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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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kann, reitet mit aller Kraft zum Turm. Unter keinen Umständen darfst du ihn zurücklassen. Hast du verstanden?«
    Rafe steckte das eingepackte Fläschchen wortlos in seine Satteltaschen, die Miene so ausdruckslos wie immer. Er brauchte anscheinend keinen ausländischen Zauberer, der ihn über seine Pflichten belehrte.
    Kristlin warf sich in Coryns Arme. Ausnahmsweise hatte er einmal keine tröstenden Worte für sie. Als er sich lösen wollte, zog sie ihn noch einmal an sich. Rumail streckte die Hand aus, um ihr über den Kopf zu fahren, doch sie zuckte zurück.
    »Rührt mich nicht an.« Kristlin hob das Kinn, ihre Augen blitzten. »Nicht Ihr seid mein versprochener Gemahl, sondern Prinz Belisar, der König sein wird.«
    »Trotzdem musst du höflich zu Dom Rumail sein, der dein Verwandter sein wird«, sagte Tessa, die hinter sie getreten war, steif.
    »Und eine Königin muss zu allen höflich sein, besonders zu einem Laranzu mit großer Macht.«
    »Sobald Coryn aus dem Turm zurück ist, werden wir ihn haben, dann brauchen wir keinen anderen mehr.«
    Tessa errötete und stammelte eine Entschuldigung für das Benehmen ihrer jüngeren Schwester. Rumail tat ihre Worte mit der Bemerkung ab. »Sie ist noch ein Kind, das schon ihren großen Bruder vermisst. Ich überlasse sie deiner Obhut und Vormundschaft, Damisela.«
    Coryn schwang sich auf Tänzers Rücken und verabschiedete sich noch ein letztes Mal bei seinem Vater. Als er aus dem Hof ritt, geführt von Rafe, stürmte Kristlin hinter ihm her. Sie klammerte sich an seinen Steigbügel.
    »Ich würde dich ja mitnehmen, wenn ich könnte, Chiya«, sagte er.
    Ihre Unterlippe bebte, doch sie schüttelte den Kopf. »Ich will nicht in einen Turm, nicht einmal mit dir. Ich will für immer hier bleiben.«
    Aus einem Impuls heraus sagte er: »Ganz unten in meiner Truhe liegt eine geschnitzte Seifenholzschachtel. Hebst du sie für mich auf? Wenn du mich dann vermisst, kannst du sie zur Hand nehmen; dann weißt du, dass ich an dich denke.«
    Sie strahlte, nickte und ließ seinen Steigbügel los. Seine Hand glitt in die Innentasche seiner Weste, wo er das Taschentuch seiner Mutter verstaut hatte. Solange es dort sicher ruhte, war auch er sicher.
     
    Als Rafe zum Mittagessen anhielt, hatten Sonne und frische Luft, zusammen mit der Übung des Reitens, Coryns Übelkeit durch das zu üppige Frühstück beseitigt. Sie ritten noch im Verdanta-Land, doch im Verlauf der Stunden waren die Umrisse der Berge weniger vertraut geworden. Der Pfad hatte sich an Felsformationen entlanggewunden, die pockennarbig vor lauter Höhlen waren, durch Wiesen mit braun versengtem Gras und hinab in Täler voller Farne und Dorngestrüpp. Sie hielten, um am Rand eines Baches die Pferde saufen zu lassen und sich auszuruhen.
    Coryn setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm, pflückte einen der gelb gefleckten Rindenpilze, die darauf wuchsen, und knabberte an seinem restlichen Nussbrot und Käse. Einst war dieser Abschnitt des Waldes weit und tief gewesen, und angeblich sollten hier Waldläufer ihr Unwesen treiben, doch der Fluss war zu einem bloßen Rinnsal geworden, und zu seinen Lebzeiten hatte noch niemand diese scheuen Wesen mit eigenen Augen gesehen. Vielleicht würde er eines Tages zurückkommen und nach ihnen suchen. Er würde ja nicht für immer im Turm bleiben… oder? Er seufzte, streckte sich und stand auf, um sich noch einen Apfel aus den Satteltaschen zu holen.
    »Ihr habt einen gesunden Appetit«, sagte Rafe.
    »Ja, ich fühle mich großartig.« Coryn biss von dem Apfel ab. Er gehörte zur Ernte vom letzten Herbst und hatte seine Knackigkeit verloren. Schon den ganzen Morgen hatte Coryn nach der passenden Gelegenheit für ein Gespräch gesucht. »Rafe… du bist doch einer von meines Vaters Leuten, nicht wahr, nicht einer von Dom Rumails?«
    Die Mundwinkel des alten Soldaten spannten sich leicht. Coryn hatte richtig vermutet, dass er sich nicht gern von einem fremden Laranzu Befehle erteilen ließ. Er hatte das verpackte Fläschchen Kirian angefasst, als wäre es von der Magie des Zauberers besudelt.
    »Und wir wissen beide, dass ich kein Kindermädchen mehr brauche«, fuhr Coryn fort. »Ich glaube… ich glaube, es wäre weniger kränkend für uns beide, wenn ich das Kirian an mich nähme, das Fläschchen, das er dir gab, und es bei Bedarf selber benutze. Dann musst du nicht gleichzeitig auf mich und auf den Weg achten.«
    Er hatte halbwegs erwartet, dass Rafe Einwände erhob, doch der Mann

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