Darkover 03 - Herrin der Falken
Garris nie gewesen! Ich hatte völlig recht, ihn nicht zu heiraten.
7.
Drei Tage lang blieb Carolins Armee an dem Wasserlauf. Am dritten Tag verließ Romilly das Lager, um die Kundschaftervögel wieder aufzulassen, und Ranald ging mit ihr. Es war ihr klar, daß sie ihre Gedanken irgendwie vor Ruyven abschirmen mußte; er hätte überhaupt kein Verständnis für das, was geschehen war. Er würde nur sehen, daß seine junge, unschuldige Schwester das Bett mit einem Ridenow-Lord geteilt hatte. Romilly, um ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, machte sich mehr Sorgen darüber, ob das ihre Zusammenarbeit zu dritt stören könne, als daß sie Scham oder Reue empfand. Ruyven würde als sicher annehmen, daß Ranald den Verführer gespielt hatte, und so war es ja gar nicht gewesen. Er hatte sie einfach von etwas losgerissen, das zu ertragen sie nicht fähig gewesen war. Noch jetzt wußte Romilly nicht, warum sie es unerträglich gefunden hatte.
»Erinnere mich daran, daß ich dich nicht so ansehen und anlächeln darf«, sagte Ranald, der ihren Gedanken aufgefangen hatte, Ruyven dürfe nichts erfahren. Sie lächelte zurück, ruhig und glücklich. Auf der Weide am Bach grasten Sonnenstern und die anderen Pferde, und Romilly nahm die alte, enge Kommunikation mit dem Hengst wieder auf, ohne Abscheu oder Unbehagen, ohne einen Riß in der freundschaftlichen Vereinigung mit Sonnenstern zu empfinden.
Ranald hat es für mich so leicht gemacht.
Maura hat es mir gesagt, in einem anderen Zusammenhang: Pferde haben weder Erinnerung noch Vorstellungskraft. Darum kann ich da anknüpfen, wo ich aufgehört habe. Zweimal in diesen Tagen besuchte sie das Zelt der Schwertfrauen und nahm an ihrer Mahlzeit teil. Clea zog sie ein bißchen auf.
»Also bist du doch noch eine von uns, auch wenn du mit dem Adel auf Du und Du stehst?«
»Sei gerecht«, mahnte Jandria. »Sie muß ihre Arbeit tun wie wir alle, und Lady Maura ist als Anstandsdame ebenso wirksam wie ein ganzes Haus voll von unsern Schwestern. Einer der Vogelpfleger ist zudem ihr Bruder. Und wenn das Gerücht stimmt«, sie sah Romilly forschend an, »wird diese Lady Maura eines Tages unsere Königin sein. Was weißt du darüber, Romy?«
Romilly antwortete: »Nicht mehr als du. Und König Carolin kann nicht heiraten, bevor der Rat ihm Erlaubnis dazu gibt. Eine Edelfrau von Lady Mauras Stellung kann wiederum nicht ohne Zustimmung ihrer Eltern heiraten, und erst recht dann nicht, wenn ein König um sie wirbt. Aber wenn sie ihren Willen durchsetzen, wird es bestimmt eine Hochzeit geben.«
»Und falls nicht, wird der König einen Bastard zeugen, der dann im Königreich ebensoviel Ärger macht wie dieser gre’zuin Rakhal«, spottete Tina. »Ein nettes Betragen für eine Leronis – ich weiß von ihrer Dienerin, daß sie zwei Nächte im Zelt des Königs verbracht hat. Was für eine Anstandsdame ist sie da wohl für Romy?«
Ranald hatte Romilly gelehrt, sich ein bißchen abzuschirmen. So gelang es ihr, weder zu erröten noch die Augen abzuwenden. »Meinst du wirklich, zwischen drei häßlichen Vögeln und meinem Bruder brauchte ich eine Anstandsdame, Tina? Was Maura angeht, so habe ich gehört, daß sie Jungfrau für das Gesicht bleibt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie das in Gefahr bringt, solange der Krieg andauert, und wenn es im Bett eines Königs wäre. Aber ich bin nicht die Bewahrerin ihres Gewissens. Sie ist eine erwachsene Frau und eine Leronis und hat niemandem Rechenschaft abzulegen.«
Tina gab ein verächtliches Geräusch von sich. »Sie würde ihre Jungfräulichkeit also für eine Krone verkaufen, aber nicht um Liebe hingeben? Gut gemacht, Leronis!« Sie applaudierte. »Sieh zu, daß du von ihrem Beispiel profitierst, Romy!«
Romilly hatte geglaubt, unter diesen Frauen, denen es freistand, nach eigenem Willen zu handeln, von dem sprechen zu können, was ihr widerfahren war. Hätte sie nur die Möglichkeit, mit Jandria allein zu sein! Sie würde es ihr so gern erzählen… aber Jandria stand bereits auf, um sich zu Carolins Ratgebern zu begeben, und da war keine andere, nicht einmal Clea, die sie für ihre Freundin gehalten hatte, der sie sich hätte anvertrauen mögen. Nicht nach den herabsetzenden Bemerkungen, die gefallen waren. Nein, sie würde nicht von Ranald sprechen. Sie verstanden es doch nicht.
Sie hatte ihrem Ohrring keine Schande gemacht und die Schwesternschaft nicht in Verruf gebracht. Zu mehr verpflichtete ihr Eid sie nicht, und wenigstens hatte sie
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