Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
Vom Netzwerk:
ungezogenes Kind gebärdest, dem ein Haufen Ya-Männer auf den Fersen ist. Sie neigte den Kopf. »Ich danke dir, Onkel.«
    »Wir müssen uns um dein Wohlbefinden kümmern, und entweder die Hebammen der Burg oder Lady Caitlin werden dafür sorgen, dass du und dein ungeborenes Kind wieder zu Kräften kommen. Und danach werden vermutlich all deine Tanten und Vettern um dich herumscharwenzeln, selbst jene, die dich nur als kleines, ungebärdiges Kind kannten, bei dem sie mehr als froh waren, es an die arme Lady Acosta abschieben zu können.«
    Taniquel bekam mit, wie er zwinkerte, und musste unwillkürlich lächeln. »Ich werde mich nach Kräften bemühen, meine Pflegeeltern zu ehren. Lady Acosta hat mir durchaus gutes Benehmen beigebracht, selbst wenn meine Ankunft in Thendara mir bisher nicht genug Gelegenheit bot, das zum Ausdruck zu bringen.«
    Ein leichtes Lächeln umspielte König Rafaels Mund. »Du hast deine Sache gut gemacht. Was die politische Lage angeht, so gibt es zurzeit keine Möglichkeit, angemessen und besonnen zu reagieren. Die Hellers sind ein Pulverfass, das jeden Moment in Flammen aufgehen kann.«
    »Dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um Deslucido aufzuhalten, bevor seine Macht noch weiter zunimmt«, sagte Taniquel, zu müde, um sich zurückzuhalten, obwohl sie die Antwort schon kannte.
    »Jetzt«, wiederholte er mit herrschaftlicher Bedachtsamkeit, »ist der Zeitpunkt, um langsam und wohl überlegt vorzugehen. Und sich vor allem nicht auf eine Schlacht einzulassen, die uns nicht aufgezwungen werden kann.«
    »Kann sie wohl«, sagte sie und richtete den Blick auf ihren Schoß, wo ihre Hände sich zu Fäusten geballt hatten. »Diese Schlacht wird geführt werden, unter Deslucidos Bedingungen oder unseren.«
    »Die Welt nimmt ihren Lauf, meine Liebe, unabhängig davon, wie du oder ich es gern hätten. Du hast eine schwere Prüfung bestanden und bist voller Stolz daraus hervorgegangen. Nun ruh dich aus und lass zu, dass klügere Köpfe die Bürde der Welt auf ihre Schultern nehmen.«
    Taniquel wusste, wann ein Gespräch beendet war. Sie erhob sich, knickste wie eine edle Lady gegenüber einem Gleichen und zog sich zurück.

20
    Der Frühling wich einem heißen, schwülen Sommer, wie es sie nur in den Tiefländern gab. Unter den wachsamen Blicken von Lady Caitlin und ihren herrschaftlichen Tanten kam Taniquel wieder zu Kräften. Gutes Essen und eine gesunde Schwangerschaft glätteten ihre ausgezehrte Miene und rundeten ihre Brüste und den Bauch. Sie schluckte ergeben das Kräutergebräu, aß die eigens zusammengestellte Nahrung, die ihr von den Hebammen aufgedrängt wurde, und machte die vorsichtigen Übungen, die ihr verschrieben worden waren. Aber damit endete ihre Unterwürfigkeit auch schon.
    Taniquel hatte auf eine offizielle Einladung hin an der ersten Zusammenkunft von Rafaels Rat teilgenommen, zunächst eher als Augenzeugin denn als Mitwirkende. Man wollte ihre Aussage, dass bei der Eroberung von Acosta Laran mit im Spiel gewesen sei, aus erster Hand hören. Doch schon bald vertrat sie auch darüber hinaus ihre Meinung und diskutierte die Themen ebenso vorbehaltlos wie jeder der Männer.
    Der Rat schloss noch andere Zweige der mächtigen Hastur-Familie ein, die Hastur von Carcosa und die Hastur von Elhalyn so wie mehrere Seitenlinien. Taniquel kannte sie nicht, obwohl das Zeichen der Königswürde deutlich in ihren Zügen zu lesen war.
    Manche folgten Rafaels Meinung, dass die Verbreitung von Waffen wie Haftfeuer mit allergrößter Sorge zu betrachten sei, während andere im Einsatz von Laran eher eine mentale Nötigung sahen, vergleichbar mit dem Zwang an den Toren Acostas - eine ernstere Gefahr.
    »Ein schwerer Missbrauch von Laran«, lautete die Meinung von Lewis Hastur, einem Abgesandten von Carcosa, als sie sich bei ihren regelmäßigen Sitzungen trafen.
    Taniquels Stuhl, kleiner und flacher als die anderen, stand gleich neben dem ihres Onkels an dem kreisrunden Tisch. Auf Rafaels anderer Seite stand sein Friedensmann und Hauptberater Gerolamo mit wachem Blick und der üblichen teilnahmslosen Miene. Karten und ein offenes Tagebuch - neben einem Krug mit dünnem Wein und einem mit schlichtem Wasser - bedeckten das polierte Holz. Die Fenster waren wegen der Hitze des Spätsommernachmittags weit aufgestoßen und ließen Luft herein, so zäh wie Honig.
    »Und doch ist das im Krieg nicht weiter ungewöhnlich«, sagte Rafael. »Laran-Arbeiter bedienen sich schon lange ähnlicher Methoden, um

Weitere Kostenlose Bücher