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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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bleiben, ein äußerst stimmgewaltiges, und zwar hier, wo alle Welt mich sieht.
    Taniquel wartete einen Zehntag, bis der Rat sich vertagt hatte und Darren abgereist war. Danach hatte sie wenig zu tun, abgesehen von Sticken und Musizieren, womit die anderen herrschaftlichen Damen sich die Zeit vertrieben. Nach den anregenden letzten Ratsversammlungen fand sie diese Zerstreuungen bestenfalls öde. Rastlosigkeit nagte an ihr. Jeder verstreichende Tag gestattete es Deslucido, seine Macht über Acosta weiter zu festigen, und sie trieb sich hier herum und frönte dem Müßiggang.
    Nun blieb Taniquel an der Kreuzung eines Korridors stehen, der zu dem kleinen Empfangszimmer führte, in dem der Rat sich getroffen hatte und ihr Onkel seine privaten Petitionen entgegennahm. Vielleicht hielt Deslucido sie für tot, dachte sie, glaubte einfach, sie sei in den für diese Jahreszeit ungewöhnlich heftigen Stürmen umgekommen. Wenn nicht jemand auf dem Ball sie gesehen hatte und ihm diese Nachricht überbrachte, würde er vielleicht nie erfahren, dass sie noch lebte. Ihre Brauen zogen sich zusammen, als sie diese Möglichkeit erwog und überlegte, wie sie das zu ihrem Vorteil nutzen könnte.
    Aus den öffentlichen Bereichen der Burg drangen Männerstimmen heran, nicht das übliche leise Gemurmel, sondern laute und sichtlich aufgeregte Stimmen. Ihre Neugier war geweckt, und so begab sich Taniquel dorthin. Da waren sie, ein Haufen Wachen und Männer in kurzen Mänteln und Stiefeln. Sogleich erkannte sie den Akzent von Acosta. Sie beeilte sich, ging so schnell, wie ihr langes Kleid es erlaubte.
    »Ihr müsst nun gehen«, beharrte eine Wache.
    »Nicht ohne den König gesprochen zu haben!« - »Er muss uns anhören!« - »Übermittelt ihm wenigstens eine Nachricht - soll er entscheiden!«
    »Macht woanders Ärger.«
    Taniquel verlangsamte ihren hoheitsvollen Schritt, als sie sich den Männern näherte. Eine Wache erkannte sie und verneigte sich. Sie hatten nicht ihre Waffen gezogen, bemerkte sie.
    Die Fremden hörten auf zu hadern. Ein Mann mittleren Alters hatte den Mantel zurückgeschlagen, so dass eine Tunika mit Adleremblem zu sehen war, das Symbol seiner Lehnstreue zum Thron von Acosta. Erstaunt klappte ihm der Unterkiefer herunter.
    »Vai Domna! Königin Taniquel!« Er stürmte auf sie zu und fiel vor ihr auf die Knie. Nach einem Moment der Benommenheit taten die anderen es ihm gleich. Insgesamt waren es vier, wobei einer ein Friedensmann zu sein schien, der Art nach, wie er hinter den anderen stand. Aus dieser Nähe zeigte die ehedem erlesene Kleidung die Spuren derben Gebrauchs und einer mühseligen Reise.
    »Augenblick, so geht das nicht… «, entfuhr es der ältesten Wache, denn sie kannten sie lediglich als König Rafaels Nichte. Taniquel streckte eine Hand aus, um zu verhindern, dass sie sich einmischten.
    »Wir haben Euch für tot gehalten!«, rief der Edelmann aus Acosta.
    »Gestorben durch Deslucidos verräterische Hände!«, sagte ein anderer.
    Sie streckte ihre Hände aus und half den Männern freundlich hoch. »Wie Ihr seht, bin ich noch am Leben und wohlauf. Aber was hat Euch nach Thendara gerührt, meine Lords? Kommt, das ist hier nicht der richtige Ort, um Euch willkommen zu heißen, mitten im Korridor.« Sie wandte sich an die nächste Wache. »Hält mein Onkel in der Ratskammer gerade eine Audienz ab?«
    »Vai Domna«, sagte die Wache und sah unglücklich drein.
    Rafael hatte sich offensichtlich geweigert, diese Männer zu empfangen. Er wollte sich in dieser Sache nicht einmal den Anschein von Parteilichkeit geben, dachte sie wütend.
    »Folgt mir!« Sie wandte sich um und begab sich, die Acosta-Lords dicht auf den Fersen und die Wachen einen Schritt dahinter, zu ihren Gemächern. Die Wachen wechselten einige besorgte Blicke, als sie erkannten, wohin es ging.
    Im Augenblick war sie zu wütend, um auf ihre Sittsamkeit oder ihren Ruf Rücksicht zu nehmen. Diese Bittsteller waren jetzt, da Padrik tot war, ihre Untertanen, mussten ihre Befehle ausführen und sie beschützen. Wenn ihr Onkel ihnen nicht die Höflichkeit einer privaten Audienz erweisen wollte, konnte zumindest sie es tun. Ihr Wohnzimmer, obwohl geräumig und vom Licht des späten Morgens erfüllt, war wie das Refugium einer Lady eingerichtet.
    Taniquel setzte sich auf ihren Lieblingsstuhl. Die Lords warfen verstohlene Blicke zu den kostbaren Möbeln und blieben stehen.
    Es war so, erkannte sie mit einem heimlichen Lächeln, als würde sie Hof

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