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DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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schickte sie dann alle mit mäßiger Geschwindigkeit die Landstraße entlang.
    Dank der Luftüberwachung der Straßen durch die Drohnen hatte er die Abfahrt der Razorbacks so timen können, dass sie keinen anderen Fahrzeugen begegneten. Als sie nur noch eine Meile vom Motel entfernt waren, schaltete er sie auf Elektroantrieb um – gespeist durch das Bor-Epoxy-Schwungrad im Sattelgehäuse. In diesem Niedrigenergiemodus waren Razorbacks ganz leise, konnten aber auch nur eine begrenzte Strecke zurücklegen.
    Er ließ sie auf die Wiese westlich des Motels abschwenken. Nach insgesamt zehn Minuten hatten sie bereits Kurs auf das Gebäude genommen und näherten sich ihm lautlos durch das Gras und das lockere Gesträuch an der Grenze des Grundstücks.
    Jetzt schickte Loki auch noch zwei in einiger Entfernung postierte AutoM8 die Landstraße entlang – den einen von Norden, den anderen von Süden. Es waren unbemannte Dodge Charger SRT8. Bei einem Benzinpreis von fast sieben Dollar pro Gallone und immer noch zunehmender Arbeitslosigkeit standen bei den Autohändlern jede Menge nagelneue Achtzylinder herum. Der Daemon nutzte billiges Flottenleasing und versicherte die Wagen gegen den unausbleiblichen Totalschaden. Autos waren in Amerika unbegrenzt zu haben.
    Ein Jammer, dass diese hier zerstört werden würden. Sie sahen aus, als ob man viel Spaß damit haben könnte.
    Während sie auf ihre Ziele zurasten, warf Loki mit einer Bewegung der behandschuhten Hand von einer wetterballonartigen Plattform, die in knapp dreitausend Metern Höhe schwebte, hundert Engelszähne ab. Es waren einfach nur dreißig Zentimeter lange, spitze Stahlpfeile mit funkgesteuerten, motorisierten Flights, aber sie ließen sich wie intelligente Bomben ins Ziel lenken – entweder manuell durch einen Darknet-Agenten oder automatisch mit der eingespeicherten Kennung des Handys oder Bluetooth-Headsets einer Zielperson als Leitsignal. Die Darknet-Agenten nannten sie «Engelszähne», weil sie lautlos vom Himmel kamen wie ein Werkzeug göttlicher Rache. Sie waren eine sehr billige Waffe, da leicht herzustellen und vielfach wiederverwendbar. Wind und schnelle Bewegungen der Zielperson waren ein Problem – weshalb Loki gleich hundert Stück losschickte.
    Wenn sein Timing stimmte, würde er die Wachen ausschalten und den Major in seinem Motelzimmer umzingeln können, ehe der auch nur etwas von Lokis Anwesenheit ahnte.
    Loki blickte durch die Aluminiumwände seines Rennanhängers in den Himmel hinauf. Er sah, wie sich das Bündel der D-Raum-Callouts auffächerte, als sich die Stahlpfeile im Fallen auf ihr jeweiliges Ziel ausrichteten.
    Loki bremste die beiden AutoM8 etwas ab, damit sie nicht zuerst zuschlugen.
    Und dank seines Könnens und der Routine, über die er inzwischen verfügte, ging der Plan bestens auf. Die Luftüberwachung zeigte, wie acht paarweise patrouillierende Wachen urplötzlich von einem Hagel lautloser, mit Endgeschwindigkeit einschlagender Stahlpfeile getroffen wurden. Es war nicht windig, deshalb trafen die meisten Pfeile ihr Ziel.
    Mit einer weiteren Handbewegung warf Loki die gestaffelten Razorbacks vorwärts, noch immer auf leisem Elektroantrieb. Er blickte durch das Videoauge der Leitmaschine und lenkte sie um das Motel herum, in Richtung des Zielzimmers.
    Fast gleichzeitig kam der von Norden gestartete AutoM8 um eine vierhundert Meter vom Motel entfernte Kurve gedonnert. Er nahm die Kurve nicht vollständig, sondern schoss genau auf einen Chevy zu, der auf dem Parkplatz einer Tankstelle stand – besetzt mit zwei Mann einer privaten Militärfirma. Mit neunzig Meilen krachte er in die Seite des Chevys.
    Loki zuckte theatralisch zusammen und schlug sich in gespieltem Entsetzen die Hände vor die Augen. Aus der Luft sah es wirklich spektakulär aus. Er taggte das Video und zog es in seinen Feed, damit andere es später betrachten konnten.
    Als er sich dem von Süden kommenden AutoM8 zuwandte, war der bereits durch eine Plakatwand gepflügt und hatte den zweiten mit Wachen besetzten Wagen zermalmt. Zu Lokis Enttäuschung gab es keine Explosion. Aber dem Crash entkam trotzdem niemand lebend.
    Er konzentrierte sich jetzt auf seine Razorbacks, jagte ihre mächtigen Motoren hoch, fuhr ihre Klingen aus und ließ sie losdonnern. Sie schwärmten aus und brachen fast zeitgleich durch die Türen von vier Motelzimmern. Mehrere Razorbacks hatte Loki auf der Rückseite des Motels zurückgelassen, für den Fall, dass jemand aus einem der hinteren

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