Darkover 02 - Herrin der Stuerme
heftig auf ihre Augen, daß sie nichts sehen könne, und ich habe sie dazu gebracht, sich hinzulegen und auszuruhen.« Mit abwehrendem Trotz fuhr sie fort: »Ich hatte genug davon, daß sie mit diesem vorwurfsvollen Blick herumstand, als sei sie Lady Aldaran, und ich nur eine Dienerin! Ich lasse mich von Dienern nicht herumkommandieren!«
»Dorilys!« meinte Donal zornig. »So darfst du nicht reden. Margali ist eine Leronis und Edelfrau. Und sie ist eine Verwandte deines Vaters. Sie ist keine Dienerin! Dein Vater hat recht daran getan, dich in ihre Obhut zu geben, und es ist deine Pflicht, ihr zu gehorchen, bis du alt genug bist, für dich selbst verantwortlich zu sein! Du bist ein ungezogenes kleines Mädchen! Du solltest deiner Pflegemutter weder Kopfschmerzen bereiten noch grob mit ihr sprechen. Sieh doch – du hast dir selbst Schande gemacht, indem du in Gesellschaft beschwipst bist, als wärst du ein Bauernmädchen aus den Ställen! Und Margali ist nicht hier, um dich unter ihre Fittiche zu nehmen!« Er war bestürzt. Donal selbst, ihr Vater und Margali waren die einzigen Menschen, gegen die Dorilys ihren Eigensinn noch nie durchgesetzt hatte. Wenn sie nicht länger zuläßt, von Margali angeleitet zu werden, was sollen wir dann mit ihr anstellen? Sie ist verzogen und unkontrollierbar, aber ich hatte gehofft, Margali könnte sie im Zaum halten, bis sie erwachsen ist.
»Ich schäme mich wirklich für dich, Dorilys, und Vater wird sehr verärgert sein, wenn er erfährt, was du mit Margali, die immer nett und freundlich zu dir gewesen ist, angestellt hast.«
Ihr störrisches kleines Kinn reckend sagte sie: »Ich bin Lady Aldaran, und ich kann tun, was ich will.«
Bestürzt schüttelte Donal den Kopf. Dieses Mißverhältnis traf ihn: Daß sie wie eine erwachsene Frau aussah – und eine sehr hübsche zudem – und redete und handelte wie das verwöhnte, hitzige Kind, das sie in Wirklichkeit war. Ich wünschte, Darren könnte sie jetzt sehen. Ihm würde klar werden, welches Kind sie trotz des Gewandes und der Edelsteine einer Dame ist.
Und doch, überlegte Donal, war sie nicht nur ein Kind; ihr Laran, schon so stark wie seins, hatte ihr ermöglicht, Margali heftige Kopfschmerzen zu verursachen. Vielleicht sollten wir uns glücklich schätzen, daß sie nicht danach trachtet, Donner und Blitz über uns zu bringen. Das könnte sie sicher, wenn sie wirklich erzürnt ist! Er dankte den Göttern, daß Dorilys trotz ihres seltenen Laran keine Telepathin war und seine Gedanken nicht lesen konnte.
Schmeichelnd sagte er: »Du solltest nicht hier in der Gesellschaft bleiben, wenn du betrunken bist, Chiya. Laß mich dich nach oben bringen. Es ist schon spät, und unsere Gäste werden bald zu Bett gehen. Laß uns gehen, Dorilys.«
»Ich will nicht zu Bett gehen«, sagte Dorilys schmollend. »Ich habe erst diesen einen Tanz mit dir gehabt, und Vater hat überhaupt noch nicht mit mir getanzt. Außerdem mußte ich Darren versprechen, daß ich später noch einmal mit ihm tanze. Schau – da kommt er, um mich zu holen.«
Verzweifelt flüsternd drängte Donal: »Aber du bist nicht in der Verfassung zu tanzen, Dorilys. Du wirst über deine eigenen Füße fallen.« »Nein, das werde ich nicht, wirklich … Darren«, sagte sie und ging, einen listigen Blick in den Augen, der erwachsen wirkte, auf ihren Verlobten zu.»Tanz mit mir; Donal hat mich ausgeschimpft, weil er als älterer Bruder das Recht dazu zu haben glaubt, und ich bin es leid, ihm zuzuhören.«
Donal sagte: »Ich habe versucht, meine Schwester zu überzeugen, daß das Fest für ein junges Mädchen wie sie lange genug gedauert hat. Vielleicht ist sie eher bereit, sich von dir, ihrem künftigen Gatten, belehren zu lassen, Darren.«
Wenn er betrunken ist, dachte Donal, werde ich sie nicht in seine Obhut geben, selbst wenn ich mich mit ihm in aller Öffentlichkeit streiten muß.
Aber Darren schien sich ganz in der Hand zu haben. Er sagte: »Es ist tatsächlich schon spät, Dorilys. Was hältst du davon …«
Plötzlich erklang am anderen Ende der Halle ein Aufschrei.
»Großer Gott!« rief Darren, der sich dem Lärm zuwandte. »Lord Storns jüngster Sohn und dieser junge Bursche von Daniel Forst. Sie werden sich schlagen. Sie werden ihre Waffe ziehen.«
»Ich muß gehen«, sagte Donal bestürzt. Er erinnerte sich an die Pflichten, die ihm als Protokollchef des offiziellen Gastgebers oblagen. Er blickte Dorilys besorgt an. Mit ungewöhnlicher Freundlichkeit sagte Darren: »Ich
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