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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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das Gelände übersichtlicher, dort ragten aber auch die Ruinen zerstörter Bauwerke auf.
    »Wir gehen in diese Richtung«, entschied Possel. »Ich bin sicher, daß wir bald Erfolg haben werden.«
    Sie folgten den unübersehbaren Spuren, die ihre Pilgergruppe hinterlassen hatte. Mehrmals kletterte Possel auf kleine Anhöhen, um einen besseren Überblick zu gewinnen, aber als er schließlich das vergleichsweise winzige Boot entdeckte, das zwischen schwarzen Felsen verborgen lag, schüttelte er grinsend den Kopf.
    »Ich hätte es mir denken können, daß sie unmittelbar neben unserem Schiff gelandet sind.«
    Dunst trieb in dichten Schwaden durch die Schluchten des Todessterns. Am Horizont zeigten sich seltsam flackernde Lichterscheinungen; Strahlenfinger zuckten düsteren Blitzen gleich durch die Schattenzone. Die beiden Meisterdiebe aus Anagon fühlten förmlich, wie sich ihnen die Haare aufrichteten, und als Orgin zögernd mit der flachen Hand über seinen Schädel strich, wurde sein Arm von einer unsichtbaren Faust zur Seite gestoßen. Winzig kleine Flammen, wie Elmsfeuer auf den Masten von Schiffen, züngelten über seine Finger. Er stieß einen entsetzten Aufschrei aus. Die Flammen, die rasch wieder erloschen, hinterließen eine Vielzahl nässender Brandwunden auf dem Handrücken.
    Das Firmament hatte sich mit tiefem Violett überzogen. Dazwischen trieben wie aufgefaserte Wolken braune und schwarze Schatten, die ihr Aussehen stetig veränderten. Mal war es, als glotze die gräßliche Fratze eines Dämons auf den Todesstern herab, dann wieder zeigte sich ein zuckender Schlangenleib, der sich zwischen den Spitzen aus dem Dunst aufsteigender Felsen wand.
    Ein Heulen hob an, schlimmer als das Klagen verdammter Seelen. Die beiden Meisterdiebe erschauderten. Als der Dunst sich ein wenig lichtete, gewahrten sie eine unheimliche Prozession vermummter Gestalten auf sich zukommen, deren bodenlange, weiße Totenhemden sich scharf vor dem Hintergrund der Felsen abzeichneten. Sie schritten nicht, sie schwebten, schienen den Boden nicht zu berühren, und ihre Gesichter waren hinter tief herabgezogenen Kapuzen verborgen.
    Orgin wich einen Schritt zurück, dann noch einen, bis ein scharfkantiger Felsblock in seinem Rücken ihn schmerzhaft daran erinnerte, daß es keinen Platz gab, an dem er wirklich sicher war. Die Gestalten kamen unbeirrt auf ihn zu. Seine verzweifelt tastende Hand fand einen Stein, er schleuderte ihn mit aller Wucht und traf den ersten der Vermummten mitten ins Gesicht.
    Orgin wollte schreien, aber nur ein heiseres Ächzen drang über seine Lippen. Entsetzt starrte er die modrigen Skelette an, die in den Totenhemden steckten. Dürre Knochenhände griffen nach ihm, zerrten an seinem Umhang und tasteten nach seinem Gesicht, als sich endlich all die Anspannung und das lähmende Entsetzen, das er empfand, doch in einem gellenden Aufschrei Bahn brachen.
    Orgin riß die Arme hoch und schlug blindlings zu. Knochen splitterten unter seinen Hieben, fauliger, modriger Gestank stieg ihm in die Nase. Ein mit Würmern übersäter Totenschädel schob sich auf ihn zu. In den leeren Augenhöhlen schienen verzehrende Feuer zu lodern, die seinen Blick mit magischer Gewalt anzogen und ihn lähmten.
    Unvermittelt fühlte Orgin sich gepackt und zur Seite gezerrt. Er begriff erst, als er hart auf hölzernen Planken aufschlug und über sich wieder das Violett einer weitgespannten Ebene sah, daß Possel ihn gerettet hatte.
    Der Todesstern drang in das Dach der Schattenzone ein. Im selben Moment wurde das winzige Boot mit den beiden aus Anagon emporgewirbelt. Mit rasch steigender Geschwindigkeit trieben sie davon und konnten erkennen, daß auch Carlumen keinerlei Verbindung mehr zu dieser riesigen Festung besaß. Während sie der fliegenden Stadt näherkamen, verschwand der Todesstern zwischen den Wolkenschleiern.
*
    In rascher Folge blähten sich entlang der Bordwände von Carlumen sämtliche Schleppsegel. Trotzdem wurde die Fahrt nur unwesentlich schneller. Nun, da man drauf und dran war, den Todesstern zu verlieren, herrschte an Bord ein geradezu hektischer Eifer. Niemand konnte sich vorstellen, was geschehen war. Man hatte zwar die fremden Schiffe wieder abfliegen sehen, aber von Glair und ihren Begleitern fehlte jegliche Nachricht, und auch Caeryll hatte keine neue Botschaft von Mythor erhalten.
    Das Durcheinander auf Deck trug mit dazu bei, daß niemand den »Fisch« bemerkte, der sich gegen den sich noch immer verändernden

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