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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Angst unter Menschen zu verbreiten, indem sie zum Beispiel ihre privaten Albträume anzapfen oder Wasser den Anschein von frisch vergossenem Blut verleihen. Die Entwicklung neuer Waffen muss auch künftig absoluten Vorrang haben.«
    »Nichts davon rechtfertigt den derzeitigen Gebrauch solcher magischen Zwänge«, entgegnete Lewis.
    »Aber man kann ihnen widerstehen«, sagte Taniquel. Sie wandten sich ihr zu. »In der Schlacht um unsere Burg… « Sie betonte das Wort ein wenig, um sie daran zu erinnern, dass sie nicht nur eine Comynara, sondern auch die Königin von Acosta war.
    Trotz ihres untergeordneten Platzes am Tisch stand sie rangmäßig über allen, bis auf Rafael. »… in dieser Schlacht gelang es mir, den Zwang zu überwinden. Eine Verteidigung dagegen ist also möglich.«
    »Das stimmt.« Darren-Mikhail, der Nedestro-Neffe des regierenden Elhalyn-Lords und Jüngster im Rat, nickte. »Aber nur, wenn dem verteidigenden Lord voll ausgebildete Laranzuin zur Verfügung stehen. Gewöhnliche Soldaten… « Er zuckte mit den Achseln.
    »Was uns zu den neuesten Nachrichten bringt«, sagte Rafael. »Wir haben gestern Nacht über Relais von Hali erfahren, dass der Turm von Tramontana Deslucidos Oberherrschaft anerkannt hat.«
    »Was?«
    »Ja, die Lage ist jetzt völlig anders als im vorigen Frühling. Da hatten wir es nur damit zu tun, dass Deslucido manchmal in geringfügigem Maß Laran einsetzte.«
    »Den geistigen Zwang und den Einsatz von Luftwagen in der Schlacht kann man wohl kaum geringfügig nennen«, entgegnete Lewis aufgebracht.
    »Deslucido hat bei dem Angriff kein Haftfeuer eingesetzt, obwohl es ihm eindeutig möglich gewesen wäre, es von Luftwagen aus abwerfen zu lassen«, sagte Rafael ruhig. »Ob er Haftfeuer nicht einsetzen konnte oder wollte, werden wir vielleicht nie erfahren. Unsere Relais in Hali teilen uns mit, dass Tramontana nun begonnen hat, für ihn Haftfeuer und andere Waffen herzustellen. Es gibt Gerüchte - die noch unbestätigt sind -, dass er schon Lungenfäule eingesetzt haben soll, die ein abtrünniger Kreis für ihn erzeugte. All die kleineren Nachbarkönigreiche sind in Panik über die Ausbreitung dieser Seuche in letzter Zeit. Er könnte es darauf angelegt haben, den Kampf schließlich zu uns nach Hastur zu tragen, aber vielleicht gibt er sich auch mit dem zufrieden, was er erreicht hat. Jedenfalls spielt er nun im allgemeinen Gleichgewicht der Kräfte eine Rolle. Wird er sich bei dem Einsatz der Waffen, die ihm zur Verfügung stehen, zurückhalten? Wir können es nur hoffen.«
    Als sie das hörte, dachte Taniquel: Rafael wird Deslucido nicht zu einem offenen Konflikt herausfordern. Er hätte zuschlagen sollen, bevor Deslucido sich Zugang zu Haftfeuer verschaffen konnte.
    Der Zeitpunkt würde kommen, an dem Rafael Hastur keine andere Wahl mehr hatte, an dem Deslucido aufgehalten werden musste. Davon war Taniquel überzeugt.
    Nach einer langen Diskussion darüber, welche Türme wohl Laran-Waffen herstellten und wo sie zum Einsatz gelangen könnten, sowie über die Lagerung von Knochenwasser-Staub in Valeron wurde der Rat einstweilen ausgesetzt. Später an diesem Zehntag sollten weitere Gespräche stattfinden sowie abendliche Feste. Taniquel dachte sarkastisch, dass der Grund für die Zusammenkunft der Hastur-Vettern noch so trübsinnig sein mochte, sie ließen doch nie die Gelegenheit zu einem rauschenden Fest aus.
     
    Erhitzt vom Tanzen begab Taniquel sich zu den Doppeltüren, die geöffnet waren, um den milden Sommerabend einzulassen. Die Veranda draußen gewährte Ausblick auf die Gärten, deren Blattwerk im vermischten Licht des malvenfarbigen Idriel, des blaugrünen Kyrrdis und des perlweißen Mormallor silbrig schimmerte. Heute Nacht bildeten drei von Darkovers vier Monden ein Dreieck am Himmel.
    Hinter ihr hatten die Musiker einen munteren Secain angestimmt. Sie hatte sich gerade zum richtigen Zeitpunkt davongemacht. Ihre Tanten würden zusehen, wie die Männer bei dem wilden Bergtanz wirbelten und sprangen, und ihre Abwesenheit überhaupt nicht bemerken. Sie richtete den Blick über die Gärten hinaus auf die Lichter von Thendara und fragte sich, wie viele Familien in dieser Nacht wohl feierten. Wenigstens war ihre Schwangerschaft noch nicht so weit fortgeschritten und ihr Bauch vorerst nur eine kleine Wölbung unter den Falten ihrer Röcke, sodass sie sich durchaus noch an einem Abend mit ruhigen Tänzen erfreuen konnte.
    Seufzend stützte sie sich aufs Balkongeländer.

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