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Darkover 01 - Landung auf Darkover

Darkover 01 - Landung auf Darkover

Titel: Darkover 01 - Landung auf Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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fühlte sich erschöpft, völlig erniedrigt. Sie war darauf trainiert worden, mit Männern wie mit ihresgleichen zusammenzuarbeiten, und in der Welt, an die sie gewöhnt war, die sie kannte, eine Welt von zu drückenden Tasten und automatisch funktionierenden Maschinen, war körperliche Kraft ein Faktor, den sie niemals in Betracht zu ziehen gehabt hatte. Niemals hatte sie sich mit der Überlegung aufgehalten, daß sie in ihrem ganzen Leben keine größere Anstrengung als Gymnastik im Sportraum eines Schiffes oder einer Raumstation gekannt hatte. Und jetzt beschämte es sie, daß sie die in sich gesetzten eigenen hohen Erwartungen nicht hatte erfüllen können - sie kam sich vor, als habe sie irgendwie einen Verrat an ihrer hohen Stellung begangen. Ein Schiffsoffizier hatte fähiger zu sein als jeder Zivilist! Müde trottete sie mit ihm den steilen Hang hinunter, setzte Schritt für Schritt die Füße mit verbissener Sorgfalt und fühlte, wie die Tränen der Erschöpfung und der Müdigkeit auf ihren kalten Wangen gefroren.
    MacAran, der langsam folgte, war sich ihres inneren Kampfes nicht bewußt, aber ihre herunterhängenden Schultern verrieten ihm, wie müde sie sein mußte. Nach einer Weile legte er den Arm um ihre Hüfte und sagte sanft: »Ich habe es Ihnen schon vorhin gesagt - wenn Sie wieder fallen und sich schlimm verletzten, dann werden wir Sie tragen müssen. Tun Sie uns das nicht an, Camilla.« Zögernd setzte er hinzu: »Von Jenny hätten Sie sich helfen lassen, nicht wahr?« Sie antwortete nicht, aber sie lehnte sich gegen ihn. Er lenkte ihre Schritte auf den winzigen Lichtpunkt und das Zelt zu. Irgendwo über ihnen, in den dichten Baumkronen, brach der rauhe Schrei eines Nachtvogels durch den prasselnden Hagel, doch das blieb das einzige Geräusch. Selbst ihre Schritte klangen hier seltsam und fremd.
    Im Innern des Zeltes sank MacAran zusammen und nahm dankbar den Plastikbecher mit dem kochendheißen Tee, den MacLeod ihm reichte, wonach er vorsichtig dorthin ging, wo sein Schlafsack neben dem Ewens ausgebreitet lag. Er nippte an der heißen Flüssigkeit, wischte dabei Eiskristalle von seinen Augenlidern und hörte Heather und Judy beruhigend mit Camilla reden. Sie frottierten ihr froststarres Gesicht, fuhrwerkten in den beengten Quartieren herum, brachten ihr heißen Tee und eine trockene Decke und waren ihr dabei behilflich, den vereisten Parka auszuziehen. Ewen fragte: »Wie sieht es draußen aus - Regen? Hagel? Graupelschauer?«
    »Ein Gemisch von all dem, würde ich sagen. Sieht so aus, als wären wir direkt in einen Sonnenwendsturm geraten… jedenfalls stelle ich mir das so vor. Es kann nicht das ganze Jahr hindurch so verrückt zugehen.«
    »Und… habt ihr eure Sichtungen machen können?« Auf MacArans bejahendes Nicken sagte er: »Einer von uns hätte gehen sollen. Der Leutnant ist für diese Art von Aufstieg nicht gerade geeignet… erst recht nicht bei diesem Wetter. Warum hat sie es wohl versucht?«
    MacAran schaute zu Camilla hinüber, die unter einer Decke zusammengekauert lag und den kochenden Tee schlürfte, während Judy ihre nassen, zerzausten Haare trockenrieb. Er sagte etwas, das ihn selbst überraschte: »Noblesse oblige.«
    Ewen nickte. »Ich weiß, was du meinst. Komm, ich hole dir etwas Suppe. Judy hat aus der abendlichen Ration ein paar herrliche Dinge gezaubert. Gut, eine Nahrungsexpertin dabeizuhaben.«
    Sie alle waren erschöpft und sprachen wenig von dem, was sie gesehen hatten. Das Heulen des Windes und das Prasseln der Hagelkörner erschwerte jede Unterhaltung. Innerhalb einer halben Stunde hatten sie ihr Essen beendet und krochen in ihre Schlafsäcke. Heather kuschelte sich dicht an Ewen, legte den Kopf an seine Schulter, und MacAran, nahe bei ihnen, betrachtete ihre aneinandergeschmiegten Körper mit einem langsam anschwellenden, eigenartigen Neid. Dort schien es eine Nähe zu geben, die wenig mit Sexualität zu tun hatte. Dies kam in der Art zum Ausdruck, wie sie ihr Gewicht verlagerten, fast unbewußt, jeder, um es dem anderen bequemer zu machen. Gegen seinen Willen dachte er an den Moment, in dem sich Camilla gegen ihn gelehnt hatte, und lächelte gequält in die Dunkelheit hinein. Von allen Frauen des Schiffes war sie vermutlich diejenige, die sich am wenigsten für ihn interessierte, und zudem diejenige, die er am wenigsten leiden konnte. Aber verdammt, er mußte sie bewundern!
    Er lag noch eine ganze Weile wach, lauschte der Melodie des Windes in den dichten

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