DARKNET
Fenster kletterte.
Eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme. Militärfirmenleute in Zivil hatten bereits ihre Waffen ergriffen, und in dem Moment, als der erste Razorback durch die Tür barst, eröffneten mehrere Maschinengewehre des Typs M249 das Feuer. Leuchtspurgeschosse prallten von der Keramikkompositverkleidung der Leitmaschine ab und sausten durch das Zimmer.
Diesen Teil hatte Loki immer schon aufregend gefunden. Es wirkte tatsächlich wie das realistischste Videospiel der Welt. Er hatte fast das Gefühl, dabei zu sein – als die Söldner, hinter dem Sofa, einem umgekippten Esstisch und dem Bett verschanzt, unter lautem Gebrüll Sturmgewehre und Maschinengewehre leer feuerten.
Loki bemerkte, dass sie alle getönte Blendschutzbrillen aufhatten – also würden seine grünen Blendlaser nichts ausrichten.
Verdammt.
Der Major hatte seine Leute aufgerüstet. Aber wo versteckte er sich?
Loki hob die behandschuhte Hand und begann, auf einzelne Zielpersonen zu klicken. Er musste diese NSCs allesamt aus dem Weg räumen. Die Razorbacks rückten vor, um sie in Stücke zu schneiden. Er fuhr zusammen, weil aus einem der Zimmer ein Söldner eine Vierzig-Millimeter-Granate in die Türöffnung feuerte, was die Leitmaschine beschädigte, aber gleichzeitig durch den Schock alle im Raum außer Gefecht setzte.
Idiot.
Loki verlegte seine Perspektive auf das Kameraauge des nächsten Razorbacks in der Formation und ließ diesen auf die Söldner lospreschen, um sie niederzusäbeln. Es erinnerte ihn an ein Echtzeitstrategiespiel, wo man immer wieder die Perspektive wechseln musste, um an allen Fronten zu reagieren. Bald schon erlahmte die Gegenwehr der Söldner, weil sie nachladen mussten, und die Razorbacks machten sich ans Werk. Die Schreie kamen über den Audio-Feed. Da bemerkte Loki plötzlich etwas Interessantes.
Im Hintergrund, im Bad des zweiten Motelzimmers, sah er eine attraktive junge Frau, geknebelt und mit verbundenen Augen. Sie war nackt an einen Küchenstuhl gefesselt. Inmitten des ganzen Infernos zerrte sie wie wild an ihren Fesseln, um sich zu befreien.
Sehr interessant.
Trotzdem, er musste den Major finden.
Loki war jetzt im Durchkämmen-und-Säubern-Modus. Die letzten Söldner warfen noch Granaten oder rannten zu den rückwärtigen Badfenstern. In Kürze würden sie alle tot sein oder in den letzten Zügen liegen. Eins war ihm bereits klar – der Major war nicht da. Aber irgendetwas schützten diese Männer.
Also konzentrierte sich Loki wieder auf das Bad und verlegte seine Perspektive auf den Razorback, der der Badtür am nächsten war. Er fuhr ihn hin und ließ ihn die Tür langsam ganz aufdrücken. Was er sah, war wirklich sehr nett. Genau wie er Frauen am liebsten hatte – jung, nackt und gefesselt. Sie zuckte unter dem Dröhnen des starken Motors zusammen und heulte hinter ihrer Augenbinde. Atmete angestrengt, um trotz des Klebebands über ihrem Mund genug Luft zu kriegen. Auf ihrer Schulter sah er ein Tattoo: ein vollbusiges Manga-Girl im Schulmädchen-Outfit, in jeder Hand ein Katana.
Loki streckte die blutige Klinge des Razorbacks aus und schwang sie dicht an ihre Kehle. Die Frau sog zitternd Luft ein – roch vielleicht das Blut auf dem Edelstahl.
Eine Minute später lenkte Loki seine Ducati Streetfighter auf den Motelparkplatz, beobachtet von panischen Gästen, die im Wald auf der anderen Straßenseite Zuflucht gesucht hatten. Loki wusste, dass keins ihrer Handys funktionieren würde, und es sah nicht so aus, als ob jemand den Mut hätte, zu seinem Wagen zu laufen, während ein Kommando blutverschmierter Razorbacks auf hydraulischen Ständern Wache hielt. Er stieg ab und marschierte in voller Kampfmontur in das zweite Motelzimmer.
Er blickte sich um und sah die üblichen topographischen Karten, ausgedruckten Tabellen, zertrümmerten Laptops – sowie abgetrennte Gliedmaßen, blutige Torsi und Schlingen von Gedärm. Der ganze Raum war blutbespritzt, und auf dem Boden lagen Tausende von Patronenhülsen. Überall waren Einschusslöcher.
Kein Wunder, dass es niemand eilig hatte, genauer nachzusehen, was hier passiert war.
Loki betrat das Bad und studierte die hübsche junge Frau in natura. Sie hatte kurzes, brünettes Haar und alabasterweiße Haut. Ihre Hüften und Beine waren wohl geformt. Auf der Hüfte und am rechten Unterarm hatte sie auch noch Japanische-Schriftzeichen-Tattoos.
Loki beugte sich, seinen Kampfhelm noch immer auf, über ihr Gesicht. «Sag mir, wo der Major ist.»
Er
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