Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
lächelte hinreißend und strahlend und kam auf ihn zu, die Hände ausgestreckt. Ihre Finger verflochten sich mit seinen, warm und kräftig trotz ihrer Schlankheit.
»Ttani… «, stammelte er. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass Ihr Euch hier aufhaltet.«
Sie lachte, legte nur leicht den Kopf in den Nacken und brachte damit äußerste Freude zum Ausdruck.
»Dann ist das also Dein Coryn«, sagte Lady Caitlin, als würde das alles erklären. Und im nächsten Moment begannen alle, auch der Friedensmann, der ihn hierher geführt hatte, auf einmal zu reden.
König Rafael ließ Wein auftragen, doch Coryn wagte nicht zu trinken. Ihm war schon schwindelig genug, und seine Gedanken überschlugen sich. Er hatte von Tanis Verzweiflung und ihrer schrecklichen Flucht gewusst, aber von ihrem Platz im Leben hatte er keine Ahnung gehabt. Als er sie jetzt sah, machte sie auf ihn den Eindruck eines in ein königliches Diadem eingefassten Juwels.
Er saß mit Tani und König Rafael in diesem eleganten, sonnendurchfluteten Zimmer und meinte, er wäre noch weiter von ihr entfernt als in den Monaten zuvor. Bis jetzt war er sich nicht bewusst gewesen, wie viel ihm die Erinnerung an ihre kurzen gemeinsamen Momente bedeutete, an die seidenweiche Berührung ihrer Haut auf seiner, den Duft ihres Haars, das Strahlen ihrer Augen, den Augenblick, als sie ihm ihr volles Vertrauen schenkte. Als Laranzu und Unterbewahrer von Neskaya war er niemandem untertan. Doch jetzt sah er die unüberbrückbare Kluft zwischen ihren Welten.
Bevor Tani richtig mit ihrer Geschichte begonnen hatte, beugte der Friedensmann sich vor und raunte Rafael etwas ins Ohr. »Gerolamo erinnert mich an meinen Zeitplan«, sagte Rafael. »Ihr jungen Leute kommt sehr gut ohne mich aus. Gero, bereite zu Ehren dieses jungen Mannes ein Bankett heute Abend vor, als Dank für die Dienste, die er meiner Nichte erwiesen hat.«
»Euer Majestät, bitte, es ist wirklich nicht nötig… «, begann Coryn.
»Papperlapapp!«, rief Rafael über die Schulter hinweg, als er den Raum verließ.
Tani lächelte töricht, während die Tür sich schloss. »Ihr habt ihm einen Grund zum Feiern gegeben, wodurch er jetzt doppelt in Eurer Schuld steht.« Sie erhob sich ohne dieses Raffen der Kleider, das Coryn mit Ladys und feinen Gewändern in Verbindung brachte. »An so einem schönen Morgen sollten wir nicht drin bleiben. Gehen wir in den Gärten spazieren. Caitlin, wärt ihr wohl so freundlich, das Kindermädchen zu bitten, Julian nach draußen zu bringen?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, schritt Tani forsch aus dem Zimmer, ging trotz ihrer langen Kleider mit fast ebenso ausgreifenden Schritten wie ein Mann.
»In dieser Hinsicht gleiche ich meinem Onkel«, sagte sie, als sie Coryn durch eine Anzahl Korridore und eine enge Steintreppe hinab vorausging. Sie drehte sich um und warf ihm ein Lächeln zu.
»An der frischen Luft, bei reger körperlicher Betätigung, fühlen wir uns beide wohler. Vergebt ihm seine Schroffheit. Die Cortes finden gerade statt.« Ihr Tonfall legte nahe, dass König Rafael lange, ermüdende Stunden über der Beurteilung von Fällen sitzen würde, die ihm vorgetragen wurden. Eine Gelegenheit zum Feiern kam da natürlich gerade recht.
Der Garten war klein und makellos sauber, der Kies auf den Wegen funkelte wie Marmor. Frisches Grün spross an den sorgfältig beschnittenen Kirschbäumen, Rosenspalieren und geformten Umrandungen. Ein Vogelpaar, das in einer alten Eiche in der Mitte nistete, tschilpte eine Warnung, als sie sich näherten, flog aber nicht davon. Um die nächste Ecke fiel Coryns Blick auf Bäume, die in der Form eines Drachen geschnitten waren.
Tani schwatzte belangloses Zeug - wie unerwartet sein Auftauchen und wie schön das Wetter an diesem Morgen sei -, bis ein Kindermädchen auf sie zukam, das einen kräftigen Jungen mit dunklem Haar und glühenden Wangen an der Hand führte. Der Junge schrie vor Freude auf, rannte zu Tani, und sie fing ihn mit den Armen auf.
»Euer Sohn«, sagte Coryn.
»Ja, ich… « Sie unterbrach sich und ließ den Jungen wieder auf den Boden hinab, dann setzte sie sich neben Coryn auf die Bank.
Prompt krabbelte der Junge auf ihren Schoß.
»Ich war mit Julian schwanger, als ich floh. Ohne Euch… « Sie hob den Blick, um ihm in die Augen zu sehen, und als sie weitersprach, bebte ihre Stimme von einem Gefühl, für das sie keinen Namen hatte. »Ohne Euch hätten wir beide die Reise nicht überlebt. Ich schulde Euch das Leben meines
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