Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
Vom Netzwerk:
Sohnes ebenso wie meines.«
    Er saß reglos da, ganz nach den Regeln, die er im Turm erlernt hatte, um die direkte körperliche Berührung zu vermeiden. »Ihr habt den König Euren Onkel genannt. Wer genau seid Ihr?«
    »Mein Name ist Taniquel Elinor Hastur-Acosta«, antwortete sie. »König Rafael ist der Bruder meiner Mutter. Ich wurde schon in jungen Jahren eine Waise und erst hier in Thendara und dann in Acosta aufgezogen.«
    Als sie die Geschichte ihrer Kindheit und Vermählung erzählte, hatte Coryn den Eindruck, dass das lebhafte Mädchen sich vor seinen Augen in eine entschlossene, einfallsreiche Frau verwandelte.
    Er konnte sich gut vorstellen, dass sie so eine schreckliche Reise auch allein durchgestanden hätte.
    Als sie über den Angriff auf Burg Acosta sprach, wurde das Kind in ihren Armen unruhig, als spürte es ihren Zorn. Eine der Dienerinnen brachte einen Ball, einen Reif und einen Stock.
    »Komm schon!« Lachend warf sie den Ball in die Luft, damit ihr Sohn hinterherlief. Jäher Schmerz durchzuckte Coryn, als er sich an solche Spiele mit Kristlin erinnerte, doch Taniquels Freude war ansteckend, und gleich darauf ließ sein Schmerz nach.
    Als der Kleine müde war und das Kindermädchen ihn zurückbrachte, wurde es Zeit für das Mittagessen. Taniquel entschuldigte sich und sagte, dass anderenorts noch Pflichten auf sie warteten.
     
    An diesem Abend wurde auf Rafaels Wunsch in der großen Halle ein Fest abgehalten, mit Musik und Gesang. Wenn es kurzfristig organisiert worden war, so änderte das nichts an der Ausgelassenheit und Freude, die alle empfanden. Die Tafeln bogen sich unter Speisen und Wein. Nach dem Mahl begannen die Lustbarkeiten. Akrobaten sprangen umher, schlugen Saltos und stellten aufs Waghalsigste ihren Gleichgewichtssinn unter Beweis.
    Eine kleine Gruppe berufsmäßiger Tänzer bot die knifflige und äußerst athletische Version eines Bergtanzes dar. Ein Spielmann hatte über Taniquels Reise in die Freiheit eine Ballade komponiert, obgleich Coryn fand, dass er sich bei der Schilderung der Landschaft und seiner eigenen Rolle große Freiheiten genommen hatte. Er war der flüchtenden Königin nicht, wie das Lied behauptete, als Engel erschienen, von blauem Licht umgeben. Und Taniquel hatte auch keine Spuren körperlicher Foltern getragen; ihre äußeren Verletzungen hatten von Erfrierungen hergerührt, nicht vom Sturm auf die Burg. Coryn hatte Taniquel einen kurzen Blick zugeworfen. Ihre Augen funkelten, und ein fiebriges Rot hatte ihre Wangen überzogen. Unsichtbare Wunden reichen oft viel tiefer als die, die man verarzten kann.
    Gegen Ende wich das Erzählerische in dem Lied einer Schmährede und gipfelte in einem Aufruf, sich gegen die Tyrannen zu bewaffnen, die den Platz des rechtmäßigen Königs von Acosta eingenommen hatten.
     
    König Rafael war den nächsten Zehntag über mit den Cortes beschäftigt, und Coryn fand sich unwillkürlich in der Rolle eines Höflings wieder, zwar willkommen im Haushalt, aber ohne dass sein Anliegen als sonderlich dringend eingestuft wurde. Erst mehrere Tage später erfuhr er den Rest von Taniquels Geschichte, als sie wieder im Garten lustwandelten. Ihre Stimme bebte nicht, als sie von den Luftwagen berichtete, die Angriffe auf ihre Burg flogen, und vom Einsatz des bewusstseinsverändernden Laran.
    Ihren Worten haftete ein gewisser Unterton an, und er spürte, dass sie vieles nicht laut aussprach. Vielleicht konnte sie es nicht.
    Sie saß dort auf der Bank, und die Sonne zauberte Regenbogen in ihre schwarze Haarpracht, während sie den Kopf stolz erhoben hielt, die Hände vorübergehend reglos. Ihr Blick war umwölkt, als wäre er nach innen gerichtet, auf etwas, was sie nur in ihrer Erinnerung sehen konnte, und er dachte, dass er noch nie so viel ruhige Anmut, so viel Tapferkeit gesehen hatte.
    »Wir haben einen gemeinsamen Feind«, sagte er während einer dieser Pausen, die sich ergaben, wenn Gefühle den Platz von Worten einnahmen. »Damian Deslucido, er, den Ihr den Eidbrecher nennt.«
    »Wie seid Ihr ihm begegnet?«
    »Fragt lieber, wie er mich und die Meinen ins Unglück stürzte«, sagte Coryn gramerfüllt. »Bevor er nach Acosta ritt, eroberte er mehrere kleine Bergkönigreiche, darunter auch Verdanta. Das ist meine Heimat.«
    »Ja, davon habe ich gehört«, sagte sie, zog die Brauen zusammen und kniff den Mund zusammen. »Verdanta, eines der Storn-Reiche und Hawksflight. Er wollte sich für den Sturm auf Acosta in eine gute Ausgangslage

Weitere Kostenlose Bücher