Darkover 02 - Herrin der Stuerme
fünfundzwanzig, und nicht nur alt genug war, zu heiraten und Kinder zu gebären – wäre er, selbst wenn sie sterben sollte, der Hüter aller ihrer eventuellen Kinder, und ihr Vermögen würde nicht widerspruchslos in Darrens Hände fallen. Er dachte: Mein Pflegevater hat die Wahrheit gesprochen, als er sagte, ich würde am heutigen Abend erfahren, wie sehr er mich schätzt. Es kann sein, daß er mir vertraut, weil er keinen anderen hat. Zumindest weiß er, daß ich Dorilys’ Interessen vor meinen eigenen schützen werde.
Scathfell freilich hatte das noch immer nicht friedlich akzeptiert; er diskutierte weiter über diesen Punkt und ließ erst davon ab, als Aldaran ihn daran erinnerte, daß drei andere Bergfürsten um Dorilys geworben hatten, und sie jederzeit mit jedem, den ihr Vater auswählte, verlobt werden konnte, selbst mit einem der Tiefland-Hasturs oder der Altons.
»Sie war tatsächlich schon einmal versprochen, da Deonaras Verwandtschaft begierig darauf war, sie mit einem ihrer Söhne zu verloben. Sie meinten, sie hätten den ersten Anspruch, da Deonara mir nie einen lebenden Sohn schenkte. Aber der Junge starb kurz darauf.« »Er starb? Wie ist er gestorben?«
Aldaran zuckte die Achseln. »Irgendein Unfall, habe ich gehört. Ich kenne die Einzelheiten nicht.«
Donal kannte sie ebensowenig. Dorilys hatte zu dieser Zeit ihre ArdaisVerwandtschaft besucht und war, schockiert vom Tod ihres versprochenen Ehemannes, nach Hause gekommen, obwohl sie ihn kaum gekannt und nicht besonders gemocht hatte. Zu Donal sagte sie: »Er war ein großer, grober und rüder Junge, und er hat meine Puppe kaputt gemacht.« Er hatte ihr damals keine Fragen gestellt. Jetzt wunderte er sich. So jung er auch sein mochte, Donal wußte, daß ein Kind, das einer vorteilhaften Allianz im Wege stand, sehr bald sein Leben beenden konnte.
Und dasselbe könnte man von Dorilys sagen …
»In diesem Punkt steht meine Meinung fest«, sagte Lord Alderan mit einem Anflug von bestimmter Herzlichkeit. »Donal, und nur Donal, wird Wächter seiner Schwester sein.«
»Das ist eine Beleidigung für deine Verwandten, Onkel«, protestierte Darren, aber Lord Scathfell brachte seinen Sohn zum Schweigen. »Wenn es sein muß, muß es sein«, sagte er. »Wir sollten dankbar sein, daß das Mädchen, das dabei ist, ein Mitglied unserer Familie zu werden, einen so vertrauenswürdigen Verwandten zu ihrem Schutz hat. Ihre Interessen sind natürlich die unseren. Es soll sein, wie du wünschst, Mikhail.« Aber der Blick, den er Donal zuwarf, war verschleiert und nachdenklich und erregte die Wachsamkeit des jungen Mannes. Ich muß auf mich achtgeben, dachte er. Wahrscheinlich besteht keine Gefahr, bis Dorilys erwachsen und die Heirat vollzogen ist, denn wenn Aldaran noch lebt, könnte er einen anderen Wächter benennen. Sollte er aber sterben, und Dorilys, einmal vermählt, nach Scathfell gebracht werden, wären meine Chancen, lange zu leben, nicht sehr groß. Er verspürte den plötzlichen Wunsch, Aldaran daran zu hindern, mit seinen Verwandten zu verhandeln. Hätte er dies mit Fremden getan, wäre eine Leronis hinzugezogen worden, deren Wahrzauber Lügen oder Doppelzüngigkeit unmöglich gemacht hätte. Aber Aldaran konnte – auch wenn er seinen Verwandten nicht allzusehr traute – sie nicht dadurch beleidigen, daß er darauf bestand, eine Zauberin einzusetzen, um den Handel zu besiegeln.
Schließlich bekräftigten sie ihn mit einem Händedruck und unterzeichneten den vorbereiteten Vertrag – auch Donal wurde zum Unterzeichnen aufgefordert –, und damit war die Angelegenheit erledigt. Man tauschte brüderliche Umarmungen aus und ging in den Saal hinunter, wo die anderen Gäste sich versammelt hatten, um das Ereignis dieses Tages mit Bankett, Tanz und Lustbarkeiten zu feiern.
Aber Donal, der Darrens Augen auf sich gerichtet sah, dachte erneut: Ich muß auf der Hut sein. Dieser Mann ist mein Feind.
9
Als sie in die große Halle kamen, empfing Dorilys, zusammen mit ihrer Pflegemutter, der Leronis Margali, dort ihre Gäste. Zum ersten Mal war sie nicht wie ein kleines Mädchen, sondern wie eine Frau gekleidet und trug ein langes blaues Kleid, das an Halsöffnung und Ärmeln mit goldenen Stickereien verziert war. Ihr leuchtendes, kupferfarbenes Haar war zu einem Zopf geflochten und wurde von einer Schmetterlings-Spange gehalten.
Sie sah weit älter aus, als sie tatsächlich war und hätte durchaus fünfzehn oder sechzehn sein können. Donal war von ihrer
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