Darkover 02 - Herrin der Stuerme
werde mich um Dorilys kümmern, Donal. Geh und kümmere dich um sie.«
»Danke«, sagte Donal hastig. Darren war nüchtern, und es lag in seinem ureigensten Interesse, seine Verlobte davon abzuhalten, sich in der Öffentlichkeit aufsehenerregend zu verhalten. Donal eilte auf die Stelle zu, an der die beiden jüngsten Mitglieder zweier rivalisierender Familien in einen lauten und wütenden Streit verwickelt waren. Er war für solche Situationen geschult, gesellte sich zu ihnen, schaltete sich in ihre Auseinandersetzung ein und überzeugte jeden der beiden Streitenden davon, daß er auf seiner Seite stand. Dann brachte er sie taktvoll auseinander. Lord Storn nahm sich seines streitbaren Sohns an, und Donal nahm den jungen Padreik Daniel in seine Obhut. Es dauerte einige Zeit, bis der junge Mann besonnener wurde, sich entschuldigte und nach seinen Verwandten suchte, um sich zu verabschieden. Danach schaute sich Donal im Ballsaal nach seiner Schwester und Darren um. Als er keine Spur von ihnen entdeckte, fragte er sich, ob es Darren gelungen war, seine Schwester zu überreden, die Tanzfläche zu verlassen und zu ihrer Zofe zu gehen.
Wenn er Dorilys beeinflussen kann, sollten wir vielleicht sogar dankbar dafür sein. Einige der Aldarans besitzen die Befehlsstimme. Vater hatte sie, als er jünger war. Hat Darren es geschafft, sie Dorilys gegenüber anzuwenden?
Suchend hielt er nach ihm Ausschau, aber erfolglos. Ein vages Gefühl böser Vorahnungen beschlich ihn. Wie zur Bestärkung seiner Ängste hörte er ein schwaches, entferntes Donnergrollen. Er ermahnte sich, sich nicht selbst lächerlich zu machen. Es war die Jahreszeit für Stürme in den Bergen. Und trotzdem fürchtete er sich. Wo war Dorilys?
Sobald Donal zu den streitenden Gästen geeilt war, legte Darren seine Hand unter Dorilys’ Arm und sagte zu ihr: »Deine Wangen sind gerötet, Damisela. Ist es die Hitze des Ballsaals mit den vielen Leuten, oder bist du vom Tanzen erschöpft?«
»Nein«, sagte Dorilys und drückte die Hand an ihr erhitztes Gesicht, »aber Donal meint, ich hätte zuviel Wein getrunken, und deshalb hat er mit mir geschimpft. Als wäre ich ein kleines Mädchen, auf das er noch immer aufpassen muß, wollte er mich zu Bett schicken.«
»Mir scheint nicht, daß du ein Kind bist«, sagte Darren lächelnd, und sie ging näher auf ihn zu.
»Ich wußte, daß du mir recht geben würdest.«
Darren dachte: Warum haben sie mir erzählt, sie sei ein kleines Mädchen? Er musterte den schlanken Körper, dessen Konturen von dem langen, enganliegenden Kleid betont wurden, von oben bis unten. Sie ist kein Kind! Und doch glauben sie, sie könnten mich noch länger vertrösten! Hat dieser alte Bock von meinem Onkel vor, mit mir eine Zeitlang zu spielen, in der Hoffnung, eine vorteilhaftere Ehe zu arrangieren, oder um sich Zeit zu verschaffen, den Bastard von Rockraven zu seinem Erben zu erklären?
»Wirklich, es ist heiß hier«, sagte Dorilys und trat noch näher auf Darren zu. Ihre Finger, warm und schweißbedeckt, legten sich auf seinen Arm, und er lächelte zu ihr hinab.
»Dann komm! Gehen wir auf den Balkon, wo es kühler ist«, drängte Darren, während er sie zu einer der vorhanggeschützten Türen zog. Dorilys zögerte, denn sie war von Margali sorgsam erzogen worden und wußte, daß es für eine junge Frau nicht als schicklich galt, den Tanzboden mit jemand anderem als einem Verwandten zu verlassen. Aber störrisch dachte sie: Darren ist mein Cousin und mir als Ehemann versprochen.
Dorilys spürte die kühle Luft, die von den Bergen her über Schloß Aldaran wehte, und tat, gegen die Balkonbrüstung gelehnt, einen tiefen Atemzug.
»Oh, es war so heiß dort drinnen. Danke, Darren. Ich bin froh, aus dem überfüllten Saal herauszukommen. Du bist so nett zu mir«, sagte sie mit solcher Unschuld, daß Darren die junge Frau stirnrunzelnd und überrascht anschaute.
Wie kindlich sie für ein Mädchen war, das so offensichtlich erwachsen schien! Flüchtig fragte er sich, ob sie dumm oder sogar schwachsinnig sein konnte. Aber was machte das schon? Sie war Erbin des Reiches von Aldaran. Er mußte nur noch ihre Zuneigung gewinnen, dann würde sie sich schon von allein auflehnen, wenn ihre Verwandten nach einem Grund suchten, ihn seines Anspruchs zu berauben. Je eher die Hochzeit stattfand, desto besser. Es war eine Schande, daß sein Onkel ihn vier Jahre warten lassen wollte! Das Mädchen war offensichtlich heiratsfähig, und das Bestehen auf Aufschub schien
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