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Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Titel: Darkover 02 - Herrin der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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der Angst hatte, ohne Fellumhang vor Kälte zu sterben. Sie würden abgehärtet und ertüchtigt davongehen. Unwillkürlich bewegte sich Allarts Geist in die Zukunft, er versuchte zu sehen, was aus dem Kind werden würde, versuchte, sich selbst zu bestätigen. Er hatte es gewußt – seine Strenge zu dem Jungen war gerechtfertigt…
Allart zuckte plötzlich zusammen. Seine Muskeln versteiften sich, wie sie es seit dem ersten Jahr hier nicht mehr getan hatten. Automatisch atmete er, um sie zu entspannen, aber die Angst blieb. Ich bin nicht hier. Ich kann mich im nächsten Jahr nicht in Nevarsin sehen … Bedeutet das meinen Tod? Oder werde ich fortgehen? Heiliger Lastenträger, gib mir Kraft…
Das war es, was ihn hierher gebracht hatte. Er war nicht, wie manche anderen Hasturs, ein Emmasca – weder Mann noch Frau, dafür aber langlebig und steril. Obwohl es in diesem Kloster Mönche gab, die tatsächlich so geboren worden waren, und nur hier mit dem, was in dieser Zeit als Heimsuchung galt, zu leben gelernt hatten. Nein, Allart hatte seit seiner Kindheit gewußt, daß er ein Mann war. Und er war so ausgebildet worden, wie es dem Sohn einer königlichen Linie, der an fünfter Stelle vom Thron des Reiches stand, angemessen war. Aber schon als Kind hatte er eine andere Sorge gehabt.
Er hatte angefangen, die Zukunft zu sehen, ehe er sprechen konnte. Einmal, als sein Onkel gekommen war, um ihm ein Pferd zu bringen, hatte er den Mann erschreckt, indem er ihm sagte, daß er sich freue, das Schwarze statt des Grauen zu bekommen, mit dem er zuerst aufgebrochen sei.
»Woher weißt du, daß ich zuerst mit dem Grauen aufgebrochen bin?« hatte der Mann gefragt.
»Ich habe gesehen, wie du mir den Grauen brachtest,« hatte Allart erwidert, »und dann habe ich gesehen, wie du das schwarze Pferd nahmst, dein Bündel herunterfiel und du umkehrtest und überhaupt nicht kamst.«
»Bei der Gnade des Aldones«, hatte der Mann geflüstert. »Es stimmt. Beinahe hätte ich mein Bündel im Paß verloren. Wäre es so gekommen, hätte ich wegen ungenügender Vorräte für die Reise umkehren müssen.«
Nur allmählich war Allart die Natur seines Laran bewußt geworden. Er sah nicht nur die wirkliche, sondern jede mögliche Zukunft. Sie breiteten sich fächerförmig vor ihm aus, und jede seiner Bewegungen erzeugte ein Dutzend neuer Alternativen. Mit fünfzehn, als er zum Mann erklärt wurde und vor den Rat der Sieben trat, um mit dem Zeichen seines Hauses tätowiert zu werden, wurden ihm die Tage und Nächte zur Qual, denn er konnte bei jedem Schritt ein Dutzend Straßen und hundert Alternativen, von denen jede mehrere neue hervorbrachte, vor sich sehen, bis er paralysiert war und sich aus Angst vor dem Bekannten und Unbekannten nicht mehr zu bewegen wagte. Er wußte nicht, wie er es abschalten konnte, und konnte nicht damit leben. Bei den Waffenübungen war er stets wie gelähmt, denn bei jedem Hieb sah er ein Dutzend seiner eigenen Bewegungen, die den anderen verstümmeln oder töten konnten. Jeder auf ihn gezielte Hieb barg drei Möglichkeiten, zu treffen oder danebenzugehen. Die Waffenübungen wurden für ihn zu einem solchen Alptraum, daß er schließlich unbeweglich vor dem Waffenmeister stand, zitternd wie ein verschrecktes Mädchen und unfähig, auch nur das Schwert zu heben. Die Leronis seiner Familie hatte versucht, in seinen Verstand einzudringen und ihm einen Ausweg aus diesem Labyrinth zu zeigen, aber Allart war von den verschiedenen Richtungen, in die ihre Versuche abzielten, ebenfalls wie gelähmt. Mit der zunehmenden Empfindsamkeit Frauen gegenüber hatte er sehen können, wie er sie packte und würgte.
Schlußendlich hatte er sich in seinem Zimmer verborgen, sich einen Feigling und Narren schelten lassen und sich geweigert, eine Bewegung oder einen einzigen Schritt zu tun, aus Angst vor dem, was geschehen konnte. Er hatte sich für einen Sonderling, einen Verrückten gehalten …
Als er schließlich soweit gewesen war, die lange, schreckliche Reise hinter sich zu bringen, hatte er hinter jedem Schritt einen falschen gesehen, der ihn in den Abgrund stürzen konnte, wo er tot oder schwer verletzt tagelang auf den Felsen unterhalb des Pfades lag. Er hatte sich fliehen und umkehren sehen. Dann hatte der Pater Vorsteher ihn begrüßt, sich seine Geschichte angehört und gesagt: »Du bist weder ein Sonderling noch ein Verrückter, Allart, aber du leidest. Ich kann nicht versprechen, daß du hier deinen wahren Weg finden oder geheilt

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