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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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war unruhig geworden, als er dem Straßenjungen zuhörte. Er war aufs Geratewohl hierher gekommen, und die Wahrscheinlichkeit, dass er etwas erreichte, war gering. Ein Kinderkönig und ein Regent, Ansprüche, die erhoben und bestritten wurden, das waren die Ränke herrschaftlicher Macht, wenn nicht sogar das Vorspiel für etwas Größeres. Er rutschte auf seinem Stuhl herum und bestellte einen dritten Eintopf für den Jungen, der zweifellos hungrig genug war, um auch den noch zu essen.
    Zwei Männer waren vor dem Gasthaus stehen geblieben, knapp außer Sicht, so dass er das Mienenspiel auf ihren Gesichtern und Einzelheiten ihrer Kleidung nicht erkennen konnte, nur die schattenhaften Umrisse.
    »… Angriff auf die Grenzländer… «, sagte der eine mit schwerem Akzent. »Die Hälfte der Felder sind in Rauch aufgegangen… irgendwelches Hexenwerk… Feuer, das immer weiterbrennt… «
    Haftfeuer? Coryn horchte auf und richtete seine ganze Aufmerksamkeit darauf.
    »Ich sage, hart zurückschlagen«, erklang die Stimme des anderen Mannes. »Sollen die dreckigen Ombredin dafür zahlen. Das Land gehört uns, sage ich. Alles zurückholen, und noch mehr dazu.«
    »Aye, ein anständiger Kampf ist eine Sache, aber wenn diese verdammten Türme ins Spiel kommen… « Mit Hass durchsetzte Furcht klang aus der Stimme.
    »Rafael Hastur ist ein gerechter König… «
    »Wo waren er und seine tollen Leute denn, als Maires Dorf abgefackelt wurde und nichts mehr übrig blieb, was noch brennen konnte? Bei Zandrus blutigen Gebeinen, eines Tages kommt die Abrechnung, eines Tages… «
    »Aber nicht heute Abend und nicht hier im Freien. Wie wär’s, wollen wir uns noch einen genehmigen?« Ein Schatten schob sich auf den Türeingang zu.
    Der andere Mann, der zuerst gesprochen und dessen Maire ihr Dorf und vielleicht ihr Leben verloren hatte, hielt ihn zurück.
    »Nein, heute Abend habe ich genug… « Die Stimme des Mannes wurde leiser. »… für mich alles keinen Wert mehr… Vielleicht… reichlich Ambervale-Blut vergieße, lässt ihr Schatten mich schlafen… «
    »Was, du willst in Hasturs Armee eintreten?«
    Die Antwort war unverständlich, obwohl Coryn all seine Sinne anspannte.
    »… bring dich jetzt nach Hause… «
    Der Straßenjunge war verstummt und hatte den Blick auf Coryn geheftet. Er hatte wieder diesen berechnenden Ausdruck im Gesicht. Coryn stand auf und warf dem Jungen noch eine kleine Münze zu. »Hier. Iss zu Ende. Ich finde allein zurück.«
    Er achtete darauf, die Mantelkapuze über seinen Kopf zu streifen, als er das Gasthaus verließ.

26
    Am nächsten Morgen wusch sich Coryn, kämmte sich das schulterlange Haar, kleidete sich in eine graue Robe mit roten Bändern, um seinen Status als Unterbewahrer kenntlich zu machen, und begab sich so zu seinem Gespräch mit König Rafael Hastur II. Er wurde höflich von einem älteren Mann begrüßt, der seine Position nicht nannte, aber würdevolle Autorität ausstrahlte, vielleicht ein Coridom oder Friedensmann.
    »Bitte folgt mir«, sagte der Mann und führte ihn vom Eingang zur großen Halle. Wachen in Hastur-Farben, von makelloser Erscheinung und äußerster Wachsamkeit, standen in Abständen im Korridor. Das muss der königliche Privatflügel sein, dachte Coryn. Die Wände bestanden aus einem Gestein, so rein, dass es Marmor glich, auf schmückende Weise mit hellblauen, halb durchscheinenden Feldern durchsetzt. Das erzeugte die Wirkung von Tiefe und Geräumigkeit, obwohl der Durchgang nicht besonders breit war.
    Am Ende des Korridors wurde Coryn in einen Raum geführt, der wie eine Ratskammer aussah, mit sechs Stühlen, die reihum an einen ovalen Tisch herangerückt waren. Eine Schale Schneetropfen stand auf einem Tablett, neben einem halben Dutzend mundgeblasener Kelche und einem Krug, der vor Kälte beschlagen war. Im Kamin brannte kein Feuer, obwohl Coryn vermutete, dass schon wenige Scheite genügten, um den Raum selbst beim schlimmsten Wetter behaglich warm werden zu lassen. Die Fenster mit den Mittelpfosten standen sperrangelweit auf, und Sonnenlicht fiel herein, brachte die Staubteilchen in der Luft zum Flirren, eine goldene Brücke zum Himmel. Alles erweckte den Eindruck von Pracht, Ordnung und Heiterkeit.
    Auf der anderen Seite des Raumes, in einer Ecke neben der Feuerstelle, erhob sich eine Frau von ihrem Stuhl und kam auf ihn zu.
    Sie lächelte zur Begrüßung, obwohl sie nicht ihre Hand ausstreckte. Ihr dunkelrotes Haar war grau meliert und kräuselte sich im

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