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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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»Coryn, ich dachte, ich würde Euch nie mehr wiedersehen. Die kurze Zeit, die wir miteinander verbrachten, war ein Geschenk. Wir dürfen nicht zulassen, dass unser gemeinsamer Feind uns entzweit.«
    Sie streckte die Hand aus und ergriff in einer spontanen und herzlichen Geste seinen Arm. Ihre Berührung raste wie ein Feuerstrom Coryns Nervenbahnen hinauf. Durch den körperlichen Kontakt nahm er den Bereich ihrer Psyche wahr, in dem Gedanken und Gefühlserinnerungen sich vermengten. Ein Augenblick äußerster Abscheu, der Schwindel erregende Moment, als ihre Welt und alles, woran sie glaubte, auf den Kopf gestellt wurde, der kalte Geschmack der Verzweiflung, der sie durch den Sturm trieb, ein Bild vom Gesicht ihres Onkels, grau vor Entsetzen. Und im Mittelpunkt all dessen, wie eine Spinne, die auf Beute lauert - Deslucido.
    Sie muss ihn wirklich sehr hassen.
    Deslucido war bei all seiner Habgier und seinem Ehrgeiz doch nur ein gewöhnlicher Mensch.
    Rumail… Rumail hingegen war ein Verbannter der Türme. Rumail konnte keinen Schaden mehr anrichten.
    Dennoch… Blaue Flammen loderten lüstern hinter Coryns Augen auf, teils Erinnerung, teils ein Spiegel der Angst, die er in Taniquel spürte.
    Er sah sie in Gedanken vor sich, ihm zugewandt, die Augen von Licht erfüllt, das Haar ein Strahlenkranz aus gesponnenem schwarzem Glas, das ihr Gesicht einrahmte. Sie reckte ihm ihre Arme entgegen, während die Flammen höher loderten, eine weiß glühende Barriere.
    Durch Wasser bist du zu mir gekommen, dachte er. Durch Feuer komme ich zu dir.
    Dann war der Augenblick der Vision vorbei, und sie saßen wieder gemeinsam in der kleinen, von einer Mauer umgebenen Welt des Gartens. Sie hielt noch immer seine Hand, den Körper fest an ihn geschmiegt. Rosenrot, klar wie ein Sonnenuntergang im Sommer, färbte sich ihre Haut. Sie waren einander so nahe, dass er ihren Atem fühlen, den schwachen, würzigen Duft riechen konnte, den sie an sich trug, und das leichte Pulsieren an ihrem Hals sehen konnte.
    Er legte die freie Hand sanft auf Taniquels Wange. Sie schloss die Augen. Als seine Finger über ihr Gesicht strichen, wurde ihm klar, dass sie ein gewisses Maß an Empathie besaß. Unausgebildet, instinktiv, erfüllte es all ihre Sinne. Sie spürte nicht nur seine Berührung, die Wärme und Beschaffenheit seiner Hand auf ihrer, den Duft seiner von der Sonne erwärmten Haut, alles, was ihr Körper erlebte, sie spürte auch seine Emotionen.
    Ohne nachzudenken strich er mit seinen Lippen über ihre, oder vielleicht war es auch sie, die sich so bewegte, dass sie sich fanden.
    Ein Gefühl, das er noch nie gekannt hatte, eine Zärtlichkeit, so kostbar, dass sie schon an Schmerz grenzte, entfaltete sich in ihm.
    Ihr Herz öffnete sich ihm, ein Spiegel seines eigenen.
    Noch nie in all seinen Jahren im Turm hatte er eine Vereinigung erlebt, die so vollkommen war, so unkompliziert und vorbehaltlos und ohne jede Bedingung. Sie hielt nichts zurück und ergab sich ihrer Leidenschaft in dem gleichen Maß, wie sie in ihm aufstieg. Die Zeit verlor jegliche Bedeutung.
    Das Rascheln von Blättern und das Knacken eines Zweigs brachten ihn in die Gegenwart zurück. Coryn öffnete die Augen und sah einen kleinen Vogel aus dem Gesträuch aufflattern. Die Finger einer seiner Hände waren noch immer mit ihren Fingern verschlungen, während die andere sanft auf ihrer Wange lag.
    Dunkle Wimpern öffneten sich sacht und enthüllten Augen, die mit schimmernden Tränen gefüllt waren. Er hatte noch nie etwas so Schönes wie diese Augen gesehen. In einer anderen Welt, einem anderen Leben, dachte er, hätte er für immer in ihnen versinken mögen.
    Taniquel blinzelte, schniefte, entzog sich ihm. Er richtete sich auf. Sein Kreuz schmerzte, weil er sich zu lange vorgebeugt hatte.
    »Ich… « Ihr versagte die Stimme.
    Coryn dachte, dass sie lediglich die Hand nach ihm auszustrecken brauchte, und es wäre ihm nicht mehr möglich, ihr zu widerstehen. Sie wären beide verloren, alle Pflicht wäre vergessen.
    Stattdessen hob sie die Hände an ihr Haar und zog eine Kupfernadel heraus, anmutig gewölbt und mit einem filigranen Muster aus kleinen, funkelnden Steinen besetzt. Mehrere zarte Bänder aus der gleichen Seide, aus der auch ihr Gewand bestand, waren um die Fassung gewunden und endeten in winzigen geknoteten Rosetten. Sie hielt ihm die Nadel hin.
    Seine Finger schlossen sich um das noch warme Schmuckstück.
    Mehrere lange schwarze Haare hatten sich darin verfangen.
    Zur

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