Es war spät, und er wusste, die Einwohner dieses winzigen Fleckens mussten seine Maschine gehört haben, aber er war nur eine unsichtbare, donnernde Präsenz im Dunkeln. Er hätte sich nie in ein so weit von der Interstate entferntes Kaff begeben, wenn sich hier nicht das nächstgelegene Tor zur Unterwelt befände. Zugang zur Unterwelt boten nun mal nur Orte, die schon lange Zeit überdauert hatten und noch lange Zeit überdauern würden. Solche Orte hier in dieser einförmigen Prärie zu finden war gar nicht leicht.
    Loki machte eine Handbewegung, und eine hochauflösende Satellitenkarte seiner aktuellen Umgebung erschien im D-Raum, wo sie drei Meter vor ihm zu schweben schien. Sie zeigte im Wald jenseits der Straße einen Weg zwischen Gebäuderuinen. Er deaktivierte die Karte und fuhr an den Waldrand hinüber. Nachdem er rasch die Einmündung des zugewucherten Waldwegs entdeckt hatte, zwängte er das Motorrad zwischen Bäumen und Gestrüpp hindurch und arbeitete sich um alte Autoreifen und rostige Waschmaschinen herum.
    Nicht lange, und er fand, was er suchte: ein Bahngleis, das sich nach beiden Seiten durch den Wald zog. Die Rock Island Line, 1981 stillgelegt. Die Schienen waren fast völlig überwuchert, die Holzschwellen nur noch hier und da sichtbar. Bäume bedrängten das Schotterbett.
    Loki wandte sich nach links und folgte dem Gleis in die Graustufenwelt, die für normale Sterbliche nur tintiges Schwarz war. Das Gleis verlief in einem sanften Bogen durch den Wald, und rechts und links stieg das Terrain sachte an. Er

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