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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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blieb ihr in der Kehle stecken. Eine Stimme knisterte durch ihr Bewusstsein.
    Die Hastur-Schlampe! Ergreift sie, damit ihr Geist so lange hier umherirrt, bis ihr Körper welk wird und stirbt!
    Mit einem Mal wusste sie, woher sie diese Stimme kannte. Rumail - Damian Deslucidos zaubermächtiger Bruder!
    Ihre Muskeln machten sich bereit zu fliehen, doch mit einem Mal traf sie die grässliche Erkenntnis, dass sie sich nicht bewegen konnte. Sie konnte nicht einmal mehr klar sehen. Rumail hielt sie fest in seinem geistigen Griff gefangen. Sie konnte sich weder verteidigen noch entkommen.
    Nein! So darf es nicht enden! Hilf mir, Coryn!
    Doch sie erhielt keine Antwort. Sie war mit ihrer Dummheit völlig auf sich allein gestellt. Dabei war sie so weit gekommen, hatte so dicht vor dem Ziel gestanden! Ihr Blick trübte sich zusätzlich durch Tränen des Schmerzes und der Enttäuschung.
    Der Turm wankte wie in einer Fata Morgana. Im Inneren dieses verschwommenen Bildes zeichneten sich die Umrisse einer menschlichen Gestalt ab, als würde jemand unter Wasser auf sie zuschwimmen. Das alterslose Gesicht der Frau war von einer Korona silbernen Feuers umrahmt. Wie von einem nicht spürbaren Wind durchweht, wirbelte ein Gewand aus leuchtendem Grau um ihre schlanke Gestalt. Ihre Stimme flüsterte durch Taniquels Geist, und jede Silbe ließ winzige Glöckchen erklingen.
    »Meine Blutsverwandte, du schwebst in großer Gefahr hier in der Überwelt. Du musst sofort zurück!«
    Blutsverwandte?
    Taniquel stellte fest, dass sie sich wieder bewegen konnte, ging näher auf die Erscheinung zu und erkannte die vertrauten Züge der Frau. Diese leicht schräg gestellten Augen, die Form der Nase und diesen Haaransatz hatte sie schon bei ihrem Onkel und in ihrem Spiegel gesehen. Diese Fremde musste vom Blute Hastur sein.
    »Wenn du von meinem Blut bist, so hilf mir bitte!«, flehte Taniquel. »Du musst diesem Angriff Einhalt gebieten… «
    »Wir haben keine Zeit für lange Worte! Ich kann die Lücke nicht länger als ein paar Augenblicke offen halten. Du musst jetzt gehen, mit dem Segen der Götter!«
    Wie von dem Schrei der Frau angetrieben rannte Taniquel los.
    Sie rannte schneller, als sie es für möglich gehalten hätte. Ihre Füße flogen förmlich über den glatten grauen Boden. Ihr Gesicht brannte in dem ihr entgegenschlagenden Wind.
    Ein- oder zweimal warf sie einen Blick zurück und sah Tramontana zu einem Bruchteil seiner ehemaligen Größe zusammengeschrumpft. Nach dem zweiten Mal wagte sie, ihre Geschwindigkeit zu drosseln. Dem Licht nach zu schließen, das über dem fernen Turm pulsierte, hatte er den Angriff auf die Männer ihres Onkels wieder aufgenommen.
    Fielen Deslucidos Männer etwa schon in diesem Moment über sie her? Wie lange hielt Hasturs Armee noch durch, bevor sie sich in ein tollwütiges Tier verwandelte und sich nicht einmal mehr verteidigen konnte?
    Nein, murmelte Taniquel vor sich hin. So konnte es nicht enden. So durfte es nicht enden.
    Ihr Körper wurde schwer und plump, wie ungebrannter Ton.
    Sie konnte nicht mehr weiterlaufen, die Beine drohten unter ihr wegzuknicken, und sie schnappte laut aufschluchzend nach Luft.
    Coryn… , ach, mein süßer Geliebter, wo bist du?

37
    »Taniquel?«
    Coryn schreckte auf, saß kerzengerade im Bett und blinzelte verschlafen. Er war gerade weggedämmert, nachdem er bis tief in die Nacht daran gearbeitet hatte, die gewaltigen Anordnungen von Laran-Batterien aufzuladen. Die komplizierte Matrix-Vorrichtung, aus der die ultimative Verteidigungswaffe - seine Waffe - bestand, war fertig gestellt und wartete nur noch auf die erforderlichen Energiereserven. In den vergangenen zehn Tagen hatten sie alle Sonderschichten eingelegt und die Arbeit, die ein Höchstmaß an Konzentration verlangte, gemeinsam hinter sich gebracht. An manchen Morgen hatte Coryn kaum noch genug Kraft gehabt, um seinen schmerzenden Körper die Stufen in den Bereich des Neskaya-Turms hinaufzuschleppen, der für die erfahrenen Techniker, Bernardo und ihn selbst als Unterbewahrer reserviert war.
    An diesem Abend hatte er die Arbeit jedoch vorzeitig abbrechen lassen. Macs Konzentration war nach den ersten paar Stunden immer mehr zerfasert, als wäre er kein erfahrener Techniker, sondern ein Neuling. Selbst Amalie, normalerweise so unerschütterlich wie der Wall um die Welt, war nervös und unkonzentriert gewesen und hatte die Verbindung zweimal fast unterbrochen.
    Auch auf seine Leistung als Bewahrer dieses Kreises

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